Frauen in Führungspositionen
Erfolg funktioniert nur mit Mut, Fleiß und viel Geduld"

| Rebecca Rabenstein 
| 01.10.2024

Isabella Reinberg hat es als junge Frau in der männerdominierten Immobilienbranche an die Spitze geschafft. Im exklusiven LEADERSNET-Interview spricht sie über Frauen in Führungspositionen und Ihre persönliche Erfolgsgeschichte.

LEADERSNET: Sie sind in einer Branche tätig, in der traditionell weniger Frauen in Führungspositionen zu finden sind. Wie haben Sie persönlich diesen Weg gemeistert und welche Herausforderungen sind Ihnen dabei begegnet?

Isabella Reinberg: Als gerade mal 30-Jährige war mir nicht bewusst, wie mein Ziel aussehen sollte und wo ich hingehörte, als ich zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort war. Es gehört schon auch ein wenig Glück dazu, die Chancen, die einem geboten werden, zum richtigen Zeitpunkt aufzunehmen. Das Leben bietet schon einige und um der Geschlechterrolle Geltung zu geben: Es verhält sich meines Erachtens so, dass sich Frauen zu wenig zutrauen, um nach der Chance zu greifen und Männer es einfach "mal probieren". Wir Frauen können nicht einfach etwas ausprobieren; wir müssen sicher sein, dass es funktioniert, oder zumindest nichts zu verlieren haben.  In meinem Fall war es der richtige Zeitpunkt, die richtige Emotion, die richtigen Menschen, der richtige Geschäftsführer und die richtige Haltung. Mir war schnell klar, dass ich zu Reinberg & Partner gehörte - egal in welcher Position. Dass ich dann einige Jahre später zur Gesellschafterin wurde, belohnte mein zeitliches Investment und meinen persönlichen Einsatz. Erfolg funktioniert meines Erachtens nur mit Mut und viel Fleiß – und Geduld. Auch wenn es manchmal richtig schwerfällt - es dauert.

LEADERSNET: Welche Maßnahmen ergreifen Sie in Ihrem Unternehmen, um Frauen gezielt zu fördern und zu unterstützen, insbesondere im Hinblick auf Führungspositionen?

Reinberg: Das Team von Salon Real hat ein Mentoring-Programm gestartet, das erfahrene Frauen in Führungspositionen mit jungen oder aufstrebenden Frauen verbindet. Ziel ist es, wertvolle Erfahrungen weiterzugeben und das Netzwerk der Frauenwirtschaft zu erweitern. Ich durfte bereits mehrmals tolle, junge Damen unterstützen und meine Erfahrungen teilen. Mein Motto "Ohne Fleiß kein Preis" gebe ich weiter. Dennoch sollte man sich nicht so ernst nehmen und die Frauen-/Männerrollen nicht zu stark differenzieren (wiewohl es erhebliche naturell bedingte Unterschiede in vielen Bereichen gibt, die niemals abzustreiten sind). Wir Frauen vergessen oft, dass dort, wo eine unsichere Frau steht, sich meist auch ein unsicherer Mann versteckt.  

LEADERSNET: Studien zeigen, dass weibliche Mitarbeiter oft eine besondere Loyalität gegenüber ihren Unternehmen haben. Wie erleben Sie das in Ihrem Betrieb und wie fördern Sie diese Loyalität?

Reinberg: Ja, das kann ich nur bestätigen. Die beruflichen Überlegungen, in einer neuen Firma anzufangen und das vertraute Umfeld hinter sich zu lassen, stellen für Frauen wahrscheinlich eine ebenso große Herausforderung dar wie im privaten Bereich. Burschen wechseln schneller, diskutieren weniger: "Passt es nicht, wird es passend gemacht". Daher bemühe ich mich, unseren jungen Damen im Team ein Gefühl der Stabilität zu vermitteln und ihnen die persönliche Wertschätzung zukommen zu lassen, die jede individuell benötigt. Vielleicht gelingt es mir nicht immer, den richtigen Ton oder Worte zu treffen, jedenfalls möchte ich Ihnen gerne sagen, dass ich sehr stolz auf all unsere tollen Damen in unserem Team bin. Außerdem bin ich auch sehr stolz auf unsere Jungs. Jeder von ihnen ist eine einzigartige Persönlichkeit.

LEADERSNET: Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist oft ein Schlüsselfaktor für Frauen im Berufsleben. Welche Strategien oder Initiativen setzen Sie um, um diese Balance für Ihre Mitarbeiterinnen zu erleichtern?

Reinberg: Mein Sohn war bereits im Schulalter, als ich mich den Herausforderungen meiner beruflichen Chancen stellte. Ich wollte ihm ein Vorbild sein und bin es, glaube ich, immer noch. Er arbeitet fleißig und weiß, dass er mit Einsatz und Leidenschaft Erfolg haben wird. Unseren Mitarbeitern möchte ich die gleiche Möglichkeit einräumen, Vätern wie auch Müttern. Flexibilität bieten, Verständnis haben und Vertrauen schenken, dann funktioniert der Spagat ganz gut. Es lässt sich nicht leugnen, dass es für eine Frau mit einem kleinen Kind zu Hause oft schwieriger ist als für den Vater. Die Balance zwischen beruflichen und familiären Verpflichtungen kann eine große Herausforderung sein.

LEADERSNET: Wie sehen Sie die zukünftige Rolle von Frauen in der Immobilienbranche? Welche Veränderungen wären notwendig, um eine höhere Frauenquote in Führungspositionen zu erreichen?

Reinberg: Es gibt Bereiche, die einer Frau einfach leichter fallen, zudem gibt es Aufgaben, die ein Mann mit einer Leichtigkeit erfüllt und Frau lang damit kämpft. Meine persönliche Erfahrung ist es, dass beides gemeinsam zu Erfolg führt. Es erfordert jedoch sowohl eine gute Portion Humor als auch ein starkes Sicherheitsbewusstsein, um den männlichen Geschäftspartner im Anlassfall zu korrigieren oder einzufangen– und vice versa. Dennoch ist es meiner Erfahrung nach so, dass Männer in dem Berufsfeld ernster genommen werden als Frauen, daher wird es kaum auffallen, wenn der Zeitpunkt gekommen ist und die Frauenwelt auch die Immobilienbranche dominieren wird.

 

www.reinberg-partner.at 

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