Tesla will schon bald keine Autos mehr verkaufen

Elon Musk setzt künftig auf ein anderes Geschäftsmodell, durch das er mit den Elektroautos (noch) mehr Geld verdienen kann.

Abgesehen von der Verzögerung bei der neuen Fabrik in Deutschland (nahe Berlin) läuft es für Tesla derzeit rund. Der Elektroautobauer hat im Vorjahr trotz Corona-Pandemie und Halbleiterknappheit fast eine Million Fahrzeuge verkauft und seinen Absatz damit im Vergleich zu 2020 fast verdoppelt. Darüber hinaus erwirtschaftete das von Elon Musk gegründete Unternehmen einen Rekordgewinn. Dennoch will der umtriebige Multi-Milliardär das Geschäftsmodell von Tesla komplett umkrempeln.

Bereits im Juli 2019 kündigte Musk an, dass Tesla in absehbarer Zeit keine Autos mehr verkaufen wolle. Dabei fügte er hinzu, dass dafür eine Voraussetzung erfüllt sein müsse: die autonome Fahrfunktion muss uneingeschränkt funktionieren. Tesla spielt neben der Google-Schwesterfirma Waymo und dem israelischen Start-up Mobileye bei der Entwicklung von vollständig autonom fahrenden Fahrzeugen ganz vorne mit. Sobald das Unternehmen die Technologie zum Serieneinsatz entwickelt hat, werde es keine Fahrzeuge mehr verkaufen, so Musk vor knapp drei Jahren. Und nun hat er im Rahmen der Bekanntgabe der aktuellen Quartalszahlen erklärt, dass die autonome Technik ab Ende 2022 verfügbar sein werde.

Abo-Modell und Robotaxis

Die Tesla-Modelle sollen dann nur mehr im Abo erhältlich oder in Flotten als selbstfahrende Taxis unterwegs sein. Damit werde Tesla laut Musk deutlich mehr Geld verdienen, als mit dem Einzelverkauf von Fahrzeugen an Privatpersonen. Ein einzelnes Robotertaxi könnte in seiner gesamten Laufzeit über 300.000 US-Dollar Gewinn einfahren.

Mit diesem Geschäftsmodell reagiert Musk auf einen Branchentrend, der in der in westeuropäischen Ländern erst langsam in Schwung kommt. Hier favorisieren Privatkund:innen nach wie vor den Besitz von Autos. Trotzdem steigen auch in der "alten Welt" immer mehr Anbieter von Auto-Abos in den umkämpften Markt ein. In Österreich sind das neben den etablierten Herstellern unter anderem vibe oder Eloop. In dieser Art von "Netflix für Autos" wittert auch Musk das große Geschäft.

Bei Tesla würde das so aussehen: Die Kund:innen bestellen ihr favorisiertes Elektroauto per App, geben an wie lange sie es brauchen und das Unternehmen schickt es vollkommen autonom zu den Besteller:innen. Sobald die angegebene Frist abgelaufen ist, oder man den Tesla nicht mehr braucht, wird das Auto wieder völlig autonom abgeholt und den nächsten Kund:innen gebracht. Alle Fahrzeuge, die nicht von einzelnen Kund:innen bestellt oder gefahren werden, sollen wiederum als selbstfahrende Taxis zum Einsatz kommen. So würden alle Teslas ständig im Betrieb sein und Geld verdienen. Da die Firma derzeit hochprofitabel ist, würden die Abos aber sicher nicht gerade günstig ausfallen, was potenzielle Nutzer:innen abschrecken könnte.  

Musk steht voll hinter dem Plan

Elon Musk  ist für seine großen Ankündigungen bekannt. Viele davon konnte er in die Tat umsetzen – auch bei seinem Raumfahrtunternehmen SpaceX oder bei der Tunnelfirm Boring Company. Mit einigen Plänen ist er jedoch gescheitert, oder musste sie immer wieder verschieben. Für das neue Geschäftsmodell von Tesla ist er jedenfalls Feuer und Flamme. Deshalb dürfte es auch tatsächlich umgesetzt werden. Doch dass das bereits Ende 2022 der Falls sein wird, ist eher zu bezweifeln. Selbst wenn die autonome Fahrtechnologie bis dahin tatsächlich serienreif wäre, könnte er den Plan (noch) nicht umsetzen. Denn bisher gibt es noch kein einziges Land,  in dem es für selbstfahrende Autos auf allen Straßen eine Zulassung gibt. Aktuell gibt es nur wenige Regionen und Städte, in denen tatsächlich Robotaxis ohne Aufpasser völlig autonom unterwegs sind. Hierbei handelt es sich jedoch um streng überwachte Feldtests.

Dennoch deutet  vieles darauf hin, dass selbstfahrende Autos bis spätestens 2030 in zahlreichen Ländern unterwegs sein dürfen. Die Gesetzgeber und Hersteller arbeiten im Hintergrund bereits mit Hochdruck an Lösungen. Sobald alle rechtlichen Hürden ausgeräumt sind, könnte Tesla seine Elektrofahrzeug tatsächlich nicht mehr verkaufen, sondern nur noch vermieten. (ts)

www.tesla.com

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