Im schwierigsten Jahr seit der Finanzkrise – die Immobilienwirtschaft

Rückgang im Neubau, die geringe Sanierungsquote, keine Beschlüsse bei den Klimagesetzen, die Mietendiskussion und eine schwache Nachfrage im Eigentum und überbordende Nachfrage im Bestellerprinzip geplagten Mietenmarkt – das ist wirklich viel! Ein Gastbeitrag von KR Michael Pisecky, Obmann der Fachgruppe der Immobilien- und Vermögenstreuhänder in der Wirtschaftskammer Wien.

Seit 2 Jahren werden wir, die Immobilien- und Vermögenstreuhänder, d.h. die Vertretung der Bauträger, Verwalter und Makler, nicht müde auf den eklatanten Rückgang im Wohnungsneubau hinzuweisen. Hohe Grundkosten, steigende Baukosten, hohe Zinsen, schleppende Genehmigungen und dann noch eine einbrechende Nachfrage machen viele neue Projekte unmöglich bzw. nicht mehr kalkulierbar. Die Bauträger und alle zu arbeitenden Experten haben seit geraumer Zeit gravierende wirtschaftliche Probleme.

Es droht, dass viele Fachkräfte die Branche verlassen und für eine Forcierung des notwenigen Neubaus verloren sind. Die Nachfrage könnten wir rasch durch die Aussetzung der KIM-V (Kreditimmobilienmaßnahmen-Verordnung) wieder beleben, weiters brauchen wir günstige Finanzierungen, nicht nur für den geförderten Wohnbau, denn diese leisten nur ein Drittel des erforderlichen Wohnbaus. Die gewerblichen Bauträger haben die derzeit ausreichende Versorgung mit Wohnraum geleistet.

Der Rückgang im Neubau an Transaktionen geht bis 50%, im Bestand auch ca. 25%. Damit verliert nicht nur der Staat und das Budget, sondern auch die Provisionen für Makler sind im Eigentum im Schnitt um 30% gesunken und dazu kommt nun noch das Bestellerprinzip. Der Mietenmarkt ist zwar stark nachgefragt, aber die Provisionsumstellung lässt dennoch die Provisionen der Makler sinken und diese Rückgänge sind im Angesicht der Inflation zu sehen. Die Auswirkungen des Bestellerprinzips, wie wir angekündigt haben, beginnen. Weniger Angebot, Vormieter die ihre Wohnung an den Ablösebestbieter anbieten und Vermieter die Investitionen zurücknehmen und selbst versuchen zu vermarkten.

Die größte Herausforderung ist jedoch die Sanierungsrate in den gebauten Städten anzukurbeln. Dazu fehlen die Beschlüsse zu Klimagesetz und vor allem erneuerbaren Klimagesetz, Anreize für private Investitionen im Mietrecht, im Gegenteil hier wird gerade diskutiert wie die Wertanpassung bei Mieten reduziert wird, rasche Entscheidungen in den Kommunen und klare, einfach abrufbare Förderungen. Derzeit werden Wohnungen saniert, keine Häuser, und es läuft im EFH und im Wohnungseigentum nicht besser.

Während die Makler und Bauträger massiv mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten kämpfen, gehen die Verwaltungen an Arbeit über, allerdings fehlen auch hier die Projekte von Sanierungen, Verbesserungen und vor allem Mitarbeiter:innen. Für die Dekarbonisierung der Immobilien sind unsere Berufsgruppen Schlüsselfaktoren, wir hoffen, dass unsere Konzepte und vorgeschlagenen Maßnahmen Niederschlag in den heranstehenden Entscheidungen der Regierung und des Nationalrats finden.

 

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