LEADERSNET: Sehr geehrte Frau Lamboj, die Verkaufszahlen von reinen Elektroautos sind in Österreich im Vorjahr etwas zurückgegangen. Wie hat sich smart als reine E-Automarke 2024 hierzulande geschlagen?
Sarah Lamboj: Wir blicken auf ein erfolgreiches Jahr zurück. 2024 gilt für uns tatsächlich als erstes Verkaufsjahr mit den neuen smart Modellen, auch wenn wir bereits im Dezember 2023 in Österreich unsere neue vollelektrische Modellreihe vorgestellt haben. Mit den Verkäufen des smart #1, ein Kompakt-SUV und dem smart #3, ein sportliches Coupé, sind wir zufrieden und wir freuen uns bereits auf das dritte Modell, das wir heuer noch launchen. Im vergangenen Jahr war der smart #3 Brabus mit 428 PS und Allradantrieb das beliebteste Modell. Diejenigen, die keinen Bedarf für Allrad haben, entschieden sich für die reichweitenstärkste Ausstattung, den smart #3 Premium. Dieser Trend wird sich voraussichtlich auch in diesem Jahr fortsetzen.
LEADERSNET: Aktuell besteht die Modellpalette aus dem 4,27 m langen #1 und dem 4,40 m langen #3 (unseren Testbericht können Sie hier nachlesen). Heuer kommt mit dem #5 ein über 4,70 Meter langes SUV hinzu. Mit der ursprünglichen smart-Idee – ein Cityflitzer für zwei Personen – haben diese Modelle nichts mehr zu tun. Wie kam es zu dieser völligen Neuausrichtung?
Lamboj: Als Marke haben wir uns weiterentwickelt, ohne unsere ikonischen Merkmale zu verlieren. Wir haben unsere Produktpalette erweitert, um in Zukunft den unterschiedlichen Mobilitätsbedürfnissen unserer Kund:innen gerecht zu werden. Unsere erweiterte Modellpalette wird sehr gut angenommen, und wir erwarten auch für den smart #5 eine starke Nachfrage in Österreich. Erstmals stoßen wir auch in ein für smart neues Segment vor. Mit dem smart #5, der das C-D-Segment abdeckt, bringen wir unseren bisher und vorerst größten smart auf den Markt.
LEADERSNET: Anreize sind für viele Firmen- und Privatkund:innen nach wie vor wichtig, damit sie sich für ein Elektroauto entscheiden. Die neue Bundesregierung muss aber ein immenses Budgetloch stopfen, weshalb staatliche Förderungen wegfallen dürften. Zuletzt war sogar von der Einführung einer motorbezogenen Versicherungssteuer für E-Autos die Rede. Wie sehen Sie diese Entwicklungen und was wünschen Sie sich von einer neuen Regierung?
Lamboj: Der Wegfall staatlicher Förderungen und die Einführung einer motorbezogenen Versicherungssteuer könnten den Absatz von Elektroautos erheblich beeinträchtigen. Dass der Fördertopf für 2024 bereits weit vor der Frist ausgeschöpft ist, zeigt, dass die Nachfrage da ist. Wir erwarten uns von der neuen Regierung, dass sie weiterhin Anreize für den Kauf von Elektrofahrzeugen schafft und die Ladeinfrastruktur ausbaut, um die Elektromobilität zu fördern. Denn es ist wichtig, dass die Politik die Bedeutung nachhaltiger Mobilität erkennt und unterstützt. Nur so können wir gemeinsam die Klimaziele erreichen.
LEADERSNET: Im EU-Vergleich ist Österreich bei der Ladeinfrastruktur ganz gut aufgestellt. Dennoch gibt es auch hier noch Handlungsbedarf, um (noch) mehr Kund:innen für den Umstieg auf Elektroautos zu begeistern. Wo würden Sie hier ansetzen?
Lamboj: Die Ladeinfrastruktur ist zwar ausbaufähig, aber bereits so flächendeckend vorhanden, dass die alltägliche Nutzung eines Elektrofahrzeuges kein Problem darstellt. Zur weiteren Optimierung braucht es mehr Kostentransparenz sowie den Ausbau an Schnellladestationen, um sicherzustellen, dass diese an strategisch wichtigen Standorten verfügbar sind, auch im urbanen Raum. Auch die Erweiterung der Ladeinfrastruktur in ländlichen Gebieten ist essenziell, um eine flächendeckende Versorgung zu gewährleisten. Eine zuverlässige und leicht zugängliche Ladeinfrastruktur ist entscheidend für die Akzeptanz von Elektrofahrzeugen.
LEADERSNET: Was sind Ihre Ziele und Pläne für das Jahr 2025? Mit wie vielen verkauften Fahrzeugen wären Sie zufrieden und was erhoffen Sie sich vom neuen #5?
Lamboj: Unser Ziel ist es, die Marke smart weiter zu stärken und unsere Marktposition kontinuierlich auszubauen. Der smart #5, dessen Verkaufsstart Mitte des Jahres geplant ist, wird einen erheblichen Beitrag zu diesem Ziel leisten, da es bisher unser vielseitigstes Modell ist und eine breite Kundengruppe anspricht. Mit der 800-Volt-Hochspannungsplattform kann der smart #5 in Bezug auf Ladegeschwindigkeit und Reichweite neue Maßstäbe setzen. Die 100-kWh-Batterie des smart #5 verfügt über eine Super-Charging Funktion (4C), die eine Aufladung von bis zu 70 Prozent der Kapazität in nur 15 Minuten ermöglicht (Aufladung von zehn auf 80 Prozent). Wir sind zuversichtlich, dass der smart #5 begeistern wird.
LEADERSNET: Abschließend: Sie sind sicher in die künftige Modellentwicklung eingeweiht. Besteht in den nächsten Jahren die Möglichkeit, dass es von smart wieder einen City-Stromer für zwei Personen geben wird, oder sind derart kleine Elektroautos auch in Zukunft wirtschaftlich nicht realisierbar?
Lamboj: smart hat es sich zum Ziel gesetzt, jedes Jahr ein neues Fahrzeug auf den Markt zu bringen. Wir haben in Europa mit dem smart #1 im Jahr 2023 begonnen, der smart #3 folgte im vergangenen Jahr und 2025 wird unser Portfolio auf drei vollelektrische SUVs anwachsen. 2026 launchen wir dann ein weiteres Modell. Wir haben noch einige spannende Modelle in verschiedenen Segmenten vor uns. Einen möglichen Nachfolger für den Zweisitzer schließen wir nicht aus, aber konkret entschieden ist noch nichts.
LEADERSNET: Vielen Dank.
www.smart.com/at
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