Europäischer Patent Index
Das sind Österreichs "Patente-Kaiser"

Das Europäische Patentamt erhielt im Vorjahr 2.355 Anmeldungen aus Österreich. LEADERSNET zeigt, welche Unternehmen und Bundesländer bei den Innovationen die Nase vorn haben und wie sich unser Land im internationalen Vergleich schlägt.

Jahr für Jahr zeigt der Patent Index, welche Unternehmen besonders innovativ sind. Wie aus den ganz aktuellen Zahlen hervorgeht, war das Vorjahr ein besonders gutes Jahr für Innovationen. Denn beim Europäischen Patentamt (EPA) wurden 2023 insgesamt 199.275 Patentanmeldungen eingereicht, was einen neuen Höchstwert darstellt und einen Anstieg um 2,9 Prozent gegenüber 2022 entspricht. Der positive Trend aus den Jahren 2022 (+2,6 Prozent) und 2021 (+4,7 Prozent) habe sich damit fortgesetzt, teilte das EPA mit. In Österreich gab es hingegen eine gegenteilige Entwicklung, wobei sich das Minus in Grenzen hält.

Insgesamt verzeichnete das EPA im Vorjahr 2.355 Patentanmeldungen aus Österreich. Die Anzahl der Patente war im Vergleich zum Vorjahr somit nur leicht rückläufig (2022: 2.381, -1.1 Prozent). Trotz des kleinen Minus' bleiben wir unter den Top 10 der Länder mit der höchsten Anzahl von Patentanmeldungen pro Einwohner:in. Dieser Wert gilt als wichtiger Indikator für die Innovationsstärke eines Landes. Für den Wirtschaftsstandort ist es also gut, wenn man hier vorne mitspielt.

"Unser aktueller Patent Index zeigt, dass die Erfindungstätigkeit auch im Jahr 2023 weltweit hoch bleibt", sagte EPA-Präsident António Campinos bei der Präsentation und fügte hinzu: "Das EPA wurde mit der Prüfung von mehr Patentanmeldungen als je zuvor betraut. Das unterstreicht sowohl die Attraktivität des europäischen Technologiemarktes als auch die hohe Qualität unserer Produkte und Dienstleistungen. Kleine und mittlere Unternehmen in Europa nutzen immer häufiger Patente. Ihr Anteil an den Anmeldungen erreichte im vergangenen Jahr den bisher höchsten Stand. Diese Unternehmen können nun auch von dem neu geschaffenen Einheitspatent profitieren. Es hat die Rahmenbedingungen für Innovation in Europa erheblich verbessert. Erfinder:innen bietet es eine einfachere und kostengünstigere Möglichkeit, ihre Erfindungen zu schützen und sie auf dem großen EU-Markt einzuführen."

Top-Sektoren Österreichs

Doch wer hat hierzulande jetzt die Nase vorne? An erster Stelle der österreichischen Patentanmeldungen beim EPA liegt der Technologiesektor "Elektrische Maschinen, Geräte, Energie". Auch die Bereiche Bauwesen, Transporttechnologien (einschließlich Automobilindustrie) und Makromolekulare Chemie & Polymere befinden sich unter den Top 5 der anmeldestärksten Technologiefelder.

Überdurchschnittlich starke Zunahmen der Anmeldungen aus Österreich zeigten sich laut dem EPA vor allem bei Motoren, Pumpen, Turbinen (+33,3 Prozent), in den Transporttechnologien (einschließlich Fahrzeugtechnik, +30,5 Prozent) und Mechanische Elemente für Maschinen und Geräte (+27,1 Prozent). Die Zahl der Patentanmeldungen im Segment Halbleiter hingegen ging deutlich zurück (-25,3 Prozent), allerdings nach einem regelrechten Boom im Jahr 2022 (+50 Prozent zum Vorjahr). Im internationalen Ranking des EPA behauptet Österreich dennoch seinen zehnten Rang im Halbleitersektor.

Frauen unterrepräsentiert

Auf den im letzten Jahr beim EPA eingereichten Patentanmeldungen aus Österreich nannten lediglich 17 Prozent wenigstens eine Frau als Erfinderin. Dies sei der niedrigste Anteil unter den zwölf größeren europäischen Patentanmeldeländern (mit mehr als 2.000 Anmeldungen pro Jahr) und liege erheblich unter dem Durchschnitt der 39 EPA-Mitgliedstaaten (27 Prozent). Die Daten würden deutlich machen, dass mehr Frauen gefördert werden sollen, um das volle Potenzial an Erfinderinnen auszuschöpfen.

Bundesländervergleich

Die anmeldestärksten Bundesländer waren im 2023 Wien mit 603 Patentanmeldungen, was einem Anteil von 25,6 Prozent aller Anmeldungen entspricht, gefolgt von Oberösterreich (497; 21,1 Prozent). Die Steiermark komplettiert die Top 3 mit 317 Anmeldungen (Anteil: 13,2 Prozent). Somit machen die Top 3-Bundesländer in Österreich über 60 Prozent des Anmeldevolumens aus.

EPA Index 2023© EPA

Österreich im globalen Ranking

Wie bereits im Vorjahr belegte Österreich 2023 den 14. Platz im Ranking der patentaktivsten Ursprungsländer beim EPA. Gemessen an der Einwohnerzahl (Anmeldungen pro Million Einwohner:innen) platziert sich Österreich auf dem siebten Rang und liegt damit direkt hinter Deutschland. Die fünf wichtigsten Herkunftsländer für Patentanmeldungen beim EPA im Jahr 2023 waren die Vereinigten Staaten, Deutschland, Japan, China und die Republik Korea.

Rund 43 Prozent der Gesamtanmeldungen stammten demnach von Unternehmen und Erfinder:innen aus den 39 Mitgliedstaaten des EPA – 57 Prozent kamen von außerhalb Europas, was die Attraktivität des europäischen Technologiemarkts für global tätige Unternehmen untermauern würde. Im Ranking der Unternehmen bleibt Huawei der führende Patentanmelder beim EPA, gefolgt von Samsung, LG, Qualcomm und Ericsson.

Heimische "Patente-Kaiser" Top 10

Der österreichische Top-Anmelder beim EPA im Jahr 2023 war mit 183 Anmeldungen – wie im Vorjahr – der Kunststoffhersteller Borealis, der sich aktuell um einen neuen CEO umsehen muss (LEADERSNET berichtete). Ihm folgt der Anbieter von Lichtlösungen Tridonic. Auf dem dritten Platz landet Julius Blum. Der Hersteller von Möbelbeschlägen rückte vom achten Platz im letzten Jahr vor. Die ZKW Group, Hersteller von Lichtsystemen und Elektronikkomponenten für Autos, Lkw und Motorräder, ist dagegen um einen Rang zurückgefallen, bleibt allerdings weiterhin in den Top 5 zusammen mit Fronius International.

Komplettiert werden die Top 10 von voestalpine, AVL List, Zumtobel, Andritz und Alpla-Werke Armin Lehner. Diese Unternehmen sind also Österreichs "Patente-Kaiser" 2023.

EPA Index 2023© EPA

www.epo.org

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