Im Erste Campus
Quality Austria Excellence Day präsentierte Mut und Vision als Schlüsselfaktoren

| Janet Teplik 
| 11.06.2025

Mehr als 100 Branchenvertreter:innen kamen im Rahmen der Veranstaltung zusammen, um sich der Stärke der heimischen Wirtschaft wieder bewusst zu machen.  

Der österreichischen Wirtschaft geht es schlecht. Galt das Land einst in diesen Belangen als Vorbild, dominieren heutzutage die zu stemmenden Herausforderungen die Schlagzeilen. Ganz gleich, ob Inflation, Fachkräftemangel, steigende Energiekosten oder der schwache Außenhandel – die Zeiten des Wirtschaftswunders sind vorbei. Mehr noch: die Zeiten des Wirtschaftsrückgangs sind angebrochen, wenn voraussichtlich auch nur bis 2026 (LEADERSNET berichtete). 

Mit Blick auf die aktuellen Herausforderungen hat Quality Austria erst kürzlich am 5. Juni den Staatspreis Unternehmensqualität 2025 verliehen, bei dem Betriebe vor den Vorhang geholt wurden, die Veränderungen und Entwicklungen in der Branche vorantreiben. Am Wettbewerb teilnehmen konnten Groß-, Mittel- und Kleinunternehmen sowie Non-Profit-Organisationen und Organisationen, die vorwiegend im öffentlichen Eigentum stehen und ihre Unternehmensqualität auf Grundlage verschiedener geeigneter Modelle entwickeln und messen. In diesem Jahr siegte ein Grazer Unternehmen, das Geriatrischen Gesundheitszentren (GGZ) der Stadt (LEADERSNET berichtete).

Kultur der Möglichkeiten statt Mangeldenken

Nun lud Quality Austria zur nächsten Veranstaltung, dem Excellence Day 2025, im Rahmen dessen sich die Teilnehmer:innen intensiv mit der heimischen Wirtschaft auseinandersetzten. Mehr als 100 Vertreter:innen der Branche folgten der Einladung, beleuchteten in einem interaktiven Austausch die Kraft der Veränderung und holten sich Inspiration aus der Praxis von erfolgreichen Unternehmer:innen und Führungskräften. 

Deutlich wurde, dass der heimische Wirtschaftsstandort besonders in den Bereichen Produktivität, Exportwachstum und Wettbewerbsfähigkeit Aufholbedarf hat und dass bei den aktuell negativen Aussichten es schwerfalle, nicht den Mut zu verlieren – ein falsches Signal, wie die Expert:innen des Excellence Days finden. Laut ihnen basiere die Wirtschaft nicht nur auf Fakten und Zahlen, sondern auch auf Erwartungen, Emotionen und Zukunftsglauben. "Schlechte Stimmung, mangelndes Vertrauen und negative Zukunftsaussichten führen zu einer niedrigen Investitionsbereitschaft", so Gastgeber und Quality Austria Co-Geschäftsführer Werner Paar. "Wenn die handelnden bzw. leitenden Akteure in den Unternehmen an ihr eigenes Potenzial und die Excellence der heimischen Betriebe glauben, agieren sie entsprechend und können für Wachstum sorgen", appellierte er an die Teilnehmer:innen.

Einig waren sich die Anwesenden insbesondere darin, dass Österreich dringend die eigene Denkweise verändern muss: statt eines Mangeldenkens brauche es mehr Kultur der Möglichkeiten. "Wenn Führungskräfte Excellence nicht nur fördern, sondern vorleben und ihre Mitarbeitenden dafür begeistern, entsteht eine konstruktive Energie mit echtem Gestaltungswillen, aus deren Dynamik die Wirtschaft wieder wachsen kann", so Paar weiter.

Excellence im Wandel der Zeit

In einem intensiven Austausch sprachen die Expert:innen über die Bedeutung von Excellence und Unternehmensqualität für die heimische Wirtschaft – darunter Nicole Mayer, Business Development Unternehmensqualität & Awards bei Quality Austria, und Franz Peter Walder, CEO Conenga Group. Mit Blick auf den am 5. Juni verliehenen 30. Staatspreis für Unternehmensqualität wurde eine Retrospektive gezeigt, die die Excellence im Wandel der Zeit beleuchtete. Denn in 30 Jahren mit der Etablierung des Internets über die Y2K-Sorgen, die Dot-Com-Blase, die Einführung des Euro, die EU-Osterweiterung bis zu iPhone, Weltfinanzkrise, der Social-Media-Revolution und Covid zeigte die österreichische Wirtschaft Flexibilität, Wandlungsfähigkeit und in vielen Bereichen Excellence. "Wer Excellence würdigt, erzeugt Nachahmung und Leistungsbereitschaft. Deshalb sind Auszeichnungen, die exzellente Unternehmen vor den Vorhang holen, für den heimischen Wirtschaftsstandort essenziell", so Mayer. 

