"Wenn Nachhaltigkeit nicht gesamtheitlich betrachtet wird, hilft die beste Werbekampagne nichts"

Cayenne und retopia verhelfen Kund:innen zu Nachhaltigkeit. Welche Ansätze dabei verfolgt werden, wo die größten Hürden liegen, was ESG und Digitalisierung gemeinsam haben und warum "Greenwashing" nichts bringt, erklären Edtmayer, Jayasekara, Böhm und Leitner. 

retopia versteht sich als ausgelagerte Nachhaltigkeitsabteilung und begleitet Kund:innen bei der Transformation des Unternehmens. Gemeinsam mit der Full-Service-Agentur Cayenne  setzt man auf einen holistischen Ansatz, um Nachhaltigkeit in die Betriebe zu integrieren.

"So wie man vor einigen Jahren die Digitalisierung nicht ignorieren konnte, wenn man am Markt weiter bestehen wollte, so ist es nun mit ESG", so die Expert:innen. LEADERSNET hat Lorenz, Edtmayer, Co-Founder retopia, Michael Jayasekara, Geschäftsführer retopia, Barbara Böhm, Head of client service & strategic planning bei Cayenne, und Lukas Leitner, Cayenne Geschäftsführer, zum Interview getroffen. 

LEADERSNET: Green Marketing ist in der Branche angekommen. Aber was braucht der Markt eigentlich wirklich?

Leitner: Als Unternehmen in einer Kampagne zu erzählen, dass man für jedes gekaufte Produkt zehn Cent für den Regenwald spendet reicht heute nicht mehr aus. Nachhaltiges Handeln geht, wenn man es ernst meint, sehr tief. Aus unserer Erfahrung und dem Austausch mit Kunden und Partnern heraus zeigt sich, dass viele Unternehmen immer noch nicht ganz wissen, wie sie mit dem Thema Nachhaltigkeit umgehen bzw. wo sie überhaupt beginnen sollen. Zum einen wird öffentlich eine sehr ideologisierte Debatte geführt und andererseits geht es schlicht darum: wo fange ich als Unternehmen überhaupt an? Dazu haben wir einen Partner gesucht und sind mit retopia fündig geworden.

LEADERSNET: Was wollen Sie  gemeinsam verändern? Wie beschreiben Sie Ihre Herangehensweise?

Jayasekara: Fakten, Digitalisierung, interne Kommunikation und der Markenauftritt sind Notwendigkeiten für Corporate Sustainability. Wir bringen diese Welten zusammen.

Böhm: Wir sind der Überzeugung, dass es einen holistischen Ansatz braucht um Nachhaltigkeit im Betrieb zu integrieren. Wenn Nachhaltigkeit nicht gesamtheitlich betrachtet wird, hilft die beste klimaneutrale Werbekampagne nichts. Ob unsere Unterstützung nur für eine kurzfristige Begleitung in Anspruch genommen wird, projektbezogen oder für eine langfristige Zusammenarbeit, das entscheidet der Kunde. Der erste Schritt ist jedenfalls wichtig!

LEADERSNET: Und wie ist dieser ausgestaltet?

Jayasekara: Wichtig ist zunächst den Status-quo zu bestimmen, um den weiteren Weg zu erkennen. Dazu erheben wir Daten, digitalisieren diese und machen sie messbar und damit managebar. Daraus entwickeln wir Nachhaltigkeitsstrategien die der Ausgangspunkt für ein sustainable business model, vor allem in Zeiten großer regulatorischer Veränderungen, ist. Zu viel zu wollen, überfordert schnell. Wichtig sind immer wieder sichtbare und erlebbare kleine Erfolge. Sie erzeugen Momentum, das mit der Expertise von Cayenne ansprechend ausgestaltet und professionell kommuniziert wird.

LEADERSNET: Wer ist die Zielgruppe?

Edtmayer: Das Thema Nachhaltigkeit ist eines, welches kein Unternehmen, wenn es zukunftsfit sein will, umgehen wird können. So wie man vor einigen Jahren die Digitalisierung nicht ignorieren konnte, wenn man am Markt weiter bestehen wollte, so ist es nun mit ESG (Hinw.: ESG steht für Environmental, Social und Governance) auf vielen Ebenen, das einem das unternehmerische Überleben sichert.

