Die neue "Peter & Paul"-Ausgabe dreht sich rund um das Thema "Industriestandort Österreich – fit für die Zukunft?!". Dabei spricht Opinion Leaders Network-CEO Paul Leitenmüller mit Kari Ochsner, Präsident der Industriellenvereinigung Niederösterreich (IV-NÖ) und CEO von Ochsner Wärmepumpen. Gedreht wurde die aktuelle Folge in der IV-NÖ-Zentrale und somit beim Gast, der dadurch auch zum Gastgeber wurde.
Wohlstand und Nachhaltigkeit
Auf die Frage, wie wichtig die Industrielandschaft für Österreich und für Niederösterreich ist, sagt Ochsner: "Die Industrie ist in Österreich der Faktor für Wohlstand und Lebensqualität, das gilt auch für Niederösterreich. Wir haben über 400 Mitglieder und sind verantwortlich für zigtausende Arbeitsplätze in diesem Bundesland. Für uns ist wichtig, dass sich die Gesellschaft gut entwickelt. Wir sind uns unserer Verantwortung bewusst. Wichtig ist, dass sich die Politik und die Bevölkerung bewusst sind, dass Österreich wie auch Niederösterreich weniger ein Tourismusland als vielmehr ein Industrieland ist. Insofern ist es wichtig, dass sich die Industrie in den nächsten Jahren gut entwickeln und weiterentwickeln kann." Der IV-NÖ-Präsident ist auch CEO des Familienunternehmens Ochsner Wärmepumpen, das seit Jahrzehnten im Bereich der Nachhaltigkeit tätig ist und hier somit zu den heimischen Vorreitern zählt. "Meiner Meinung nach liegt Nachhaltigkeit nicht nur in der DNA unserer Firma, sondern sie liegt in der DNA von Österreich. Denn wir waren immer schon ein sehr nachhaltiges Land. Als Unternehmen beschäftigen wir uns seit den 1970er Jahren damit. Wir waren die ersten, die in Österreich Wärmepumpen industriell gefertigt haben und haben das die letzten Jahrzehnte ständig weiterentwickelt. Das Unternehmen wurde 1872 von Karl Ochsner gegründet. Ich bin jetzt in der fünften Generation und stolz darauf, dass ich auch ein Teil dieser langen Geschichte sein darf. Mein Ziel ist, das Unternehmen eines Tages vernünftig gemanagt und gut kapitalisiert in die nächste Generation zu überführen. Und natürlich will ich mit meinem Unternehmen auch einen Beitrag für eine bessere Welt leisten", so Ochsner. Laut dem IV-NÖ-Präsidenten sei die Industrie in Niederösterreich, aber auch in Österreich generell eine sehr nachhaltig denkende. Alle Zweige würden sich mit der Zukunft des Planeten beschäftigen und möchten einen Beitrag für die nächsten Generationen leisten. Daher werde auch sehr viel in die Nachhaltigkeit investiert.
Leistungsbereitschaft
Im Wirtschaftstalk geht es auch um die Leistungsbereitschaft. In den letzten Jahren hat es oft geheißen, dass die Gen Z zu viel auf Work-Life-Balance setze und den Leistungsgedanken dabei hinten anstelle. Kari Ochsner sagt dazu: "Wir müssen verstehen, dass der Wohlstand und alles, was wir heute genießen dürfen (Sozialsystem, Bildungssystem, Gesundheitssystem, Logistik etc.), von Leistung kommt und auch bezahlt werden muss. Manchmal vermisse ich bei der jungen Generation dieses Verständnis etwas. Wohlstand und Lebensqualität sind kein Selbstverständnis, sondern dafür muss man hart arbeiten. Weil Österreich stark exportorientiert ist, bin ich oft im Ausland unterwegs. Dort sieht man, wie hart die Menschen weltweit arbeiten, um genau das zu erlangen, was heute für uns selbstverständlich ist." Grundsätzlich seien die Österreicher:innen jedoch sehr wohl fleißig und sie wollen auch was erreichen. Doch leider werde oft von Arbeitnehmervertreter:innen erklärt, dass Arbeit krank mache und wir versuchen sollten, noch weniger zu arbeiten. Doch das werde sich international nicht ausgehen, so Ochsner. Wir arbeiten in Österreich rund 1.400 Stunden pro Jahr, in Polen seien es rund 2.000, in Mexiko sogar 2.800 Stunden. "Ich bin übrigens nicht der Meinung, dass Österreicher:innen statt 1.400 jetzt 2.000 Stunden arbeiten sollten. Aber wir müssen sehr wohl verstehen, noch weniger Arbeit, und das vielleicht auch noch bei vollem Lohnausgleich, ist für die Betriebe einfach nicht machbar."
Laut dem IV-NÖ-Präsidenten müsse man in Österreich auch aufpassen, dass es nicht zu viele Teilzeitkräfte gibt. Denn die reichten nicht, um die Arbeit hier zu bewältigen. Wir seien bereits am Weg zu einer Teilzeitgesellschaft, und das sei aus Ochsners Sicht nicht gut. Dabei gebe es natürlich Ausnahmen. Wenn Mütter nebenbei ihre Kinder betreuen und erziehen, sei das ein absolut gewollter Teilzeitjob. Gleiches gelte, wenn jemand nebenbei in der Pflege arbeite. "Aber wenn ein junger Mann Mitte 20 sagt, ich möchte lieber nur Teilzeit arbeiten, damit ich mehr Freizeit habe, dann muss man schon sagen: Das wird sich einfach nicht ausgehen", so Ochsner.
