Am Montag stellte Tirol Tourismus die aktuellen Zahlen der Sommersaison vor. Die Ergebnisse wurden von Tirol Werbung-Geschäftsführerin Karin Seiler, Landesrat Mario Gerber und Wirtschaftskammer-Spartenobmann Alois Rainer der Öffentlichkeit präsentiert.
Durchwachsene Wetterperioden
Tirols Tourismus bilanziert nach fünf von sechs Monaten der aktuellen Sommersaison mit einem kleinen Rückgang bei den Nächtigungen und einem leichten Plus bei den Gästeankünften. Nach einer ersten Berechnung des MCI Tourismus ist auch die Wertschöpfung annähernd stabil. Der kommenden Wintersaison, die am 1. November beginnt, blickt die Branche zuversichtlich entgegen.
Mit Blick auf die Sommersaison, die mit 31. Oktober zu Ende geht, zeigt sich, dass Tirols Tourismus keine einfache Zeit hatte. Durchwachsene Wetterperioden wie zuletzt im September führen in der Zwischenbilanz zu einem leichten Rückgang bei den Nächtigungen. Die Auswertung der Monate Mai bis September, die im Schnitt rund 90 Prozent der Sommernächtigungen repräsentieren, zeigt 20,3 Millionen Übernachtungen. Das entspricht einem kleinen Minus von 0,9 Prozent. Auf der anderen Seite ganz leicht gewachsen ist die Zahl der Gäste – um 0,3 Prozent auf 5,7 Millionen. Gleich geblieben ist die durchschnittliche Aufenthaltsdauer, sie beträgt weiterhin 3,6 Tage.
"Wir hatten im Vorjahr eine starke Nachfrage und das beste Sommerergebnis seit 1992. Daher sind wir zufrieden, diese sehr gute Bilanz in diesem Sommer annähernd halten zu können", sagt Tourismuslandesrat Mario Gerber. Der Fokus auf rein quantitative Kennzahlen sei ohnehin zu wenig. Entscheidend sei die wirtschaftliche Entwicklung.
Wertschöpfung: 2,4 Milliarden Euro
Erste Berechnungen zeigen, dass die Wertschöpfung für die heurige Sommersaison 2,4 Milliarden Euro beträgt. Das bedeutet, unter Berücksichtigung der Inflation, einen minimalen Rückgang von 0,1 Prozent, der damit geringer ausfällt als jener bei den Nächtigungen. "Angesichts der nicht einfachen Rahmenbedingungen ist es beachtlich und erfreulich, wie stabil sich Tirols Tourismus präsentiert. Die Branche trägt sowohl wirtschaftlich als auch in puncto Freizeitmöglichkeiten und Infrastruktur maßgeblich zu Wohlstand und Qualität in unserem Land bei", so Gerber.
Rückgänge auf Nahmärkten
Im Speziellen sind vor allem die Nahmärkte Deutschland, Österreich, Schweiz und die Niederlande, die ein kleines Nächtigungsminus aufweisen. "Der Rückgang aus den Nahmärkten resultiert insbesondere daraus, dass diese am sensibelsten und kurzfristigsten auf das Wetter reagieren und auch reagieren können", so Tirol Werbung-Geschäftsführerin Karin Seiler und fügt hinzu: "Aufgrund der Wichtigkeit dieser Märkte mit 80 Prozent Nächtigungsanteil beeinflusst dies selbstverständlich auch das Gesamtergebnis."
Die Übernachtungen deutscher Gäste sind um 1,4 Prozent auf 11,7 Millionen zurückgegangen, aus dem Heimmarkt Österreich gab es ein Minus von 2,7 Prozent auf 2,0 Millionen, aus den Niederlanden eines von 1,5 Prozent auf 1,6 Millionen und aus der Schweiz eines von 0,3 Prozent auf 1,0 Millionen Nächtigungen. Hingegen am stärksten gewachsen sind die Fernmärkte. Aus den USA gab es bei den Nächtigungen ein Plus von 9,9 Prozent auf 200.000 und aus China von 159 Prozent auf 60.000 Nächtigungen.
