Nur noch knapp drei Wochen trennen uns vom Jahresende – für das digitale Markt- und Meinungsforschungsinstitut Marketagent ein Grund, das vergangene Jahr Revue passieren zu lassen. Um 2024 in Zahlen aufzuschlüsseln, standen 1.000 Österreicher:innen zwischen 14 und 75 Jahren Frage und Antwort zu unterschiedlichsten Themen, von ihren Emotionen über ihr Sportverhalten bis zum Alkoholkonsum.
Großer Stress im Alltag
2024 war für die Österreicher:innen ein belastendes Jahr, wie die Studie zeigt. So gaben sie an, an durchschnittlich 55,3 Tagen großen Stress erlebt zu haben, wobei der Leidensdruck vor allem bei den Millennials (72,1 Tage) und der Generation Z (68,5 Tage) hoch war. Bei der Generation X (54 Tage) und bei den Babyboomern (26,6 Tage) sind es deutlich weniger. Im Vergleich zum ersten Coronajahr 2020, in dem die Österreicher:innen mit durchschnittlich 42,6 stressigen Tagen etwas herunterschalten konnten, zeigt sich heuer, dass wieder mehr Normalität eingekehrt ist.
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Neben Stress sind die Emotionen der Österreicher:innen heuer aber auch anderweitig hochgekocht. Im Durchschnitt wurde nämlich 20,3 Mal geweint und 17,8 Mal gestritten, was verdeutlicht, dass heuer deutlich mehr Tränen geflossen und Fetzen geflogen sind, als noch in den Jahren davor.
"Die gesteigerte emotionale Intensität der Österreicher:innen – mehr Stress, häufiger Streit und auch mehr Tränen – spiegelt die Herausforderungen unserer Zeit wider", resümiert Studienleiterin Andrea Berger. "Die Kombination aus globalen Krisen und individuellen Belastungen scheint die emotionale Belastbarkeit auf die Probe zu stellen. Gleichzeitig kann dies aber auch ein Hinweis auf eine zunehmende Sensibilität für eigene Gefühle und zwischenmenschliche Beziehungen sein."
Reisen für Österreicher:innen wichtiges Thema
Trotz all dem Alltagsstress – oder vielleicht gerade deswegen – haben die Österreicher:innen heuer großen Wert auf Erholung und Urlaub gelegt. So verbrachten sie im Schnitt rund neun Nächte in einer Unterkunft im Ausland und knapp sechs Nächte im Inland. Zudem wurde durchschnittlich zweimal geflogen.
Besonders gerne war die heimische Bevölkerung mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs. So wurden heuer im Schnitt 42,8 Strecken mit dem Bus und 34,3 Strecken mit dem Zug zurückgelegt, und 99,1 Tage wurden völlig autofrei verbracht.
Jüngere lieben Fitnessstudios, Ältere das Wandern
In Hinblick auf sportliche Aktivitäten zeigt sich heuer ein durchwegs positiver Trend: So war die heimische Bevölkerung im Schnitt 14,6 Mal dieses Jahr im Fitnessstudio, wobei vor allem die junge Generation Z mit 33,4 Mal das Angebot besonders gerne wahrnahm. Ältere Generationen hingegen bevorzugen eher Outdoor-Aktivitäten wie das Wandern. Insgesamt waren die Österreicher:innen heuer 12,4 Mal wandern, wobei die Babyboomer mit 20,4 Mal führen.
Geringer scheint allerdings die Vorliebe für den Wintersport zu werden: So standen die Österreicher:innen heuer nur an 1,8 Tagen auf Skiern bzw. dem Snowboard, was für Österreich als Ski-Nation eher ernüchternd ist. Im Vergleich: 2017 waren es noch 2,1 Tage.
"Die Ergebnisse zeigen eine positive Entwicklung: Die Österreicher:innen sind aktiver und mobiler geworden. Während junge Menschen das Fitnessstudio als modernen Treffpunkt für Bewegung und Lifestyle schätzen, haben ältere Generationen das Wandern zu ihrem Favoriten gemacht. Diese Trends spiegeln nicht nur unterschiedliche Lebensstile wider, sondern unterstreichen auch, wie vielseitig sich das Bewegungsverhalten in Österreich gestaltet – vom Gym bis zum Berggipfel", analysiert Thomas Schwabl, Geschäftsführer von Marketagent.
Mehr Krankenstände, weniger Alkohol
Bezüglich der Gesundheit der heimischen Bevölkerung zeigen sich heuer wieder ähnliche Daten wie 2017, nachdem die Österreicher 2020 – etwa aufgrund von Masken und Lockdowns – weniger krank wurden. Insgesamt verbrachten sie dieses Jahr 8,8 Tage im Krankenstand, suchten 6,6 Mal einen Arzt bzw. eine Ärztin auf, griffen 10,1 Mal zur Kopfwehtablette und litten 3,8 Mal an einer Verkühlung.
Dementsprechend wichtig ist es den Österreicher:innen, sich auch einmal etwas Gutes zu tun: besonders oft, nämlich im Schnitt 18 Mal, gönnten sie sich ein Vollbad. Zudem ließen sie sich dreimal massieren und besuchten 1,8 Mal eine Therme. Auszusterben scheint dagegen der Trend zum Solarium, wo die Menschen heuer nur noch durchschnittlich einmal hingingen.
