Für Feminist:innen sind aktuell wieder harte Zeiten. Ein in jüngster Vergangenheit veröffentlichter Bericht der UN hat unter anderem aufgezeigt, dass in jedem vierten Land erkämpfte Frauenrechte zurückgedrängt werden und die benötigte Gleichstellung zunichtegemacht wird. Daran schuld sind nicht nur konservative und rechte Parteien, die wieder erstarken und versuchen, die Frauen aus dem öffentlichen Leben zu verbannen, sondern auch steigende Lebensmittelpreise und die Klimakrise, wie der UN-Bericht verdeutlicht. Zudem wurden in vielen Ländern Gelder für Organisationen und Institutionen gestrichen, die sich für den Schutz und die Förderung von Frauen einsetzen. Doch auch in Österreich ist der Bedarf an derartigen Anlaufstellen bei weitem nicht gedeckt – und das, obwohl hierzulande jede dritte Frau zwischen 18 und 74 Jahren ab dem Alter von 15 Jahren körperliche oder sexuelle Gewalt erfahren hat.
Dabei können Frauen und Mädchen von vielen Formen der Gewalt betroffen sein – auf psychischer, körperlicher, sexueller, sozialer oder wirtschaftlicher Ebene. Entweder wird die unterdrückende Kraft von der Gesellschaft ausgeübt. In diesem Fall spricht man von struktureller Gewalt, die etwa durch ungleiche gesellschaftliche Machtverhältnisse zwischen Männern und Frauen geschaffen wird. Oder sie geht von einer Person aus, d. h. es handelt sich um individuelle Gewalt. Gerade im letzten Fall stammen die Täter zu rund 90 Prozent aus der eigenen Familie oder dem nahen Umfeld. Ein unterschätztes oder oft verharmlostes Problem, dem sich die Wiener Agentur Dodo gemeinsam mit den Wiener Frauenhäusern im Rahmen einer Kampagne widmet, die bereits seit Dezember 2024 läuft.
"zu toxisch, zu hause"
Während also das eigene Zuhause für viele Menschen ein Ort der Geborgenheit und des Rückzugs ist, ist er für unzählige Frauen und Mädchen der Ort der größten Bedrohung. Die neue Kampagne der Wiener Frauenhäuser inszeniert genau das, aber ohne die Verwendung von erschütternden und triggernden Gewaltdarstellungen. Stattdessen werden idyllische Wohnszenarien abgebildet, die erst in Kombination mit dem Text ihre wahre Kraft entwickeln: "zu toxisch, zu manipulativ, zu gefährlich, zu hause. Wenn das eigene Zuhause zur Bedrohung wird, bieten wir Frauen und Kindern Zuflucht und Hilfe."

© Dodo
Mittels der Sujets soll gezeigt werden, dass Gewalt jede Frau und jedes Mädchen treffen kann – ganz unabhängig ihres sozialen Status oder ihrer Herkunft. "Dass das eigene Zuhause für Frauen der gefährlichste Ort ist, wird oftmals vergessen. Wir wollen den Blick ganz bewusst auf das eigene Zuhause lenken und Nahbarkeit schaffen. Gewalt an Frauen ist nie das Problem der "Anderen". Patriarchale Strukturen gilt es gesamtgesellschaftlich zu hinterfragen und aufzubrechen – dies erfordert auch den Blick dorthin, wo sie sich häufig auf gewalttätige Art und Weise zeigen: im eigenen Zuhause", so Julia Brož, Geschäftsführerin des Vereins Wiener Frauenhäuser, und führt aus: "Die Wiener Frauenhäuser bieten Schutz und Beratung für gewaltbetroffene Frauen und ihre Kinder und begleiten sie individuell auf dem Weg in ein unabhängiges, gewaltfreies Leben."
Multimediale Präsentation der Kampagne
Georg Feichtinger und Katharina Maun von Dodo erklären, was sie sich bei der Kampagne gedacht haben: "Bei dem Wort "Zuhause" wird heute meist an Wohlfühlen, Geborgenheit und #interiorinspiration gedacht, während das eigene Zuhause für viele Frauen weiterhin der Ort der größten Bedrohung ist. Uns war es wichtig, nicht vordergründig zu schockieren, sondern zum Nachdenken anzuregen. Wer im Kampagnenzeitraum online z. B. auf Pinterest nach #homeinspo, #homedesign etc. sucht, wird darauf stoßen, dass es andere gibt, denen es nicht so gut geht."
Auch im Hörfunk wird die Kampagne laufen. Dafür konnten die Charakter-Schauspielerinnen Michou Friesz und Birgit Minichmayr als Stimmgeberinnen gewonnen werden. Für die fotografische Unterstützung wiederum sorgen Present Perfect Productions, Doris Himmelbauer, Julie Brass und Wolfgang Zlodej, die ihre Arbeiten im Sinne der guten Sache zur Verfügung gestellt haben. Neben Pinterest und dem Hörfunk wird die Kampagne im Bereich Print, Out of Home, Digital Out of Home und Social Media zu sehen sein. Unterstützt wird die Initiative dabei von den Medienpartner:innen VGN Medienholding/News, Rewe Group/Maxima, Echo Medienhaus/Wiener Bezirksblatt, Mediengruppe Österreich/Madonna, RMS Austria & 88,6, Gewista, Infoscreen sowie Infinity Media. Und auch zahlreiche Influencer:innen und Fotograf:innen setzen sich mit den Assets für die gute und wichtige Sache ein.
"Es ist schön zu sehen, wie eine gute Idee mobilisiert und breite Unterstützung von allen relevanten Stakeholder:innen bekommt. Es unterstreicht nicht nur die Wichtigkeit des Themas, sondern auch, dass viel möglich ist, wenn wir als Partner:innen, aber allen voran als Gesellschaft zusammenhalten und uns gemeinsam für wichtige Themen einsetzen – erst recht, wenn es um Gewaltschutz und Sicherheit geht. Ein großes Danke an alle Unterstützer:innen der Initiative", so Michael Mesaric, Kampagnenleiter und freier Berater für Werbung, Marketing und Kommunikation.
Die Kampagne wird noch bis Ende März 2025 ausgespielt.
www.frauenhaeuser-wien.at
www.dodo.wien
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