LEADERSNET: Sehr geehrter Herr Hallmann, in Zusammenhang mit der Insolvenz des Bauträgers Süba gab es auch für die Hallmann Holding negative Schlagzeilen. Waren Sie persönlich bei der Süba eigentlich ins Tagesgeschäft eingebunden?
Hallmann: Die Hallmann Holding war als Aktionärin nicht in das operative Tagesgeschäft eingebunden und konnte daher nur eingeschränkt Einfluss auf die Entwicklungen im Unternehmen nehmen. Die Verantwortung für strategische Entscheidungen lag bei den Vorständen der Süba AG, die vor der Herausforderung standen, das Unternehmen durch ein seit Jahren äußerst anspruchsvolles Marktumfeld zu steuern.
LEADERSNET: Hat die Hallmann Holding als Großaktionärin Haftungen gegenüber der Süba?
Hallmann: Die Hallmann Holding ist wirtschaftlich eigenständig und hat als Aktionärin weder Haftungen noch Patronatserklärungen zugunsten der Süba AG abgegeben. Nachdem die Süba AG im Jahr 2023 keinen geprüften Jahresabschluss vorlegen konnte, wurde die Süba-Gruppe im Konzernabschluss der Hallmann Holding entkonsolidiert und auf null gesetzt – also ausgebucht. In der Folge stellen die Süba AG und ihre Vermögenswerte keinen Bestandteil der Konzernbilanz der Hallmann Holding mehr dar. Dennoch machte das Eigenkapital der Hallmann Holding im Jahr 2023 rund 403 Millionen Euro aus und die Eigenkapitalquote stieg sogar auf 42 Prozent – und das unter Verzicht auf jegliches Investorenkapital sowie Sonderfinanzierungsformen.
LEADERSNET: Wie hoch schätzen Sie die Chancen ein, dass die angestrebte Sanierung des Bauträgers gelingen wird?
Hallmann: Die Hallmann Holding hat der Süba AG bis wenige Tage vor Einbringung des Sanierungsantrags durch den Vorstand weiterhin liquide Mittel zur Verfügung gestellt. Wir glauben nach wie vor an das große Potenzial der Süba AG und an eine positive Perspektive für die Zukunft des Unternehmens. Im Rahmen des laufenden Sanierungsverfahrens wurde seitens der Hallmann Holding auch eine Fortbestehungskaution gegenüber dem Masseverwalter eingelegt, um damit eine Grundlage für die erfolgreiche Umsetzung des Verfahrens zu schaffen (Anm. d. Redaktion: LEADERSNET berichtete).
LEADERSNET: Kurz vor der Süba-Insolvenz haben Sie eine Neuausrichtung der Hallmann Holding angekündigt. Was sind die wichtigsten Eckpfeiler der neuen Strategie?
Hallmann: Wir haben es vielerorts mit einem toxischen Marktumfeld zu tun. Deshalb passt sich die Hallmann Holding den aktuellen Marktgegebenheiten an und setzt künftig auf Transformation sowie Diversifizierung bei den internationalen Investitionen ohne Klumpenrisiko. Denn als Unternehmer muss man die Zeichen der Zeit erkennen sowie die ökonomischen Umbrüche wahrnehmen und dementsprechend handeln. Wir wollen vor allem auch weiterhin proaktiv handeln. Die Hallmann Holding hat neben einem umfangreichen Immobilien-Portfolio auch nationale und internationale Beteiligungen in den unterschiedlichsten Branchen aufgebaut – in beiden Bereichen werden sehr zeitnah neue Akzente und Schwerpunkte gesetzt.
LEADERSNET: In welchem Bereich sehen Sie dabei die größten Wachstumschancen?
Hallmann: Die Holding fokussiert sich zukünftig wieder verstärkt auf Bestandsimmobilien und deren Aufwertung durch nachhaltige Weiterentwicklung. Parallel dazu erfolgt eine gezielte strategische Umschichtung innerhalb der Assetklassen: Logistikimmobilien, Apartmenthotels und Student-Housing rücken verstärkt in den Mittelpunkt. Auch die Segmente nachhaltiges Wohnen und Büro sollen weiter ausgebaut werden – insbesondere im Hinblick auf flexible Nutzungskonzepte, urbane Verdichtung und nachhaltige Wohnformen. Neben den Immobilien-Investments gibt es derzeit Firmenbeteiligungen der Hallmann Holding in den unterschiedlichsten Branchen. Hier soll es zukünftig zu neuen strategischen Beteiligungen kommen.
