Klimaschonende Klimatisierung
"Schwitzende" Fassadenfarbe soll Häuser kühlen

Forschende aus Singapur haben einen innovativen, auf Zement basierenden Anstrich entwickelt, der Sonnenstrahlung effizient reflektiert und zugleich auf Verdunstungskühlung setzt. Auch die Umgebung soll dadurch kühl bleiben.

Der Sommer steht vor der Tür, und damit auch die unerträgliche Hitze. Zwar können Klimaanlagen Abhilfe schaffen – allerdings ist ein Dauerbetrieb sowohl für die Umwelt als auch fürs Börserl nicht gerade förderlich. Eine entsprechende Alternative wollen nun Forschende der Nanyang Technological University in Singapur gefunden haben: eine Farbe für die Hausfassade, die nicht nur das angestrichene Haus kühlen, sondern sich auch positiv auf die Umgebung auswirken soll – und zwar, indem die Farbe "schwitzt". 

Drei Kühlungseffekte

Konkret handelt es sich bei der Innovation um eine auf Zement basierende Farbe, genauer gesagt Calcium-Silikat-Hydrat. Damit die "schwitzende" Farbe das Gebäude kühl hält, werden drei verschiedene Effekte kombiniert: Sonnenreflexion, Strahlungskühlung und Verdunstungskühlung

So reflektiert die weiße Farbe – wie die meisten hellen Fassadenanstriche – etwa 90 Prozent des einfallenden Lichts. Das bedeutet, dass die Wärme zu großen Teilen gar nicht erst ins Gebäude eindringen kann. Verstärkt wurde dieser Effekt durch Nanopartikel, die in die Farbe eingemischt wurden. Im Vergleich zu herkömmlichen hellen Fassaden reflektiert das poröse Material die Wärme aber nicht breit gestreut, sondern gezielt im Infrarotbereich von acht bis 13 Mikrometern, der ungehindert durch die Atmosphäre ins Weltall entweichen kann. Während normale Fassaden die Wärme also oft auf Straßen oder Nachbargebäude zurückwerfen und so die Umgebung aufheizen, soll das neue Material genau das verhindern. 

Darüber hinaus sorgt die poröse Struktur der Farbe dafür, dass (etwa bei Regen) Feuchtigkeit gespeichert wird und anschließend im Sonnenlicht verdunstet. Dieses "Schwitzen" sorgt für eine Kühlung des Gebäudes, da das Wasser seiner Umgebung eine große Menge Wärme entziehen muss, um gasförmig werden zu können. 

Zwei Jahre Testphase

Im Rahmen der Forschung haben die Wissenschaftler:innen drei Häuser angestrichen: eines mit herkömmlicher weißer Farbe, eines mit einer auf Strahlungskühlung basierenden Farbe, und eines mit der neuen, "schwitzenden" Farbe. Im Laufe von zwei Jahren sei die neue Farbe als einzige wirklich weiß geblieben, während die anderen zwei Häuser vergilbten – ein wesentlicher Punkt, denn je weißer eine Oberfläche ist, umso mehr Licht und Wärme kann sie reflektieren. Darüber hinaus habe das "schwitzende" Haus auch 30 bis 40 Prozent weniger Strom für Klimatisierung verbraucht.

Um ihren größtmöglichen Nutzen zu entfalten, dürfe die Umgebung allerdings nicht zu trocken, sonnig und dicht bebaut sein. Dem Forscherteam zufolge wäre Singapur also beispielsweise ein sinnvoller Einsatzort, wo zurzeit noch sehr viel Energie für Klimatisierung benötigt wird.

www.ntu.edu.sg

Kommentar veröffentlichen

* Pflichtfelder.

leadersnet.TV