Am Mittwoch stellte die UniCredit Bank Austria ihren "Einkaufsmanagerindex" für April vor. Dieser zeigt, dass die heimische Industrie nicht aus dem Konjunkturtief kommt.
"Der UniCredit Bank Austria Einkaufsmanagerindex stieg zwar im August auf immerhin 44,4 Punkte. Der Abwärtstrend hat sich damit etwas gegenüber dem Vormonat verlangsamt, aber die Industrie befindet sich weiterhin in einer tiefen Rezession. Seit mittlerweile genau zwei Jahren unterschreitet der Indikator die Marke von 50 Punkten, ab der Wachstum signalisiert werden würde", sagt UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer.
UniCredit Bank Austria Einkaufs Manager Index © S&P Global/UniCredit Research
Konjunkturauffrischung nicht in Sicht
Die aktuelle Umfrage unter österreichischen Einkaufsmanager:innen, die von S&P Global im Auftrag der UniCredit Bank Austria durchgeführt wurde, zeigt keine Lichtblicke, die auf eine mögliche bevorstehende Konjunkturbesserung im Produktionssektor schließen lassen. "Die Produktionsleistung wurde im August noch stärker als im Vormonat reduziert, da das Neugeschäft weiter abnahm. Erneut wurden viele Jobs abgebaut und die Preistrends weisen auf eine Verschlechterung der Ertragslage hin", so Bruckbauer. In Anbetracht der andauernden Konjunktureintrübung würden sich die Hoffnungen der Betriebe auf eine Verbesserung der Lage zerschlagen haben. "Der Index für die Produktionserwartungen in den kommenden zwölf Monaten ist auf 50,7 Punkte gesunken, den tiefsten Wert seit Jahresbeginn, der sich erstmals unter dem langjährigen Durchschnitt befindet. Die heimische Industrie erwartet somit auch auf mittlere Sicht kaum Wachstum", sagt der Chefökonom.
Auch das internationale Umfeld biete aktuell ebenfalls keine Perspektiven für die Industriebetriebe in Österreich. "Abgesehen von den zunehmenden Herausforderungen im Exportgeschäft durch die ungünstige Entwicklung der preislichen Wettbewerbsfähigkeit sowie den allgemein steigenden Protektionismus ist die globale Industrieerholung ins Stocken geraten", meint Bruckbauer und ergänzt: "Zur anhaltenden Rezession der europäischen Industrie gesellt sich nun eine spürbare Abschwächung der US-Industrie. Der vorläufige Einkaufsmanagerindex für die verarbeitende Industrie in den USA ist im August auf 48,0 Punkte gesunken und liegt damit den zweiten Monat in Folge unter der Wachstumsgrenze."
Der vorläufige Einkaufsmanagerindex für die Industrie fiel im Euroraum auf 45,6 Punkte, belastet von deutlichen Rückgängen in den großen Industrienationen Deutschland und Frankreich.
Beschleunigter Produktionsrückgang
Laut dem Index der UniCredit Bank Austria hat sich im August der Rückgang der Produktion gegenüber dem Vormonat beschleunigt, während bei allen anderen Komponenten zumindest eine leichte Verlangsamung des Abwärtstrends.
"Der Produktionsindex sank auf 43,8 Punkte. Damit war das Tempo des Produktionsrückgangs in der heimischen Industrie nur zu Jahresbeginn noch stärker als im August. Dahinter steht die anhaltende Flaute im Neugeschäft, wenn auch aktuell das Auftragsminus etwas abnahm. Die gestiegenen Konjunktursorgen und die geopolitischen Unsicherheiten sorgen weiterhin für Zurückhaltung bei Investitionen. Zudem dürfte der verstärkte Lagerabbau und die Schwäche am Bau die Nachfrage in der Industrie dämpfen", sagt UniCredit Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl.