Die Nächtigungsgewinner bei den Unterkünften sind Ferienwohnungen (+0,5 Prozent), die Vier- und Fünfstern-Hotellerie (+1,1 Prozent) sowie Campingplätze (+1,9 Prozent) die Nächtigungsgewinner.
Kurzfristigkeit bleibt Herausforderung
Die aktuelle Sommersaison sei für Betriebe durchaus herausfordernd, berichtet Alois Rainer, Spartenobmann Tourismus- und Freizeitwirtschaft in der Wirtschaftskammer Tirol: "Die weiterhin wachsende Kurzfristigkeit der Buchungen und Stornierungen machen uns zu schaffen. Gäste buchen an mehreren Orten gleichzeitig und fahren dann dorthin, wo das Wetter am besten ist. Das erschwert die Planung der Mitarbeiter:innen sowie der Ressourcen massiv." Zudem wirken sich auch die gestiegenen Kosten bei Wareneinsatz, Energie und Löhnen weiterhin aus. "Die lassen sich nicht immer vollständig auf die Preise umlegen. Damit bleibt unterm Strich teilweise zu wenig übrig", so Rainer. Es sei jedenfalls eine Gratwanderung, die Balance zwischen notwendigen Preisanpassungen und der Zahlungsbereitschaft der Gäste zu finden.
Ausblick auf die Wintersaison
Laut den Expert:innen zeigt sich die Branche für die kommende Wintersaison zuversichtlich. "Laut Tourismusbarometer haben 76 Prozent der Betriebe eine gleich gute oder sogar bessere Buchungslage als im Vorjahr um diese Zeit", so Landesrat Gerber. Der Winterurlaub in Tirol steht vor allem bei deutschen Gästen hoch im Kurs. 85 Prozent der Betriebe registrieren aus dem wichtigsten Quellmarkt des Tiroler Tourismus eine gleich gute oder sogar bessere Buchungslage.
Diese Einschätzung deckt sich auch mit dem Preis- und Buchungsmonitoring der Tirol Werbung, mit dem sich die Nachfrage tagesgenau prognostizieren lässt. Die Vorschau zeigt eine ähnliche Auslastung wie im vergangenen Winter. "Weihnachten und Neujahr sind aktuell mit Abstand am besten gebucht, im wichtigsten Monat Februar liegt die Nachfrage derzeit noch etwas unter dem Vorjahr", berichtet Karin Seiler.
Auch bei den wirtschaftlichen Erwartungen rechnen Tirols Betriebe mit einem guten Winter. 57 Prozent gehen davon aus, das Ergebnis vom Vorjahr halten zu können. 25 Prozent erwarten ein Umsatzplus, lediglich 16 Prozent rechnen mit Einbußen bei den Umsätzen.
Neben der Ertragssituation bleibe vor allem das Thema Fachkräfte ein Dauerbrenner. Das weiß auch Spartenobmann Rainer: "Aktuell hat sich die Situation etwas entschärft, es fehlen jedoch noch immer zahlreiche Mitarbeiter:innen." Neben der Employer Branding Kampagne der Lebensraum Tirol Gruppe setzt die Wirtschaftskammer auf die Initiative "Bist' happy?" (LEADERSNET berichtete). "Damit können Betriebe die Zufriedenheit ihrer Mitarbeiter:innen anonym messen. Motivierte Beschäftigte bleiben nicht nur selbst gerne im Betrieb, sondern sind auch die beste Werbung, um neue Kräfte zu gewinnen", so Rainer.
Rund 7,3 Millionen Euro investiert die Tirol Werbung in die Kommunikationsmaßnahmen für den kommenden Winter und ist unter anderem mit einer Werbekampagne auf acht europäischen Märkten präsent.
www.tirol.at
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