Bis 2028
Warum KI-Agenten ein wirtschaftliches Potenzial in Milliardenhöhe bergen

| Larissa Bilovits 
| 27.07.2025

Laut einer aktuellen Studie seien die Chancen für Unternehmen durch die Skalierung agentenbasierter KI-Systeme zwar hoch, allerdings sei das Vertrauen durch Datenschutz- und Ethikbedenken im vergangenen Jahr stark gesunken. 

Künstliche Intelligenz (KI) nimmt längst Einzug in sämtliche Branchen – und bringt enorme Chancen mit sich: Laut einer aktuellen Studie des Capgemini Research Institute mit dem Titel "Rise of agentic AI: How trust is the key to human-AI collaboration" würden alleine agentenbasierte (also eigenständig agierende) KI-Systeme ein wirtschaftliches Potenzial von bis zu 450 Milliarden US-Dollar bis 2028 bergen. Obwohl viele Unternehmen dies erkennen, haben bislang nur rund zwei Prozent der Betriebe eine vollständig skalierte Einführung erreicht. Darüber hinaus sinkt das Vertrauen in KI-Agenten rapide.

Technologie trifft menschliche Komponente

Im Zuge der Studie wurden 1.500 Führungskräfte aus 14 Ländern und 13 Branchen befragt, wobei sich herausstellte, dass sich die Mehrheit ihrer Unternehmen hinsichtlich agenturbasierter KI-Systeme noch in der Planungsphase befindet. Erst knapp ein Viertel hat bereits Pilotprojekte gestartet, und 14 Prozent haben mit der Implementierung begonnen. Fast bei der Hälfte der Unternehmen mangelt es zudem an einer konkreten Umsetzungsstrategie – und das, obwohl 93 Prozent der Entscheider:innen überzeugt davon sind, dass die Skalierung von KI-Agenten innerhalb der nächsten zwölf Monate einen Wettbewerbsvorteil bringen wird. 

Darüber hinaus scheinen sich die Befragten darüber im Klaren, dass man für eine gelungene KI-Implementierung auch an der menschlichen Ebene ansetzen muss. So bewerten 90 Prozent der Führungskräfte die menschliche Beteiligung an KI-gestützten Prozessen als positiv oder kostenneutral. Und fast drei Viertel glauben, dass die Vorteile menschlicher Aufsicht die Kosten überwiegen. 

"Das wirtschaftliche Potenzial von KI-Agenten ist erheblich. Um es zu realisieren, braucht es aber nicht nur die Technologie an sich, sondern eine umfassende, strategische Transformation von Menschen, Prozessen und Systemen", meint Hellmuth Leinfellner, Head of Digital Customer Experience bei Capgemini Consulting Österreich. "Der Schlüssel zum Erfolg liegt in einem klaren Fokus auf Ergebnissen und der Neugestaltung von Prozessen mit einem AI-first-Mindset. Vertrauen in KI entsteht durch verantwortungsbewusste Entwicklung – mit Ethik und Sicherheit als Grundpfeilern. Gleichzeitig müssen Unternehmen so organisiert werden, dass eine effektive Mensch-KI-Zusammenarbeit möglich ist – mit dem Ziel, menschliche Urteilsfähigkeit zu stärken und bessere Geschäftsergebnisse zu erzielen."

Vertrauen stark gesunken, Erwartungen aber hoch

Obwohl das Vertrauen hier also essenziell ist, zeigt die Studie, dass es hinsichtlich vollständig autonomer KI-Agenten im vergangenen Jahr von 43 auf 27 Prozent deutlich gesunken ist. Weiters sind inzwischen knapp zwei von fünf Führungskräften der Ansicht, dass die Risiken der Implementierung den Nutzen übersteigen, und nur 40 Prozent trauen KI-Agenten zu, Aufgaben und Prozesse eigenständig zu steuern. Allerdings scheint das Vertrauen mit dem Übergang von der Erkundungs- zur Implementierungsphase (37 vs. 47 Prozent) deutlich zu wachsen. Um die Akzeptanz zu fördern, setzen viele Unternehmen laut eigenen Angaben hier auf Transparenz, Nachvollziehbarkeit der Entscheidungsprozesse von KI-Agenten sowie ethische Schutzmechanismen.

