Fairness-Büro übt Kritik
Schwere Vorwürfe gegen den Lebensmittelhandel

| Wolfgang Zechner 
| 13.03.2025

Das im Landwirtschaftsministerium angesiedelte Fairness-Büro bietet seit drei Jahren Lebensmittelproduzent:innen anonyme und kostenlose Hilfe, wenn sie sich vom Handel unfair behandelt fühlen. Nun veröffentlichte das Büro seinen für den Lebensmittelhandel nicht ganz so erfreulichen Jahresbericht.

Das Machtgefälle zwischen Handel und Herstellern ist in Österreich besonders groß. Mit SparRewe und Hofer beherrschen drei Händler fast 90 Prozent des Marktes. Durch diese Marktmacht der Ketten fühlen sich viele Lieferanten unter Druck gesetzt. Mehr als 800 Beschwerden gelangten im Vorjahr beim Fairness-Büro ein. Das alleine zeige schon, wie dringlich das Problem sei, betont Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig: "Diese Zahl zeigt schwarz auf weiß, wie groß die Macht der Handelsketten gegenüber kleineren Produzenten ist. Um ein Ausnutzen von Machtpositionen zu verhindern, müssen wir kontinuierlich handeln. Denn viele Produzenten fürchten, ihren Regalplatz zu verlieren, und sehen sich gezwungen, unfaire Bedingungen zu akzeptieren, weil ihnen Alternativen fehlen."

Die Vorwürfe im Detail

Die Liste der Vorwürfe, die vom Fairness-Büro dokumentiert wurden, ist lang. Demnach stehen derzeit vor allem österreichische Fleischereibetriebe enorm unter Druck. So sollen Handelsketten einigen Fleischerbetrieben trotz der steigenden Personal- und Energiekosten eine Preisanpassung für ihre Produkte abgeschlagen haben. In einem dokumentierten Fall erhöhte eine Handelskette den Konsumentenpreis eines Produkts um 30 Prozent, während der Produzent gleichzeitig zwei Prozent weniger erhielt. Ferner nutzen Handelsketten laut Angaben des Fairness-Büros sinkende Rohstoffpreise, um ihre Einkaufspreise weiter zu drücken.

Zudem wirft das Fairness-Büro den Ketten vor, durch gezielte Preisaufschläge einen Wettbewerbsnachteil für Markenartikler zu erzeugen, während die Eigenmarken des Handels künstlich günstig gehalten werden. Ein weiterer Vorwurf betrifft angebliche Knebelverträge. Start-ups und Jungunternehmer:innen werden demnach durch exklusive Lieferverträge in vollständige Abhängigkeit von einer Handelskette gedrängt. Und: Oft würden Produzenten von Handelsketten gezwungen werden, bestimmte Zahlungs- und Logistikdienstleister zu nutzen. Die Preisgestaltung dieser Drittdienstleister sei aber, so das Fairness-Büro, "unverhältnismäßig hoch und intransparent".

Minister will mit Handel reden

Trotz der Erkenntnisse seines Fairness-Büros will Minister Totschnig den Lebensmittelhändlern die Hand reichen: "Der Bericht des Fairness-Büros zeigt nicht nur unfaire Handelspraktiken, sondern auch ein zunehmendes Bewusstsein für Fairness entlang der Wertschöpfungskette. Auf Basis dieser Erkenntnisse werden wir aktiv das Gespräch mit den Handelsketten suchen, um auf Augenhöhe gemeinsam Lösungen zu erarbeiten." In der Vergangenheit hatten sich die Lebensmittelhändler immer damit verteidigt, dass sie die Konsument:innen vor überzogenen Preiserhöhungen der Hersteller schützen würden. 

Wie reagiert die Wettbewerbsbehörde?

Abzuwarten bleibt, ob angesichts der zahlreichen Vorwürfe nun die Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) aktiv wird. Erst vor wenigen Tagen hatte die BWB eine Geldbuße gegen den Drogerie-Marktführer dm beantragt (LEADERSNET berichtete). Die Behörde wirft dem Unternehmen vor, ungerechtfertigte Forderungen gegenüber Lieferanten erhoben zu haben. Bereits zuvor war Rewe vom Kartellgericht zu einer Rekordstrafe in der Höhe von 70 Millionen Euro verurteilt worden, wobei es in dieser Causa um eine nicht angemeldete Marktübernahme ging.

Hier können Sie den vollständigen Bericht des Fairness-Büros herunterladen. 

www.fairness-buero.gv.at

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