UniCredit Bank Austria "Einkaufsmanagerindex"
Industrie startet mit viel Optimismus in die zweite Jahreshälfte

| Redaktion 
| 29.07.2025

Trotz schwacher Nachfrage und steigender Kosten sorgen ein neues Zollabkommen mit den USA sowie die Erholung in Deutschland für positive Impulse.

Am Dienstag veröffentlichte die UniCredit Bank Austria ihren "Einkaufsmanagerindex" für Juli. Dieser zeigt, dass trotz der hohen Verunsicherung für die Exportwirtschaft aufgrund der US-Zollpolitik sich die Industriekonjunktur in Österreich zu Beginn der zweiten Jahreshälfte 2025 etwas aufgehellt und damit den zu Jahresbeginn begonnenen Verbesserungstrend wieder fortgesetzt hat "Der UniCredit Bank Austria Einkaufsmanagerindex stieg im Juli auf 48,2 Punkte. Die fragile konjunkturelle Lage der heimischen Industrie hielt damit jedoch an. Seit exakt drei Jahren unterschreitet der Indikator die Neutralitätslinie von 50 Punkten", sagt UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer.

Rückstand zur europäischen Industrie verringert

Der leichte Anstieg des "Einkaufsmanagerindex" im Juli zeigt laut Experten der UniCredit Bank Austria, dass sich der Rückstand zur europäischen Industrie wieder etwas verringert hat. "Der vorläufige Einkaufsmanagerindex für den Euroraum stieg im Juli auf 49,8 Punkte. Der positive Trend war vor allem der anhaltend günstigen Entwicklung in Deutschland zu verdanken. Gestützt auf die Erwartung steigender Staatsausgaben und verbesserter Investitionsbedingungen setzte sich die Aufwärtsbewegung des Einkaufsmanagerindex für die verarbeitende Industrie in Deutschland auf 49,2 Punkte fort", so Bruckbauer.

UniCredit Bank Austria Einkaufsmanagerindex © S&P Global/UniCredit Research

Mit der Verbesserung des UniCredit Bank Austria Einkaufsmanagerindex verstärkten sich demnach die Anzeichen für eine Erholung der Industrie in Österreich.

Hoffnung und Investitionsbereitschaft

Zu Beginn der zweiten Jahreshälfte 2025 hielt die rückläufige Nachfrage nach österreichischen Industrieprodukten im In- und Ausland weiter an. Vor allem die Schwäche der Bauwirtschaft und die zurückhaltende Haltung der Kund:innen aufgrund anhaltender Unsicherheiten belasteten das Neugeschäft. Im Juli ging der Auftragsrückgang jedoch deutlich langsamer voran, der Index für das Neugeschäft stieg auf 46,2 Punkte. Auch der Rückgang der Auslandsnachfrage fiel im Vergleich zum Vormonat spürbar geringer aus.

"Die Hoffnung auf ein tragbares Zollabkommen mit den USA und eine langsam zunehmende Investitionsbereitschaft verlangsamten den Rückgang der Auftragseingänge aus dem In- und dem Ausland und lösten im Juli sogar einen leichten Anstieg der Produktion in den österreichischen Industriebetrieben aus. Mit 50,5 Punkten wurde die Neutralitätsgrenze zwar nur knapp überschritten, aber der beste Wert seit Mai 2022 erreicht", meint UniCredit Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl.

Beschäftigungsrückgang verlangsamte sich

Die leichte Verbesserung der Industriekonjunktur im Juli, erkennbar an einem moderaten Anstieg der Produktionsmenge und einer Verlangsamung des Auftragsrückgangs, führte dazu, dass die österreichischen Industriebetriebe den Stellenabbau etwas reduzierten. Der Beschäftigtenindex kletterte auf 45,8 Punkte.

Trotz dieser Entschleunigung passten die Unternehmen ihre Personalkapazitäten weiterhin zügig an die Produktionsanforderungen an. Seit rund zweieinhalb Jahren verzeichnet die heimische Industrie einen Rückgang des Beschäftigtenstands. In dieser Zeit gingen von etwa 650.000 Arbeitsplätzen in der Warenproduktion rund 25.000 verloren. Besonders stark war der Rückgang in der Bekleidungs- und Textilindustrie sowie im KFZ-Bereich. Auch die Metallerzeugung und die Glasproduktion waren überdurchschnittlich betroffen. Mit mehr als 7.000 verlorenen Stellen verzeichnete die Metallerzeugung, in der etwa 10 Prozent aller Industriebeschäftigten tätig sind, die größten Einbußen. Ein nennenswerter Aufbau von Arbeitsplätzen fand lediglich in der Lebensmittel- und der Pharmaindustrie statt.