Böhm: Also einerseits jene die müssen, aber noch nicht wissen wie, und grundsätzlich alle die ein ehrliches Interesse daran haben ihren Beitrag zu leisten. Eine nachhaltige Ausrichtung kann für Unternehmen auf vielerlei Weise vorteilhaft sein: mehr Effizienz, positive Effekte auf die Umwelt, Steigerung des Unternehmensimages aber auch bessere Chancen im Employer Branding. Und es braucht dabei auch nicht immer gleich das volle Programm, sondern kann beispielsweise ein Nachhaltigkeitsbericht nach einer Status-quo Erhebung sein oder die kritische Analyse der Energiequellen im Büro bzw. des eigenen Fuhrparks. Es gilt Schritt für Schritt unternehmensspezifisch nachhaltige Lösungen umsetzen.

LEADERSNET: Könnte man damit sagen, dass eure Kooperation anderen Unternehmen dabei hilft sich grün zu waschen?

Leitner: Nein, davon grenzen wir uns ganz klar ab. Wir sind der Überzeugung, dass es in Zukunft nicht darum gehen wird, wer grün ist, sondern Greenwashing von echter Corporate Sustainability zu unterscheiden. Wir unterstützen dabei nachhaltig zu wirtschaften – mit der fundierten Beratung durch retopia und unseren Kommunikationsstrategien zur Vermarktung jener Maßnahmen. Die Kooperation stellt sicher, dass der Return on Sustainable Invest steigt und auch sichtbar wird.

LEADERSNET: Kostet Nachhaltigkeit denn nicht auch?

Leitner: Das hier ist kein Sprint, sondern ein Langstreckenlauf, und nur ein Unternehmen, das in möglichst vielen Bereichen nachhaltig agiert und damit investiert, ist zukunftsfit.

Michael Jayasekara, Geschäftsführer retopia, und Barbara Böhm, Head of client service & strategic planning bei Cayenne © retopia


LEADERSNET: Wo verorten Sie die größten Hürden,  in welchen Bereichen sind Kunden noch skeptisch?

Jayasekara: Der Klimawandel ist kein punktuelles Ereignis, er kommt schleichend. Er ist ein steter Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringen wird. Wir sehen konkret drei Herausforderungen. Erstens: Der Klimawandel und seine Probleme wirkten viel zu lange zu weit weg. Nun bleibt uns jedoch nicht einmal mehr ein Jahrzehnt, um unsere Ziele zu erfüllen. Viele Unternehmen denken der Klimawandel betreffe sie nicht, aber das wird er sehr bald tun.

Zweitens: Nachhaltigkeit ist noch nicht Teil des professionellen Alltags.Durch Einzelmaßnahmen wie paperless office, PV-Anlagen am Dach oder Mülltrennung, entsteht ein falsches Gefühl von "ich leiste eh meinen Beitrag".

Drittens: Auf der anderen Seite gibt es einige, die ernsthaft ihren Beitrag leisten wollen, aber sich durch zu große Ziele überfordern. Die Konzepte bleiben dann in der Schublade liegen.

LEADERSNET:  Können Sie uns einen Ausblick geben: Wie wird die Situation in fünf Jahren aussehen? In welchen Bereichen ist die Wirtschaft nachhaltiger, in welchen hakt es noch?

Edtmayer: Konsumenten die Nachhaltigkeit kaufen werden immer mehr und doch überlegen heute noch viele Unternehmen, ob Nachhaltigkeit überhaupt ein Gewinn sein kann. Sie wird zu einer Bedingung, ohne die man – und vor allem unser Planet – nicht fortbestehen kann. Erinnern wir uns wie es bei der Digitalisierung war. Dieser Megatrend findet seine Fortsetzung in der Nachhaltigkeit.

LEADERSNET: Ihr Appell an heimische Unternehmen lautet wie?

Böhm: Wir wissen heute, dass mehr als 40 Prozent der Bewerber Nachhaltigkeit zum Kriterium für ihren nächsten Job gemacht haben. Glauben Sie, dass in zehn Jahren noch jemand für ein Unternehmen arbeiten möchte, das den Klimawandel weiter anfeuert? Die Kompensation von Emissionen durch Klimaschutzprojekte wird uns unsere Probleme jedenfalls nicht lösen.

Jayasekara: Nachhaltigkeit ist längst kein nice-to-have mehr – es ist zum must-have für Zukunftsfähigkeit geworden. Sie bedeutet dringend notwendigen Umweltschutz, Wettbewerbsfähigkeit und attraktiv für die neue Generation an Konsumenten zu bleiben. (jw)

www.retopia.co

www.cayenne.at

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