Am 1. Juli 2023 trat das Bestellerprinzip, das besagt, dass derjenige:diejenige, welche:r eine:n Makler:in beauftragt, ihn auch bezahlen muss, in Kraft. Ein Jahr später analysiert nun der Immobilienring Österreich, wie sich der Markt entwickelt hat. Dabei zeigt sich: Der Inseratemarkt auf Facebook erlebt einen Boom.
Eine Erkenntnis vorweg: In den letzten Jahren haben viele Privatpersonen ein bis zwei Wohnungen als Anlage zur Vermietung gekauft oder haben die Wohnung der Eltern geerbt, die vermietet wird. Diese Veränderung spiegelt auch der Research "Mietwohnungsmarkt: Angebote von Privat und Makler" für den Immobilienring, den Andrea Baidinger, Bauen wohnen Immobilien Kommunikationsberatung, regelmäßig, durchführt.
70 Prozent Privatvermietung in Salzburg, Innsbruck und Klagenfurt bis 750 Euro
Von allen inserierten Mietwohnungen bis 750 Euro werden in Klagenfurt, Innsbruck und Salzburg rund 70 Prozent privat inseriert, in Wien und Linz etwa 40 Prozent, St. Pölten, Graz und Eisenstadt 15 bis 20 Prozent. "Beim Anteil an Privatinseraten bis 750 Euro sehen wir im Jahresvergleich seit 2022 keine gravierenden Unterschiede", sagt Baidinger. "Grundsätzlich können wir sagen, dass günstigere Wohnungen überwiegend privat angeboten werden und im höherpreisigen Segment vom Makler", sagt Spiegelfeld. "Seit 2022 hat auch die private Vermietung von Wohnungen bis 1.250 Euro zugenommen", so Spiegelfeld weiter. Wohnungen ab 1.250 Euro werden vorwiegend von Maklern angeboten.
Honorar für Immobilienmakler:innen rechnet sich
"Das Honorar für Immobilienmakler:innen rechnet sich, denn es warten viele Fallen bei einer Vermietung. Die Übersicht zu den vielen Regelungen geht leicht verloren und ein einziger Fehler kann für Eigentümer:innen sehr teuer werden", warnt Spiegelfeld eindringlich. Der:die Mieter:in selbst werde durch Mieterschutzorganisationen unterstützt, der:die Vermieter:in brauche den:die Immobilienmakler:in an seiner Seite, so Spiegelfeld. Denn: Immobilienmakler:innen haften für ihre Tätigkeiten wie Sachverständige. So müssen alle Immobilienring-Makler:innen eine Haftpflichtversicherung gegen Vermögensschäden abgeschlossen haben. Private Vermieter:innen haben diese in der Regel nicht, führt Spiegelfeld weiter aus. Expert:innen schätzen, dass beispielsweise rund ein Viertel der Mieterhöhungen fehlerhaft ist.
Leistungspakete von Makler:innen für gewerbliche Vermieter:innen gut angenommen – auch für Private
"Unsere iR Makler:innen haben vor Einführung des Bestellerprinzips Leistungspakete für gewerbliche Vermieter:innen entwickelt, um diese intensiver bei der Auswahl und Betreuung ihrer Mieter:innen zu unterstützen", fügt Thomas Lainer, Vizepräsident des Immobilienring Österreich hinzu. Die Angebote von Mieterauswahl über Bonitätsprüfung, Miethöhe, Mietvertragserrichtung, Wohnungsübergabe mit Dokumentation, Indexberechnung, bis zur Ummeldung von Verbrauchszählern von Strom, Wasser, Heizung und dgl. wurden vom Start weg von gewerblichen Vermieter:innen gut angenommen. "Ab sofort können diese Pakete auch von privaten Vermieter:innen in Anspruch genommen werden. Schon allein die Zeitersparnis, um einen qualitativ hochwertigen Mieter:innen zu finden ist enorm, dazu werden alle Schritte durchgeführt und dokumentiert. Dies schafft nicht nur Sicherheit auf der Vermieterseite, sondern gleichfalls auch bei den Mieter:innen", erklärt Lainer. Wohnungssuchenden empfiehlt Lainer direkt über das Portal ir.at Kontakt zu den jeweiligen Makler:innen des Wohnungsangebotes aufzunehmen, denn seit dem Bestellerprinzip entstehen für den:die Mieter:in keine Kosten. Dies bei gleichzeitiger Inanspruchnahme aller angeführten Vorteile für die Mieter:innen.
Wien, Salzburg, Innsbruck und Eisenstadt: Inserate Miete bis 1.500 Euro halbiert
Seit Einführung des Bestellerprinzips mit Juli 2023 bis April 2024 haben sich in Wien, Salzburg, Innsbruck und Eisenstadt die Inserate auf Plattformen für Mietwohnungen halbiert. "Es handelt sich dabei um Mietwohnungen bis 1.500 Euro. Im höherpreisigen Segment ab 1.500 Euro blieb das Mietwohnungsangebot gegenüber den Vorjahren unverändert", resümiert Andrea Baidinger von der Bauen Wohnen Immobilien Kommunikationsberatung, die das Research für den Immobilienring Österreich durchführte. In St. Pölten, Linz, Graz, Klagenfurt und Bregenz blieb das Angebot auf den Plattformen im niedrigen wie auch höheren Preissegment gleichbleibend wie in den Jahren davor, führt Baidinger weiter aus.
© bauen wohnen immobilien Kommunikationsberatung
Immobilienmarkt auf Facebook boomt
"Die Angebote für Wohnungen in Wien, Salzburg, Innsbruck sind nicht vom Markt verschwunden, sondern haben sich auf Facebook verlagert", ergänzt Baidinger. Auf Facebook habe sich in den letzten fünf Jahren ein Immobilienmarkt entwickelt, der Großteils von privaten Nutzern bespielt werde, aber Zug um Zug zunehmend von professionellen Anbieter:innen genutzt wird. Baidinger: "Wir sehen bei unseren Researchs aktuell weit über 100 private oder öffentliche Gruppen, die Immobilien zur Miete und zum Verkauf anbieten. Die Anzahl der Mitglieder der Immobiliengruppen hat sich in den letzten drei Jahren mehr als verdoppelt. Aktuell schätzen wir, dass diese über 1,4 Millionen Mitglieder zählen, davon rund ein Viertel in Wiener Gruppen." Auch Instagram wird von österreichischen Makler:innen entdeckt und immer mehr eingesetzt. "Manche Maklerunternehmen leisten sich eine professionelle Social Media Arbeit mit internen Mitarbeitern oder externer Betreuung. Der Unterschied ist groß, denn ohne Konzept, nebenher mitzumachen hat kaum einen Effekt", so Baidinger. "Vor allem die jüngere Generation hat zu Social-Media-Kanälen mehr Affinität als zu den klassischen Webportalen. Suchen oder Anbieten von Wohnimmobilien geht schneller und verleiht so ein Gefühl von mehr Freiheit, auch meinen manche, sie seien in einem rechtsfreien Raum" sagt Baidinger. Lainer ergänzt, dass die privat angebotenen Mieten oftmals weit überzogen seien und nicht mit den gesetzlichen Regelungen übereinstimmen. Lainer appelliert eindringlich achtsam zu sein, vor allem auch mit dem Umgang der eigenen Daten. Lainer weist darauf hin, dass wer über den Makler seine Wohnung sucht oder anbietet, geschützt sei. Denn dieser hafte für seine Dienstleistung, Private nicht.
www.ir.at
www.bauenwohnenimmobilien.com
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