Die Wirtschaftsflaute hält an und gefühlt jagt eine Pleitemeldung die nächste. Alleine im Jahr 2024 gab es in Österreich 6.587 Insolvenzen, um 23 Prozent mehr als noch im Vorjahr. Das macht etwas mit uns als Gesellschaft. Vor allem für die Mitarbeitenden betroffener Unternehmen geht schnell das Sicherheitsgefühl verloren. Und auch die Motivation des Teams wird angesichts drohender Kündigungen erschüttert. Dabei ist es genau in einer Krisensituation wichtig, das Wir-Gefühl zu stärken und gemeinsam an Lösungen zu arbeiten. Mit Krisen umgehen zu können, gehört zu den wichtigsten Fähigkeiten von Menschen in Organisationen – und diese Fähigkeit muss schon lange vor dem Ernstfall gelernt und geübt werden. Ein kluges und empathisches Management schafft stabile Zonen, indem es einerseits transparent kommuniziert und andererseits den Mitarbeiter:innen zuhört. Klare Ansagen und das ehrliche Benennen von Realitäten schaffen Orientierung und holen die Mitarbeitenden mit ihren Ängsten und Sorgen ab. Denn auch wenn es eng wird, gibt es immer noch Gestaltungsspielräume, die Menschen gemeinsam nutzen können.
Transparenz schafft Vertrauen
Bei jeder Krise ist der erste Impuls, Schuldige ausfindig zu machen und sich mit den Opfern zu solidarisieren. Der natürliche Reflex im Fall einer Insolvenz ist, das Management für die Krise verantwortlich zu machen. Dadurch entsteht schnell ein Wir-gegen-die-Effekt, der das Misstrauen der Belegschaft gegenüber der Führung verstärkt. Dabei ist Vertrauen der wichtigste Grundstein, um gestärkt und gemeinsam an Lösungen für die Zukunft zu arbeiten. Konkret sollten Führungskräfte Verantwortung übernehmen, die Menschen in den Mittelpunkt stellen und die Mitarbeitenden in die Pläne und Maßnahmen einbinden. Führungskräfte sollten sich auch nicht davor scheuen, mögliche Kündigungen zu thematisieren und zu begründen. Die Ursachen für die Pleite oder drohende Insolvenz und die geplanten Schritte und Maßnahmen, wie beispielsweise Sozialpläne, müssen innerhalb des Unternehmens transparent kommuniziert werden. Und zwar laufend und jedenfalls bevor die Öffentlichkeit informiert wird. Das schafft Vertrauen und beugt der um sich greifenden Unsicherheit vor. Interne Beratungsmöglichkeiten durch Expert:innen, etwa von der AK, können dazu beitragen, die Sorgen der Mitarbeitenden ernst zu nehmen und die Motivation zum Weitermachen zu stärken. Im besten Fall beginnt das Motivationsprogramm aber schon lange vor der Krise. Unternehmen, die bereits in guten Zeiten Vertrauen schaffen, ihre Spielräume erweitern, stetig neue Perspektiven eröffnen und gemeinsam mit allen Akteur:innen die Organisationsresilienz stärken, werden auch in Krisenzeiten zusammenhalten und gemeinsam die schwierigsten Situationen meistern.
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Über die ÖVS
Die Österreichische Vereinigung für Supervision und Coaching (ÖVS) ist der österreichische Berufsverband für Supervision und Coaching, dem mehr als 1.300 qualifizierte Supervisor:innen angehören. Die ÖVS hat ihren Sitz in Wien, verfügt über Vertretungen in allen Bundesländern und ist Mitbegründerin des europäischen Dachverbands ANSE (Association of National Organisations for Supervision in Europe), wodurch sie federführend an der qualitativen Entwicklung von Supervision, Coaching und Organisationsberatung in Europa beteiligt ist. Die Vereinigung wurde 1994 gegründet, um die Qualität von Supervision und Coaching in Österreich zu sichern und anerkannte Qualitätskriterien einzuführen. Mitglieder müssen eine ÖVS-zertifizierte Ausbildung nachweisen und ihr Können alle drei Jahre erneut überprüfen. Seit 2022 sind Supervisor:in und Supervision dem Niveau VI des Nationalen Qualifikationsrahmens (NQR) zugeordnet, wobei die ÖVS explizit als Qualifikationsanbieterin genannt wird.
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