Vor nicht allzu langer Zeit galten die chinesischen Autobauer noch als echte Klon-Weltmeister. Viele Fahrzeuge aus dem Reich der Mitte orientierten sich optisch Jahre lang häufig an Modellen von deutschen oder britischen Premiumanbietern. Unterm Blech steckte jedoch billigste Technik. Mittlerweile haben die großen Hersteller aus China aber eine eigene Formensprache gefunden - siehe etwa MG. Dafür greifen sie zwar häufig auf europäische Designstudios zurück, doch das ist ihnen nicht anzukreiden. Nun bringt ein chinesischer Autobauer aber wieder einmal einen äußerst dreisten Klon auf den Markt.
Kult-Look mit modernen Elementen
Konkret handelt es sich dabei um die Marke Ora, die zum großen Great Wall Motors (GWM) Konzern, der auch in Österreich ein Entwicklungszentrum betreibt, gehört. Dessen neue Modelle Punk Cat und Ballet Cat sind optische Klone des originalen VW Käfers. Zwar gibt es außen moderne Elemente wie LED-Scheinwerfer und -Rückleuchten, dennoch sieht vor allem der Punk Cat fast eins zu eins so aus, wie das Kultmobil von Volkswagen. Einziger gravierender Unterschied sind die hinteren Türen. Solche gab es beim Käfer nämlich nicht.
Auch das Heck ist eindeutig vom Wolfsburger Original inspiriert. © MIIT/Ora
Hightech-Cockpit und E-Motor
Innen hören sich die Gemeinsamkeiten jedoch auf. Denn Ora stattet den Punk Cat mit einem Hightech-Cockpit aus. Die Bedienung erfolgt über einen großen, weit oben angeordneten Touchscreen. Hinter dem filigranen Lenkrad, das sehr wohl ans Original erinnert, gibt es eine digitale Rundanzeige. Einen Gangwählhebel sucht man vergeblich. Der China-Käfer wird nämlich von einem Elektromotor angetrieben. Dessen 1-Gang-Getriebe wird über einen runden Drehknopf bedient. Wie Car News China berichtet, wird der Punk Cat von einem 200 kW (299 PS) starken Elektromotor angetrieben. Die LFP-Batterien (Lithium-Eisenphosphat) kommen vom weltgrößten Akkulieferanten für E-Autos, CATL, und bieten eine Kapazität von rund 50 bzw. 60 kWh. Reichweitenangaben nach WLTP gibt es nicht.
Zieht VW vor Gericht?
Laut dem Bericht hat das chinesische Ministerium für Industrie und Informationstechnik (MIIT) vor wenigen Tagen den Start der Produktion genehmigt. Damit steht einem baldigen Marktstart wohl nichts mehr im Wege. Bei Volkswagen dürfte man über den Produktions- und Auslieferungsstart des Klons alles andere als erfreut sein. Bereits 2021 hatte VW erklärt, dass man eine Klage gegen GWM prüfe. Wegen Design- und Patentrechtsverletzung seien rechtliche Schritte erwogen worden. Ob VW tatsächlich geklagt hat, ist nicht bekannt. Ora hat hingegen sehr wohl weitere Schritte eingeleitet. Die GWM-Tochter hat nämlich in Europa selbst Designschutz für sein Punk-Cat-Modell beantragt und sogar erhalten. (ts)
www.gwm.at
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