Vor einigen Tagen fand die 79. Generalversammlung des Bankenverbandes in der Wiener Urania statt. Dabei kam die Spitze des österreichischen Bankenwesens zusammen und diskutierte über die aktuellen Herausforderungen in der Bankenbranche. Die Veranstaltung wurde durch den Generalsekretär des Bankenverbandes Gerald Resch mit den Worten eröffnet: "Wir stellen das Verbindende in den Mittelpunkt und gestalten als starke Stimme der Branche den Finanzplatz Österreich."
Partner der Wirtschaft
Robert Zadrazil, scheidender Präsident des Bankenverbands und Country Manager Österreich UniCredit, betonte: "Wir verstehen uns als Partner der Wirtschaft und treiben die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen voran." Zadrazil, der mehr als neun Jahre als Präsident des Bankenverbandes tätig war, verabschiedete sich bei dieser Generalversammlung und übergab an seinen Nachfolger in dieser Rolle Enver Sirucic, CFO Bawag (LEADERSNET berichtete).
"Zunächst freue ich mich sehr über das entgegengebrachte Vertrauen, diese wichtige Rolle übernehmen zu dürfen. Ich bin überzeugt, dass Innovation eine zentrale Bedeutung hat. Heute haben wir viel über Wettbewerbsfähigkeit gesprochen – das gilt ebenso für den Bankensektor. Hier möchte ich gemeinsam mit den Mitgliedern aktiv mitgestalten", sagte Sirucic gegenüber LEADERSNET.tv und ergänzte: "Ich sehe, dass wir in Österreich und Europa vor zahlreichen Herausforderungen stehen, aber ich bin ein Mensch, der eher an Chancen glaubt als an Schwierigkeiten. Ich bin überzeugt, dass es viele Chancen gibt – auch und gerade für uns hier."
"Herausforderung und Chance Trump"
Nach dem vereinsrechtlichen Teil gab die Staatssekretärin im Finanzministerium Barbara Eibinger-Miedl einen Einblick in die jüngst erfolgten Budgetverhandlungen: "Uns ist ein Kraftakt gelungen – mit einem Doppelbudget mit hohem Konsolidierungsbedarf. Es wurde vertrauensvoll verhandelt. Das macht uns zuversichtlich für die weiteren Vorhaben." Eibinger-Miedl betonte, dass mit "Offensivmaßnahmen die Wirtschaft angekurbelt wird" und Reformen im Gesundheits- und Bildungsbereich folgen müssen.
Im Anschluss folgte der Höhepunkt der Generalversammlung. Unter der Moderation von Trend-Chefredakteur Bernhard Ecker diskutierte eine Expertenrunde über die "Herausforderung und Chance Trump". Mit dabei am Podium waren neben Ecker und Robert Zadrazil auch Christian Helmenstein, Chefökonom der Industriellenvereinigung und Leiter des Economica Instituts, der ehemalige EU-Kommissar aus Österreich Johannes Hahn und Robin Lumsden, Anwalt in Österreich und den USA.
"Es ist nun Zeit, ein analytisches Gespräch zu Trump zu führen", so Ecker. Christian Helmenstein sprach sich für ein transatlantisches Freihandelsabkommen aus: "Heute die transatlantischen Beziehungen für beendet zu erklären, wäre falsch. Wir befinden uns an einer Weggabelung, wir haben TTIP nicht geschafft und haben jetzt eine neue Chance."
Johannes Hahn forderte eingangs mit Augenzwinkern "einen trumpfreien Tag pro Woche" und betonte: "Trump ist nicht der Erste, der das traditionelle Beziehungsgeflecht zwischen USA und Europa in Frage stellt. Die USA sind pazifikorientiert, wir Europäer:innen sehen die Dinge aus unserer Perspektive und haben uns jahrzehntelang in unserer Komfortzone aufgehalten." Für den ehemaligen EU-Kommissar ist klar, dass die Chancen in Europa liegen. "Wir können aus Maga Mega machen, make Europe great again", so Hahn.
Lumsden, Anwalt in Österreich und den USA und Stanford-Absolvent, betonte, dass es einen "unterschätzten kulturellen Unterschied" zwischen den Europäer:innen und Amerikaner:innen gebe, der "sowohl in der Politik als auch im Handel unterschätzt" werde. "Amerikaner:innen sind flexibler. Sie haben eine Bereitschaft, neu anzufangen, alles hinter sich zu lassen und sich schnell neu zu integrieren", so der Anwalt, der in beiden Ländern lebt. Er stellt klar: "Es war die Chance noch nie so groß, in Amerika Geschäfte zu machen. Wir sollten auch Star-Professor:innen jetzt nach Österreich abwerben, jedoch nicht primär Grundlagenforscher:innen, sondern auch jene, die Anwendungen entwickeln, die direkt zu einer Wertschöpfung in Österreich führen."
Robert Zadrazil betont darüber hinaus klar die Chancen für die heimischen und europäischen Betriebe, ihre Handelspartnerschaften weltweit zu vertiefen und zu stärken. Für ihn brauchen Unternehmen Sicherheit, um planen zu können. Die derzeitige Politik in den USA hat negative Auswirkungen auf die Wirtschaft, so Zadrazil und ergänzte abschließend: "Diese Entwicklung eröffnet Europa jedoch die Chance, lange notwendige Reformschritte zu setzen und auch den Binnenmarkt weiter zu stärken."
Interviewpartner:innen
LEADERSNET.tv holte neben Robert Zadrazil, scheidender Präsident Bankenverband und Country Manager UniCredit Bank Austria, und Enver Sirucic, Präsident des Bankenverbandes, CFO Bawag Group, auch noch Gerald Resch, Generalsekretär des Bankenverbandes, Susanne Riess-Hahn, Vizepräsidentin Bankenverband, Helene Buffin, Vizepräsidentin, Johannes Hahn, ehemaliger EU Kommissar, Christian Helmenstein, Chefökonom IV, Leiter Economica und Professor Universität Seeburg, Robin L. Lumsden, US & EU Attorney, Vienna/NY/Silicon Valley und Bernhard Ecker, Chefredakteur Trend, vor die Kamera.
Einen Eindruck können Sie sich hier machen.
www.bankenverband.at
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