Die Erwartungen der Unternehmen, die die KI-Implementierung vorantreiben, sind jedenfalls hoch. So glauben 60 Prozent, dass sich innerhalb der nächsten zwölf Monate Mensch-KI-Teams etablieren werden, in denen KI-Agenten als unterstützende Partner agieren oder menschliche Fähigkeiten erweitern. 70 Prozent der Unternehmen gehen zwar davon aus, dass hier eine Reihe organisatorischer Umstrukturierungen erforderlich wären. Allerdings erwarten sich 65 Prozent bei effektiver Zusammenarbeit zwischen Mensch und KI eine Steigerung der menschlichen Beteiligung an wertschöpfenden Aufgaben, da KI-Agenten sie von anderen Tätigkeiten befreien. Zudem wird mit einem Kreativitätszuwachs von 53 Prozent und einer Verbesserung der Mitarbeiterzufriedenheit um 49 Prozent gerechnet.

Grad der Skalierung entscheidend

Das wirtschaftliche Potenzial von 450 Milliarden US-Dollar bis 2028, mit dem laut Studie gerechnet wird, ergebe sich sowohl aus Umsatzsteigerungen als auch aus Kosteneinsparungen durch teil- oder vollautonome KI-Agenten. Allerdings sei das Potenzial bei skalierten Implementierungen – also bei breiter und systematischer Ausrollung in Unternehmen – mit 382 Millionen US-Dollar deutlich größer als bei anderen Unternehmen (76 Millionen US-Dollar), die KI etwa nur in einzelnen Projekten einsetzen. 

Laut den Erwartungen sollen im Laufe des kommenden Jahres aber gerade einmal 15 Prozent der Geschäftsprozesse teil- oder vollautonom werden – bis 2028 dürfte dieser Anteil auf 25 Prozent steigen. Wie die Studie zeigt, sei die Mehrheit der Unternehmen allerdings noch nicht bereit für eine effektive Skalierung agentenbasierter KI: 80 Prozent verfügen nicht über eine ausgereifte KI-Infrastruktur, und weniger als ein Fünftel weist eine hohe Datenreife auf. Eine Herausforderung stellen etwa auch Themen wie Datenschutz, algorithmische Verzerrungen und mangelnde Erklärbarkeit dar. Und obwohl hier sehr wohl Vorhaben zur Lösung dieser Probleme bestehen, gibt es oft keine konkreten Maßnahmen: So sei Datenschutz zwar für 51 Prozent der Unternehmen das Hauptanliegen, aber nur 34 Prozent ergreifen aktive Maßnahmen zur Risikominderung. Nicht zuletzt versteht auch nur rund die Hälfte der Führungskräfte umfassend, wozu KI-Agenten in der Lage sind, und noch weniger, inwiefern diese Systeme traditionelle Automatisierung übertreffen.

Mehr Informationen zur Studie finden Sie in unserer Infobox.

www.capgemini.com

Über die Studie

Das Capgemini Research Institute führte im April 2025 eine weltweite Befragung von 1.500 Führungskräften durch. Alle befragten Unternehmen erwirtschaften jeweils mehr als eine Milliarde US-Dollar Jahresumsatz. Die befragten Unternehmen stammen aus 14 Ländern sowie aus 13 Branchen und haben alle begonnen, sich mit agentenbasierter KI auseinanderzusetzen. Befragt wurden Führungskräfte auf Director-Level und darüber hinaus, wovon 60 Prozent aus den Bereichen Daten und KI stammen, die übrigen 40 Prozent aus verschiedenen Fachbereichen.

Die gesamte Studie finden Sie hier.

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Über die Studie

Das Capgemini Research Institute führte im April 2025 eine weltweite Befragung von 1.500 Führungskräften durch. Alle befragten Unternehmen erwirtschaften jeweils mehr als eine Milliarde US-Dollar Jahresumsatz. Die befragten Unternehmen stammen aus 14 Ländern sowie aus 13 Branchen und haben alle begonnen, sich mit agentenbasierter KI auseinanderzusetzen. Befragt wurden Führungskräfte auf Director-Level und darüber hinaus, wovon 60 Prozent aus den Bereichen Daten und KI stammen, die übrigen 40 Prozent aus verschiedenen Fachbereichen.

Die gesamte Studie finden Sie hier.

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