Kult-Bär erhält offiziellen Pass
Paddington Bär ist endlich echter Brite

66 Jahre, nachdem der fiktive, flauschige Flüchtling aus Peru in Großbritannien angekommen ist, ist sein Aufenthaltsrecht nun offiziell geklärt. Der echte britische Pass, der ihm vom Innenministerium ausgestellt worden ist, ermöglicht es ihm nun, sorgenfrei sein Geburtsland zu besuchen.

Über mehrere Generationen hinweg hat der Paddington Bär eine Rolle in der Kindheit vieler Menschen rund um den Globus gespielt. Kein Wunder also, dass die Bücher, die erstmalig vor 66 Jahren erschienen, 2014 in eine Realverfilmung mit aminiertem Bär verwandelt wurden, die 2017 auch eine Fortsetzung bekam. Ende dieses Jahres soll nun der dritte Teil unter dem Titel "Paddington in Peru" erscheinen. Die Handlung: Der Bär, der einst als Flüchtling aus seinem südamerikanischen Geburtsland nach Großbritannien gekommen war, möchte seiner Heimat einen Besuch abstatten.

Nationalität: "Britischer Bürger"

Im Zuge der Dreharbeiten haben sich die Produzent:innen überlegt, beim britischen Innenministerium anzufragen, ob der beliebte Bär für den Film eventuell einen Pass bekommen könnte. Gewünscht war eine möglichst echt aussehende Replika. Was ihnen das Ministerium zukommen ließ, war allerdings mehr als erstaunlich: Paddington bekam einen echten, offiziell aussehenden Pass, der unter anderem sein Geburtsland ("Peru"), ein Ablaufdatum ("2034") und besondere Kennzeichen ("Bär") enthielt. Und – als Nationalität war "Britischer Bürger" angegeben.

Der fiktive Flüchtling, dessen ungeklärter Aufenthaltsstatus in den Büchern mehrfach Thema war und für den er oftmals Schwierigkeiten bekam, ist damit offiziell Bürger Großbritanniens. Und muss sich bei seiner Rückkehr nach seinem Peru-Trip keine Sorgen machen, dass er nicht mehr nach England einreisen darf.

Einen Trailer für den Film "Paddington in Peru", der ab Jänner 2025 dann auch in Österreich zu sehen sein soll, können Sie sich hier ansehen:

Dunkler Hintergrund

Nur 66 Jahre hatte es also gedauert, bis Paddington Bär einen gesicherten Aufenthaltsstatus auf den Britischen Inseln erlangen konnte. Der kuschlige Protagonist der gleichnamigen Bücher – der seinen Namen vom Londoner Bahnhof hat, in dem Familie Brown das Kuscheltier findet und adoptiert – wurde 1958 von Michael Bond geschaffen und gilt seit jeher als Symbol für Flüchtlinge. Eben aus dieser Inspiration heraus hatte der Autor sich den Bären ausgedacht.

In einem Interview 2017 erinnert er sich an die Eindrücke, die er 1938 als Soldat im Bahnhof von Reading gesammelt hatte. Damals sah Bond jüdische Kinder, die mit Kindertransporten vom Festland auf die Britischen Inseln gebracht worden waren: "Sie hatten alle ein Schild mit ihrem Namen und ihrer Adresse um den Hals und einen kleinen Koffer oder ein Paket mit ihren Habseligkeiten." Paddington sei also in gewisser Weise ebenfalls ein Flüchtling – "und ich glaube, es gibt keinen traurigeren Anblick als Flüchtlinge", so Bond. Seine Erfahrungen hatte der Autor etwa auch dahingehend eingebaut, als dass Paddington bei seinem ersten Auftritt, als er "aus dem tiefsten, dunkelsten Peru" zum Londoner Bahnhof gelangte, statt eines Passes nur ein Schild um den Hals hatte. Und zwar mit der Aufschrift: "Bitte kümmert euch um diesen Bären. Danke."

Symbolfigur für Flüchtlingskrise

In den vergangenen Jahren, in denen die Flüchtlingsdebatte immer mehr in den Fokus geriet, wurde der Paddington Bär dementsprechend zur Symbolfigur. Beispielsweise wurde die Statue, die im namensgebenden Paddington Bahnhof hängt, 2006 von Aktivist:innen ein Schild umgehängt, auf dem "Immigrant" stand.

Als die britische Innenministerin Priti Patel vor zwei Jahren beschloss, dass illegal einreisende Asylsuchende in Zukunft nach Ruanda ausgeflogen werden sollen, traf sie auf Widerstand aus den eigenen Reihen, wobei Paddington ebenfalls eine Rolle spielte. Demnach hängten Angestellte des Ministeriums offiziell aussendende Dokumente im Haus auf. Darauf zu sehen: Ein winkender Paddington mit der Aufschrift "Haben Sie dieses Individuum gesehen?", kombiniert mit einem Steckbrief mit Angaben wie "Einreise ins Vereinigte Königreich: heimlich, über irreguläre Route, per Boot, kein Visum".

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