Mehr Bewusstheit für Gesundheit zeigt sich auch im Thema Alkoholkonsum: Während die Österreicher:innen 2017 noch 7,5 Mal und 2020 gar 8,5 Mal betrunken waren, waren es heuer nur noch 5,7 Mal und somit deutlich weniger.
Online-Shopping immer mehr im Trend
Beim Einkaufsverhalten verstärkte sich auch heuer wieder der Trend zum Online-Shopping: 27,9 Mal erledigten die heimischen Befragten einen Einkauf übers Internet. Vor allem Haushalte mit Kindern nutzen diese Gelegenheit gerne (36 Mal). Dagegen wurde nur noch 10,5 Mal ein stationäres Modegeschäft aufgesucht.
Abstriche zeigen sich aber auch im Bereich der Kultur- und Sportveranstaltungen. Zwar werden diese natürlich wieder deutlich häufiger besucht als noch 2020, allerdings konnten die Spitzenwerte von 2017 nicht erreicht werden. Besonders stark zeigt sich das am Beispiel des Kinos, das heuer nur noch 2,2 Mal besucht wurde, während es 2017 noch 3,6 Mal waren.
"Die moderaten Besucherzahlen bei Kultur- und Sportveranstaltungen, insbesondere im Kino, deuten darauf hin, dass sich die Prioritäten der Österreicher:innen verändert haben. Trotz der Rückkehr zur Normalität nach der Pandemie scheint die Konkurrenz durch Streaming-Dienste das Verhalten nachhaltig geprägt zu haben. Kultur ist weiterhin gefragt, aber die Art und Weise, wie sie konsumiert wird, befindet sich im Wandel", so Schwabl.
Mehr Informationen zur Methodik der Studie sowie weitere Ergebnisse finden Sie in unseren Infoboxen.
www.marketagent.com
Über die Studie
Methode: CAWI | Marketagent Online Access
Instrument: Online-Interviews über die Marketagent reSEARCH Plattform
Erhebungszeitraum: 27.11.2024 – 4.12.2024
Sample-Größe: n = 1.000 Netto-Interviews
Kernzielgruppe: Personen zwischen 14 und 75 Jahren | Inzidenz: 100 Prozent
Quotensteuerung: Sample repräsentativ für die österreichische Bevölkerung
Zentrale Erkenntnisse
Emotionen: An 55,3 Tagen verspürten die Österreicher:innen großen Stress, 20,3 Mal haben sie geweint und 17,8 Mal gestritten. Damit fließen deutlich mehr Tränen und fliegen mehr Fetzen als 2020 und 2017. Der Stresslevel stieg im Vergleich zu 2020 signifikant an (2020: 42,6 Tage).
Reiseverhalten und Mobilität: Die Österreicher:innen verbrachten im Jahr 2024 durchschnittlich 8,9 Nächte in Hotels im Ausland und 5,8 im Inland. Pro Person wurden im Schnitt 2 Flugreisen unternommen. Die autofreien Tage sanken nach dem Coronahoch 2020 (118 Tage) auf durchschnittlich 99,1 Tage.
Sport und Bewegung: Ein:e durchschnittliche:r Österreicher:in ging 14,6 Mal ins Fitnessstudio, unternahm 12,4 Wanderungen und stand 1,8 Tage auf Skiern.
Gesundheit und Wellness: Im Schnitt befand man sich dieses Jahr 8,8 Tage im Krankenstand, besuchte 6,6 Mal einen Arzt und litt an 3,8 Erkältungen. Man gönnte sich durchschnittlich 18 Vollbäder, 3 Massagen und 1,8 Thermenbesuche.
Alkohol und Feiern: Im Schnitt waren die Österreicher:innen 2024 5,7 Mal betrunken – ein deutlicher Rückgang gegenüber 2020 (8,5 Mal). 2,7 Nächte wurden durchgemacht – in der Generation Z wenig überraschend deutlich mehr (5,5 durchgemachte Nächte) als bei den Babyboomern (0,4).
Freizeitverhalten: Pro Kopf kam man dieses Jahr auf 3,2 Kirchen-, 2,1 Kino-, 1,4 Museumsbesuche und 1,5 Live-Sport-Events. Das ist eine klare Steigerung gegenüber 2020, kann aber nicht an die Vor-Corona-Werte von 2017 anschließen.
Medienkonsum: 57,9 Tage verzichteten die Österreicher:innen dieses Jahr im Schnitt auf den Fernseher (Generation Z: 95,8 Tage). Ohne Internet kam man nur 9,5 Tage aus (Generation Z: 5,3 Tage). Zum Vergleich: 2017 schaffte Österreich noch fast doppelt so viele internetfreie Tage (2017: 18,4 Tage).
Online-Shopping: Im Schnitt wurden 27,9 Einkäufe im Internet erledigt – ein stetiger Anstieg seit 2017 (24,7 Mal). 8,7 Mal ließ man sich Essen direkt nach Hause liefern.
Heim und Haushalt: 12 handwerkliche Tätigkeiten wurden in Österreichs Haushalten 2024 selbst erledigt, die Fenster erhielten 4,8 Mal eine Reinigung.
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