LEADERSNET: Die Krise in der Bau- und Immobilienwirtschaft dauert nun schon mehrere Jahre an und hatte bereits viele Pleiten zur Folge. Sehen Sie hier schön langsam wieder Licht am Ende des Tunnels?
Hallmann: Der von vielen herbeigesehnte Aufschwung stellt sich nur sehr langsam ein. Analyst:innen sehen aber Anzeichen dafür, dass der Tiefpunkt am Immobilienmarkt überwunden ist. In Abhängigkeit vom jeweiligen Segment wird in den kommenden Monaten mit einer schrittweisen Stabilisierung beziehungsweise Erholung gerechnet. Unterstützend wirkt dabei die geldpolitische Kehrtwende der Europäischen Zentralbank, die den Leitzins zuletzt mehrmals gesenkt hat – ein Schritt, der als potenzieller Impulsgeber für eine allmähliche Belebung der Branche gilt. Hinzu kommt, dass Immobilieninvestments aufgrund der Index-Anbindung weitgehend wertgesichert sind.
LEADERSNET: Vor Kurzem hat die neue Regierung ihr Doppelbudget für die Jahre 2025/2026 vorgestellt. Neben massiven Einsparungen wurden auch einige wirtschaftsbelebende Maßnahmen angekündigt. Wurden das Baugewerbe und die Immobilienbranche aus Ihrer Sicht dabei ausreichend berücksichtigt?
Hallmann: Die stark rückläufigen Fertigstellungsraten im Wohnungsneubau stellen aktuell eine der größten Herausforderungen für den Immobilienmarkt dar. Hier besteht akuter Handlungsbedarf. Die Schere zwischen Angebot und Nachfrage droht sich weiter zu öffnen: Während die Nachfrage nach Wohnraum nach wie vor hoch bleibt, sinkt das Angebot durch ausbleibende Neubauten kontinuierlich. Die logische Folge: weiter steigende Mieten und Immobilienpreise – ein Teufelskreis, der durchbrochen werden muss. Gefragt ist ein gemeinsamer Schulterschluss von Politik und Wirtschaft, um strukturelle Hürden abzubauen. Wohnen ist ein grundlegendes menschliches Bedürfnis – es liegt in unser aller Verantwortung, dafür zu sorgen, dass es auch künftig leistbar bleibt.
LEADERSNET: Sie gelten auch als großer und gern gesehener Förderer in Sachen Sport, Kultur und Wissenschaft. Wollen beziehungsweise können Sie an diesem sozialen Engagement trotz der Herausforderungen festhalten?
Hallmann: Corporate Social Responsibility ist und bleibt weiterhin fest in der unternehmerischen DNA der Hallmann Holding verankert. Im Fokus stehen dabei – so wie in den letzten Jahren – die gezielte Förderung von Wissenschaft und Forschung, Nachhaltigkeit und Umweltschutz sowie Kunst und Kultur. Ein besonderer Schwerpunkt liegt zudem auf der Unterstützung im Bereich Sport und Nachwuchsförderung – insbesondere Kinder und Jugendliche. Ergänzt wird dieses Engagement durch die Unterstützung ausgewählter humanitärer Initiativen.
LEADERSNET: Jahr für Jahr ist Ihnen auch der sogenannte "Klimagipfel" von Arnold Schwarzenegger in Wien ein großes Anliegen. Heuer geht der Austrian World Summit am 3. Juni in der Hofburg über die Bühne. Wird man Sie dort wie in den letzten Jahren antreffen, oder vermeiden Sie aktuell das "große Rampenlicht"?
Hallmann: Auch in diesem Jahr unterstützen wir den Austrian World Summit, denn Klimaschutz bleibt eine der zentralen Herausforderungen unserer Zeit. Gerade jetzt ist es wichtiger denn je, Haltung zu zeigen und präsent zu sein. Verantwortung endet nicht in herausfordernden Zeiten – sie beginnt oft genau dort.
www.hallmannholding.com
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