Zölle und Handelsabkommen
Ein weiteres Gesprächsthema ist die Internationalisierung, denn Österreich ist ein stark exportorientiertes Land. Hier spielt natürlich auch die Wiederwahl von Donald Trump zum US-Präsidenten eine Rolle. Laut Ochsner ist die Industriellenvereinigung parteipolitisch neutral. Deshalb kommentiere man auch nicht, ob die Demokraten oder die Republikaner für Österreich besser wären. Dennoch gebe es natürlich Zweifel an manchen Ansichten von Trump. Ochsner hoffe, dass er in der zweiten Amtszeit nicht alle seine Ankündigungen tatsächlich umsetzen werde. Das Thema Zölle habe jedoch immer mehrere Seiten. Zwischen der EU und den USA seien sie abzulehnen. Bei China müsse man jedoch vorsichtig sein. Denn dort sei die Marktwirtschaft ausgehebelt worden. "Die Regierung subventioniert dort die Industrie in einer Form, die nicht gesund ist. Ich glaube nicht, dass China das ewig durchstehen wird", so Ochsner. Wenn man den eigenen Unternehmern sagt, sie bräuchten keine Gewinne zu machen, weil die Regierung das ohnehin ausgleiche, habe das nichts mit Marktwirtschaft zu tun. Das verzerre weltweit das Wettbewerbsbild. Hier könne es durchaus Sinn machen, vonseiten der EU Strafzölle einzuheben. Eine richtige Antwort sei bei Zöllen nicht einfach.
Grundsätzlich sei die Industrie sehr stark für Freihandel, so der IV-NÖ-Präsident. Deshalb seien auch Handelsabkommen wie Mercosur und andere für Österreich und Europa gerade jetzt ganz wichtig. "Österreich sollte sich keinesfalls dagegenstemmen. Unser Land hat vom EU-Beitritt nur profitiert und wird auch von jedem Handelsabkommen profitieren. Weil wir tolle Produkte haben, die wir gern in die ganze Welt exportieren wollen."
Green Tech, Digitalisierung und KI
Was Kari Ochsner zum Thema "Industriestandort Österreich – fit für die Zukunft?!" noch sagt, sehen Sie im LEADERSNET.tv-Video. Dabei erklärt er unter anderem, weshalb er in der Green Tech Industrie eine große Chance für Österreich und Europa sieht und weshalb er davon überzeugt ist, dass wir bei der Digitalisierung und Künstlichen Intelligenz den Anschluss verloren haben. Zwischen den Themenblöcken gibt wie gewohnt ein Business-Event, dieses Mal vom Wiener Jägerball 2025 in der Hofburg.
www.niederoesterreich.iv.at
www.ochsner.com
niemand will Rückschritt, doch so lange Sozial- und Umweltstandards in anderen Ländern niedriger als hier sind, wir aber keine bis wenige (Umwelt-Sozial) Zölle haben, kann Österreich außer mit herausragender Qualität, die der Konsument auch zahlen wollen muss, oder mit extremer Wissens- und Technikführerschaft, schwer konkurrenzfähig sein.
Dass hier angesprochen wird, dass man bezüglich China vorsichtig sein soll, ist gut, greift jedoch zu kurz, wenn man nur die Aushebelung der Marktwirtschaft durch Subventionen meint. Personalkosten sind in so vielen Ländern deutlich niedriger und Arbeitsstunden / Zeiten höher - siehe den Verweis auf andere Länder im Interview.
Nein, ich finde nicht, dass ArbeitnehmerInnenvertreter dazu aufrufen, arbeiten mache krank, sondern dass dies zum Teil eine Reaktion auf die ArbeitgeberInnenseite mit "die Jungen sind faul, Teilzeit ist asozial (-> ein kürzlicher fauxpas aus der Politik)"... ist. ArbeitnehmerInnen werden (wieder) lauter, präsenter und selbstbewusster, entwickeln sich in Richtung "Augenhöhe" wie es so schön heißt. Das ist eine gute Entwicklung, wenn gleichzeitig auch das Bewusstsein für die Verantwortung, die man in der Gesellschaft hat, steigt.
In den letzten Wochen wird in den Medien vermehrt davon gesprochen, dass wir alle, zum Wohlstand und Sozialsystem beitragen müssen, trotz demografischem Wandel. Das muss wieder viel mehr in den Mittelpunkt rücken, ohne allerdings zu erwarten, dass Arbeitnehmer Rückschritte hinnehmen und ja, man darf erwarten, dass Unternehmen vermehrt ihren Beitrag leisten.
Eine Arbeitszeitreduktion - wie viel ist zu diskutieren - ist dennoch aus meiner Sicht eine unausweichliche Entwicklung, betrachtet man KI Entwicklung, Automatisierung. Vielleicht auch nicht in jeder Branche sofort und in gleichem Ausmaß, aber das ist jetzt schon Realität aufgrund verschiedener KVs. Und im Steuerwesen nachbessern, auch auf EU Ebene.
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