Interview
Klaus Duda: "Gemeinschaft darf
kein Muss sein"

| Redaktion 
| 27.05.2025

Was bedeutet gutes Wohnen im Alter – und wie reagiert Architektur auf gesellschaftliche Veränderungen wie Einsamkeit, Single-Haushalte und neue Lebensformen? 

Wie verändert sich das Wohnen im Alter angesichts wachsender Einsamkeit, steigender Single-Haushalte und fehlender familiärer Unterstützung? Architekt:innen stehen vor der Herausforderung, neue Formen des Wohnens zu gestalten, die sowohl Rückzug als auch Gemeinschaft ermöglichen. Im Fokus stehen barrierefreie Konzepte, soziale Begegnungsräume und der sensible Umgang mit Natur und Nachhaltigkeit, immer angepasst an die vielfältigen Bedürfnisse einer alternden Gesellschaft. LEADERSNET Immobilien hat mit dem Architekten Klaus Duda über das Wohnen im Alter gesprochen.

Wie verändert sich das Wohnen im Alter aus architektonischer Sicht? Was sind die zentralen Herausforderungen und Anforderungen an barrierefreies und altersgerechtes Wohnen?

Aufgrund der geänderten Rahmenbedingungen für Senioren und Seniorinnen hinsichtlich familiärer Unterstützung und wirtschaftlicher Situation sind große Veränderungen in diesem Bereich zu erwarten. Der Single-Anteil wird allgemein immer höher und viele Paare bleiben kinderlos bzw. leben Kinder immer seltener in direkter Umgebung. Dadurch steigt der Anteil alleinstehender Senioren und SeniorInnen, Alterseinsamkeit wird immer präsenter. Hier gilt es Gemeinschaft zu schaffen, einerseits in direkter Wohnungsnähe und andererseits auch an der Schnittstelle des Gebäudes zur Nachbarschaft. Ein weiteres wesentliches Element ist die ansprechende Gestaltung der gemeinschaftlich genutzten Bereiche, um ein Gefühl von Zugehörigkeit und Geborgenheit zu schaffen.

Welche Konzepte setzen Sie in Ihren Projekten speziell für Senioren um?

Gibt es architektonische Besonderheiten oder Innovationen, die Sie in Ihren Seniorenwohnprojekten berücksichtigen?
Um auf die beschriebenen Entwicklungen zu reagieren, entwickeln wir Wohnformen wie Co-Living-Konzepte, die maßgeschneiderte Lösungen für den jeweiligen Standort bieten. Dabei arbeiten wir eng mit Experten aus den Bereichen Standortanalyse, Pflege und Betrieb zusammen. Die Projekte umfassen nicht nur Wohnungen und Gemeinschaftsräume, sondern auch multifunktionale Bereiche für Wellness, Sport, Hobbys und soziale Treffpunkte. Darüber hinaus setzen wir auf soziale Unterstützung durch qualifiziertes Personal, um ein umfassendes Angebot zu schaffen.

Inwiefern spielen soziale Aspekte – wie Nachbarschaft, Gemeinschaft und Begegnungsräume – eine Rolle in der Planung? Wie kann Architektur das soziale Miteinander im Alter fördern?

Wie eben erwähnt, muss die Schwelle zum Kennenlernen im gemeinschaftlichen Wohnen so gering wie möglich sein, um Gleichgesinnte zu finden und gemeinsam sinnstiftende Tätigkeiten aufzunehmen. Gemeinschaftsfördernde Konzepte sind das Um und Auf, um sich nicht alleine sondern zugehörig zu fühlen Ganz wichtig ist bei all diesen Überlegungen aber auch, Rückzugsmöglichkeiten und ein eigenes Refugium zu schaffen. Gemeinschaft soll gefördert werden, darf aber kein Muss sein. Senioren und Seniorinnen brauchen auch immer wieder Ruhe, da Aktivitäten im Alter anstrengender wahrgenommen werden als noch in jüngeren Jahren.

Welche Trends sehen Sie aktuell im Bereich Seniorenwohnen? Geht der Trend eher in Richtung betreutes Wohnen, Mehrgenerationenhäuser oder Individualisierung?

So verschieden Menschen sind, so unterschiedlich sollten auch die Angebote fürs Wohnen sein. Es gibt nicht die Seniorin oder den Senior und daher sollten unterschiedliche Varianten fürs Wohnen im Alter zur Verfügung gestellt werden. Die bevorzugte Wohnsituation hängt von wirtschaftlichen Möglichkeiten, dem Charakter, dem Gesundheitszustand und vielen anderen Faktoren ab. Ich würde mir wünschen, dass nicht die Suche nach dem „einen“ Trend im Vordergrund steht, sondern standortabhängig Konzepte entwickelt werden, die den verschiedenen Lebenssituationen der älteren Bevölkerung entgegen kommen. Es kann jedenfalls gesagt werden, dass nicht nur die Erfüllung des Wohnbedürfnisses, sondern vor allem auch der soziale Faktor in den Vordergrund gerückt werden muss.

Wie wichtig ist die Verbindung von Natur, Nachhaltigkeit und Wohnen im Alter in Ihren Planungen? Und wie lässt sich das konkret in Bauprojekten umsetzen?

Es gibt im Alter einen starken Trend zur Natur, da hier intuitiv gespürt wird, dass ein gesunder Lebensstil nicht nur lebensverlängernd wirkt, sondern vor allem auch die Lebensqualität erhöht. Wir versuchen bei unseren Projekten einerseits nachhaltige Materialien zu verwenden und entwickeln flexible Raumkonzepte, um synergetische Nutzungen zu ermöglichen. Nicht zu vergessen sind Grün- und Aussenbereiche in Wohnungsnähe, aber auch im direkter Wohnumgebung und im Quartier. Denn hier lassen sich Naturverbundenheit und Wünsche nach sozialen Kontakte ideal verbinden.

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