"So reich wie ein Scheich": Arbeiterkammer und VKI nehmen steirischen Millionär ins Visier

Wie der Leibnitzer Unternehmer Walter Temmer mit seinem Domain-Handel scheinbar alle an der Nase herumgeführt hat.  

Walter Temmer und seine Susi machen kein Geheimnis aus ihrem Wohlstand. "Die Temmers – Reich wie Scheich" lautet sogar der Titel einer TV-Show, die auf ATV ausgestrahlt wird. Schlagzeilen macht das steirische Paar aber nicht mit der Sendung, sondern mit Online-Coachings, die andere ebenso reich machen sollen. 

 
 
 
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Sein Business-Modell hört sich simpel an: Walter Temmer sucht "gute freie" oder vergebene Domains, kauft diese möglichst günstig ein, um sie dann teuer weiterzuverkaufen. Beispiele sind flüge.de, handy.at und preisvergleich.com, die er alle gewinnbringend veräußert hat. Nach wenigen Jahren hatte Temmer mit Mitte 20 seine erste Million in der Tasche.

Selbst die vor zehn Jahren als mittelgut bewerteten und günstig eingekauften Domains können Temmer zufolge heute für horrende Preise gehandelt werden. Dies sei möglich, weil Webseitenbetreiber oft gar keine Möglichkeit haben, an die guten Domains zu kommen.

Schritt für Schritt zum Millionär

Wie der Traum von viel Geld für alle wahr werden soll, das zeigte der Multimillionär Interessierten in seiner eigenen Online-"Masterclass". "Schritt für Schritt zum Millionär" lautet die Devise. Doch diese Rechnung scheint für die Teilnehmer:innen nicht aufgegangen sein: Arbeiterkammer und Verein für Konsumenteninformation (VKI) wurden von enttäuschten Schüler:innen eingeschaltet.

Im Werbeclip posiert der Steirer mit Sportboliden, in seiner Villa in der Südsteiermark und auf Achse in Dubai. Mit einer "automatisierten und wertvollen Methode zum Handel mit Domains" könne jeder diesen Lifestyle bekommen. Er habe Zugang zu mehr als 300.000 Internetadressen. Temmer bietet zudem regelmäßige Onlinegruppencoachings an. In einer geschlossenen Facebook-Gruppe können sich die Teilnehmer:innen austauschen und Fragen stellen, die Walter Temmer oder sein Team beantworten. Seine Schüler:innen erhalten außerdem Zugriff auf eine geheime Liste mit Top-Domains und eine professionelle Internetseite für jede zu verkaufende Domain, über die Kund:innen unkompliziert Kontakt aufnehmen können oder sogar die Domains kaufen können, während der Teilnehmer noch schläft. "Ein tolles Gefühl, wenn man gerade aufsteht, zum Handy greift und man feststellt, dass man im Schlaf Geld verdient hat", so Temmer über sein Konzept.

"Minimaler Aufwand, wenn man schlau ist"

Die Teilnehmer:innen der Masterclass mussten sich per Vertrag zu einer Einmal- oder Ratenzahlung verpflichten und sollten im Gegenzug Lehrvideos und ein "unfehlbares System" erhalten. In einem Gespräch mit dem Standard betonte Temmer, dass man mit seinem Kurs "mit einem minimalen Aufwand, wenn man ein bisschen schlau ist, sehr viel Geld verdienen kann". Temmer nennt als Beispiel die Domain brillen-leibnitz.at, die man einem Optiker in seiner Stadt problemlos verkaufen könne. Unzufriedene Kunden würden die eigene Verantwortung abschieben: "Es gibt auch Leute, die Taxi fahren und sagen: Das Medizinstudium war unmöglich", wird er zitiert. 

 
 
 
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Ungültige Verträge

Über 50 Beschwerden gegen Temmer sind beim Verein für Konsumenteninformation eingegangen, 20 bei der Arbeiterkammer. "Und täglich kommen welche dazu", so Reinhold Schranz vom VKI zur Kronen Zeitung.

Die Verträge seien demnach ungültig, weil das Angebot eigentlich schriftlich zugesandt werden müsse, um vor Überrumpelung zu schützen. Zudem hätten die Kund:innen auf ein 14-tägiges Rücktrittsrecht verzichtet – was rechtlich nicht möglich ist. Dazu komme noch der Wucher-Preis und die Irreführung. "Die Videos haben nicht die versprochene Schulungsqualität", so Schranz weiter.

Die Verträge selbst seien Informationen des Standard zufolge gar nicht mit der waltertemmer.com GmbH geschlossen worden, sondern mit der Firma Cope Cart in Berlin. Diese wickelt die Zahlungen für zahlreiche Online-Coaches in Deutschland und Österreich ab.

Der Unternehmer aus der Südsteiermark bestreitet alle Vorwürfe. Mittlerweile hat Temmer aber den Kurs gestoppt, wie er auf Instagram erklärte: "Er habe Geld wie Heu, zahlreiche Immobilien und sei im Jahr 2021 sehr erfolgreich gewesen. Den Onlinekurs "Geld verdienen mit Domains" könne er aber nicht weiter anbieten." Der Aufnahmestopp in Sachen neue Teilnehmer:innen wird mit dem zeitlichen Aufwand und den hohen Kosten begründet. (jw)

www.walter-temmer.com

Leider fallen vor allem junge Menschen weiter auf diese Masche rein. Man muss sich nur die dümmlich anmutenden clips auf tiktok ansehen und die Kommentare lesen. Wohlgemerkt alle negativen Kommentare werden gelöscht. Mag sein dass er Geld hat, Niveau und Stil kann er sich mit seinen Millionen nicht kaufen und Hirn und Geist auch nicht
hab mir den guten Herren ...
... mal eine Zeit lang auf insta gegeben ... UNERTRÄGLICH. Und das gilt für beide.

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