Seit Jahresbeginn 2025 stieg die saisonbereinigte Arbeitslosenquote in der verarbeitenden Industrie um 0,5 Prozentpunkte auf 4,5 Prozent. "Von der Verbesserung der Industriekonjunktur wird am Arbeitsmarkt vorerst noch nicht zu spüren sein. In den kommenden Monaten ist von einer Fortsetzung des Aufwärtstrends der Arbeitslosenquote im Sektor auszugehen. Nach durchschnittlich 4,0 Prozent im Jahr 2024 dürfte die Arbeitslosenquote 2025 auf 4,6 Prozent steigen", so Pudschedl und fügt hinzu: "Damit wird trotz einer höheren Dynamik die Arbeitslosenquote in der Industrie 2025 jedoch deutlich niedriger als in der Gesamtwirtschaft mit 7,5 Prozent bleiben."

UniCredit Bank Austria Einkaufsmanagerindex und Teilindizes © S&P Global/UniCredit

Anstieg der Einkaufspreise

Die gegenläufige Entwicklung von Ein- und Verkaufspreisen im Juli hat die Kosten- und Ertragssituation der österreichischen Industriebetriebe im Durchschnitt verschlechtert. Nach drei relativ stabilen Monaten zogen die Kosten deutlich an, was vor allem auf gestiegene Elektrizitäts- und Personalkosten zurückzuführen ist.

"Der Kostenanstieg fiel im Juli recht kräftig aus. Dagegen gingen die Verkaufspreise sogar noch etwas stärker als im Vormonat zurück. Angesichts der schwächelnden Nachfrage war die Preisdurchsetzungskraft der Betriebe beschränkt. Zudem erfolgten Preisanpassungen im Export infolge des stärkeren Euros", so Pudschedl.

Kostenbewusstes Lagermanagement

Was weiter verstärkt wurde, seien die Bemühungen zur Reduktion der Kostenbelastung in der Lagerhaltung. Die Bestände an Vormaterialien und Rohstoffen gingen sogar mit einem noch etwas höherem Tempo als im Vormonat zurück. "Der Rückgang der Bestände in den Verkaufslagern setzte sich zu Beginn der zweiten Jahreshälfte fort, verlangsamte sich jedoch gegenüber dem Vormonat deutlich, so Pudschedl. "Wie schon in den vergangenen drei Jahren erfolgte der Abbau der Fertigwarenlager im Juli spürbar langsamer als die Verringerung der Bestände an Vormaterialien. Die Bemühungen zur Senkung der Lagerkosten werden durch gut gefüllte Lager und die anhaltend schwache Nachfrage erschwert", sagt der Experte.

Optimistischer Ausblick

Die Stimmung in der österreichischen Industrie hat sich also verbessert. Der Index für die Produktionserwartungen in den kommenden zwölf Monaten stieg auf 59,5 Punkte, der höchste Wert seit dreieinhalb Jahren. Die Betriebe erwarten, dass die Industrieproduktion nach zwei schwierigen Jahren 2025 wieder leicht zulegen könnte. Ein Anstieg von bis zu 1,5 Prozent real im Jahresdurchschnitt ist möglich. Unterstützt wird diese Entwicklung durch ein stabileres europäisches Umfeld und die Klarheit im Außenhandel infolge des neuen US-Zollabkommens.

"Die Industriekonjunktur scheint in Österreich allmählich wieder Fuß zu fassen, begünstigt durch ein freundlicheres europäisches Umfeld. Zudem sorgt die kürzliche Einigung auf ein Zollabkommen mit den USA zumindest für Klarheit im Außenhandel. Obwohl die österreichische Industrie im globalen Wettbewerb durch eine hohe Kostendynamik besonders hohen Herausforderungen gegenübersteht, sollte nach zwei Jahren mit Einbußen die Industrieproduktion 2025 wieder leicht zulegen können. Wir erwarten einen Anstieg um bis zu 1,5 Prozent real im Jahresdurchschnitt", so Bruckbauer abschließend.

www.bankaustria.at

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