Im August nahm die Nachfrage sowohl aus dem Inland als auch aus dem Ausland mit geringerem Tempo ab, wobei die deutlich geringere Verbesserung des Index für die Exportaufträge auf 43,3 Punkte tendenziell größere Herausforderungen im internationalen Geschäft aufzeigt. Zum ersten Mal seit Mitte 2021 überstieg der Index für die Neuaufträge mit 44,5 Punkten den Produktionsindex spürbar. Dieses einzelne positive Signal bringt allerdings noch keine mögliche Erholung der Industrie in Sicht.
Anhaltend starker Jobabbau
Vor dem Hintergrund der Reduktion der Produktion aufgrund fehlender Aufträge haben die heimischen Industriebetriebe den Personalstand erneut deutlich verringert. "Das Tempo des Jobabbaus hat sich seit dem Vormonat kaum verändert und war auch im August kontinuierlich hoch. Der Beschäftigtenstand in der Sachgütererzeugung hat gegenüber dem Vorjahr um rund 7.000 abgenommen. Gleichzeitig stieg die Arbeitslosenquote auf saisonbereinigt 3,9 Prozent und erreichte damit den höchsten Stand seit Juni 2021", so Pudschedl.
Die Arbeitslosenquote betrug in den ersten acht Monaten des Jahres in der österreichischen Industrie durchschnittlich 3,7 Prozent. Die Ökonomen des Bankinstituts erwarten, vor dem Hintergrund, dass sich die Verschlechterung am Arbeitsmarkt voraussichtlich weiter fortsetzen wird, eine Arbeitslosenquote im Sektor von zumindest 3,8 Prozent im Jahresdurchschnitt 2024, nach nur 3,2 Prozent im Vorjahr. Die Verschlechterung der Arbeitsmarktlage in der Industrie bestimmt damit maßgeblich auch die Aufwärtsentwicklung auf gesamtwirtschaftlicher Ebene, bleibt aber weiterhin deutlich günstiger. Die Arbeitslosenquote 2024 dürfte laut den Experten in der Gesamtwirtschaft auf sieben Prozent steigen.

UniCredit Austria Einkaufs Manager Index und Teilindizes © S&P GlobalUniCredit Research
Kostenanstieg und Verkaufspreise
Die Einkaufspreise für die österreichische Industrie stiegen den dritten Monat in Folge, im August, mit zunehmendem Tempo. "Höhere Rohstoff- als auch Transportpreise waren für den neuerlichen Anstieg der Kosten in der heimischen Industrie verantwortlich. Obwohl die Kostendynamik im August unter dem langjährigen Durchschnitt lag, dürfte sich die Ertragslage der Betriebe im Durchschnitt verschlechtert haben, denn gleichzeitig wurden die Verkaufspreise wieder herabgesetzt. Allerdings fielen die der schwächelnden Nachfrage geschuldeten Preisnachlässe sehr gering aus", so Pudschedl. Im August stieg der Verkaufspreise auf 48,6 Punkte.
Einkauf und Lagerbestände reduziert
Die heimischen Industriebetriebe verringerten angesichts des schwachen Konjunkturumfelds ihre Einkaufsaktivitäten erneut mit hohem Tempo. Der Index für die Einkaufsmenge erreichte nur 40,2 Punkte und war damit nur marginal höher als im Vormonat. Der niedrige Index verweist darauf, dass der Rückgang der Einkaufsmenge in den Betrieben stärker als jener der Produktionsleistung ausfiel, was auf anhaltend starke Bestrebungen zum Abbau der Lagerbestände hinweist. "Angesichts der geringeren Produktionserfordernisse und steigender Kosten sowie zur Erhöhung der Liquidität der Betriebe wurden im August bereits den siebzehnten Monat in Folge die Bestände an Rohstoffen und Vormaterialien reduziert, jedoch mit spürbar geringerem Tempo als in den Vormonaten. Dagegen blieben die Verkaufslager weitgehend unverändert, da kostengetriebene Bestrebungen zum Abbau angesichts unerwartet niedriger Absatzmengen und zu hoher Produktionskapazitäten zunichtegemacht wurden", sagt Pudschedl abschließend.
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