Im Laufe der Zeit habe sich zudem der Fokus verschoben: während man sich bei der Reflexion von Excellence vor 30 Jahren noch auf Prozessfähigkeit und Ressourceneffizienz konzentrierte, stehen heute Menschen, deren Motive und Engagement im Mittelpunkt. Auf diese Weise richtete sich die Aufmerksamkeit bei der Bewertung von Excellence auf Sinn, Zweck, Strategieklarheit, Wertschöpfung und Wirkung. "Gelebte Vielfalt und Kreativität, im Rahmen einer klaren Wertebasis, führen zu bewusster Gestaltung der Zukunft", ergänzt Walder. So zeige schon die Geschichte, dass Excellence Entwicklung bedeute, die Leidenschaft verlange und Können einfordere, um mit Geduld sowie Ausdauer für alle Beteiligten Zukunftsfähigkeit immer wieder gewährleisten zu können. 

Ehrliche und wertschätzende Kommunikation

Einblicke, wie man Unternehmenskultur mit Strategility nachhaltig verändern kann, gaben die Staatspreis-Unternehmensqualität-Sieger des vergangenen Jahres, das AMS Kärnten. "In Zeiten, in denen Veränderungen, Umbrüche und globale Unberechenbarkeiten zur Normalität werden, haben starre Unternehmensstrukturen und träge Kommunikationswege ausgedient. Der laufenden Veränderung des Arbeitsmarkts und seiner Berufsfelder begegnen wir mit dem Konzept 'Strategility' – einer sinnvollen Zusammenführung von Strategie und Agilität", erläuterte Peter Wedenig, AMS-Kärnten-Landesgeschäftsführer. 

Er verortet die Basis für ein erfolgreiches agiles Management in einem Miteinander des Teams. So lebe das AMS Kärnten "Strategility" mit einer klaren internen Kommunikation über die strategische Ausrichtung und setze auf das Mitnehmen sowie Einbeziehen der Mitarbeiter:innen. Dazu gehöre auch das gemeinsame Weiterentwickeln der Unternehmenskultur. "Mit einer ehrlichen und wertschätzenden Kommunikation schaffen wir Orientierung und Stabilität innerhalb der Organisation, die als starke Basis flexibles Handeln ermöglicht", so Wedenig.

Ein Blick über den Tellerrand

Nicole und Klaus Kobjoll, Geschäftsführer:in und Inhaber:in der Schindlerhof Kobjoll GmbH, sprachen wiederum über neue Perspektiven und wie man diese eröffnen kann. 1984 baute das Unternehmer-Ehepaar Klaus und Renate Kobjoll einen alten denkmalgeschützten Bauernhof zu einem Hoteldorf um, das bis heute als Schindlerhof einen Schwerpunkt auf Tagungen und Seminare legt. Die Pandemie 2020 und infolgedessen die multiplen Krisen gingen jedoch nicht spurlos an den Kobjolls vorbei. "In einer so schwierigen Zeit erfinden wir uns neu und investieren antizyklisch. Unsere Ideen haben wir aber nicht nur aus dem Ärmel geschüttelt, sondern hierfür eng mit Trend-Expert:innen zusammengearbeitet. Der eigentliche Knackpunkt war und ist es, unser Team auf dieser Reise positiv und ohne Angst mitzunehmen", so Nicole Kobjoll. 

Um das positive Mindset nachhaltig in die Zukunft zu transferieren, geht der Schindlerhof neue Wege und bildet Mitarbeitende zu sogenannten "Change-Stars" aus, die im agilen Projekt-Management exzellent sein sollen. "Mit unserem Programm Change-Stars wird der notwendige Wandel nicht nur angenommen, sondern aktiv mitgestaltet", ergänzte Klaus Kobjoll abschließend.

Fotos von der Verleihung des Staatspreises Unternehmensqualität sehen Sie in unserer Galerie

www.qualityaustria.com

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