Billiganbieter in Österreich
Neue Ketten mischen den heimischen Diskont-Markt auf

| Wolfgang Zechner 
| 18.03.2025

Eine neue Studie beleuchtet den Markt für Billiganbieter in Österreich. Arrivierte Player aus dem Lebensmittelhandel wie Hofer, Lidl, Penny und Co haben ihre Expansionsgeschwindigkeit zuletzt reduziert, während Newcomer aus anderen Bereichen wie Woolworth oder Action das Tempo erhöht haben.

Der Markt für Billiganbieter ist in Österreich im Umbruch begriffen. Die Beratungsgesellschaft Standort + Markt hat den Diskont-Markt untersucht und eine Studie zum Thema publiziert. Die Marktforscher:innen haben sich dabei nicht nur die großen Lebensmittelhändler, sondern auch Billiganbieter aus anderen Bereichen angesehen. Der Lebensmitteldiskont Hofer ist im Diskontbereich mit großem Abstand die Nummer 1. Die Aldi-Tochter unterhält in Österreich 541 Filialen, bespielt eine Verkaufsfläche von 455.000 Quadratmetern und erwirtschaftete zuletzt einen Brutto-Jahres-Umsatz von rund 4,8 Milliarden Euro. Nach der Anzahl der Filialen liegen hinter Hofer NKD, Penny, Lidl und kik. In Bezug auf die Verkaufsfläche ist die Reihenfolge hinter Hofer, Möbelix, Lidl, Penny, Mömax und kik. Das Ranking der Umsätze zeigt an zweiter Stelle Lidl vor Penny, Action und Möbelix.

Die Entwicklung des Diskont-Markts in der jüngeren Vergangenheit verlief positiv. Ein Grund dafür dürfte laut Standort + Markt sein, dass bei niedrigpreisigen Waren die Konkurrenz durch den E-Commerce eher gering ist. Des Weiteren dürfte durch die starke Teuerung in vielen Lebensbereichen und die daraus folgende geringere reale Kaufkraft der Diskonthandel bei den Konsument:innen immer beliebter werden. Die Einschätzung der Retail-Expert:innen wird im Lebensmittelbereich von den von NielsenIQ errechneten Marktanteilen unterstützt. Die Billiganbieter Hofer und Lidl gewannen bei den Marktanteilen im Vorjahr zusammen 0,5 Prozentpunkte hinzu. Marktführer Spar verlangsamte 2024 sein Wachstum und legte um 0,1 Prozent zu. Der zweitgrößte Lebensmittelhändler Rewe büßte bei den Marktanteilen 0,3 Prozentpunkte ein. KEYaccount berichtete exklusiv über das Gesamtjahr 2024 hier.

Langfristiger Blick

Interessant ist auch der Blick auf einen längeren Betrachtungszeitraum. Insgesamt stieg die Zahl der Filialisten im Diskontbereich seit 2009 um 15 Prozent auf 2.830 Shops mit einer Verkaufsfläche von über 2,2 Millionen Quadratmetern sowie einem geschätzten Umsatz von 10,5 Milliarden Euro. Der Diskontanteil im gesamten Einzelhandel macht inzwischen 15 Prozent der Konsumausgaben aus. Der Lebensmitteldiskontbereich weist bei der Filialzahl seit 2009 trotzdem einen leichten Rückgang von drei Prozent auf, wobei zwischen 2015 und 2017 durch die Zielpunktinsolvenz ein starker Einbruch erfolgte. Damals wurden rund 250 Filialen geschlossen. Durch die Expansion von Hofer und Lidl konnte die Anzahl der Standorte wieder auf ein höheres Niveau gebracht werden. Dramatisch ist die Entwicklung im Bekleidungshandel und insbesondere im Schuhhandel. In diesem Bereich gab es seit 2009 eine Reduktion der Filialen um zehn Prozent. Dabei waren die Insolvenzen von Charles Vögele und Vögele Shoes 2015 sowie der Rückzug von Reno und pepco 2024 aus dem österreichischen Markt ausschlaggebend. Positiv entwickeln sich TK Maxx, Ernsting's family, City Outlet und Zeeman.

Action und Woolworth starteten durch

Einen beispiellosen Siegeszug haben in den vergangenen Jahren die sogenannten Aktionspostenmärkte hingelegt. Waren es im Jahr 2009 noch 13, sind es heute 376 Märkte, Tendenz weiter steigend. Die wichtigsten Markteintritte waren 2013 TEDi, 2017 Action und 2024 Woolworth. Die Einrichtungsdiskonter konnten ihre Filialzahl um über 40 Prozent auf 231 erhöhen. Im Büromarktbereich lag die Steigerung bei knapp 30 Prozent. Der Sportdiskontbereich war bis 2015 expandierend und reduzierte sich danach aufgrund von Schließungen zahlreicher SportsDirect-Filialen.

Burgenland ist Diskontland

Ordnet man die Bruttojahresumsätze der Diskonter den jeweiligen Bundesländern zu, werden in Niederösterreich knapp vor Wien und Oberösterreich die höchsten Umsätze erwirtschaftet. Das ist aber nicht weiter verwunderlich, da es sich hierbei um die drei bevölkerungsreichsten Bundesländer handelt. Bei der Betrachtung der nach der Bevölkerung gewichteten Umsätze erzielt das Burgenland mit 1.550 Euro Umsatz pro Einwohner:in den höchsten Wert und weist somit die höchste Diskonterdichte in Österreich auf. Die geringste Dichte ist in Vorarlberg mit lediglich 770 Euro je Einwohner:in, was ziemlich genau der Hälfte des burgenländischen Wertes entspricht. Betrachtet man die jeweiligen Diskontschienen, sieht man die Dominanz der Lebensmitteldiskonter mit einer durchschnittlichen Kopfquote von 882 Euro je Einwohner:in, mit großem Abstand gefolgt von den Bekleidungsdiskontern und den Aktionspostenmärkten, die den Einrichtungsdiskont diesbezüglich erstmals überholt haben.

www.standort-markt.at

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