"Es werden dich nie alle mögen"

Medienmacherin Eva Schütz zieht im exklusiven Interview ein erstes Resümee über "exxpress.at", spricht über Mann, Geld und politische Kontakte, verrät wann ihr TV-Sender "im richtigen Fernsehen" gelauncht wird und wie sie mit Negativ-Berichterstattung über ihre Person umgeht.

LEADERSNET: Vor rund einem halben Jahr haben Sie mit exxpress.at ein neues Medium an den Start gebracht. Wie fällt ein erstes Resümee aus? Haben Sie Ihre Erwartungen erfüllen können?

Schütz: Am 16. März sind wir online gegangen, seit 16. Juni ist das Fernsehen on air. Das war natürlich ein sehr großer organisatorischer Aufwand. Dieser hat sich aber gelohnt, auch TV funktioniert mittlerweile recht gut.

Insgesamt bin ich sehr zufrieden: Die Zahlen steigen jedes Monat kontinuierlich.

LEADERSNET: Der Launch erfolgte mit einer vielbeachteten "Sensationsstory". Warum haben Sie sich dazu entschieden, zum Start die gesamte Tonspur des Ibiza-Videos, das die Auflösung der türkis-blauen Bundesregierung im Frühjahr 2019 zur Folge hatte, zu veröffentlichen?

Schütz: Uns war es wichtig, das Motto "für Selberdenker" gleich am Anfang umzusetzen. Alle Leser sollen sich selbst ein Bild machen. Wir wollen den Menschen eine Grundlage bieten, sich eine eigene Meinung bilden zu können. Das ganze "Ibiza Video" hatte damals niemand, alle haben nur die sieben Minuten, die immer gezeigt wurden, zu sehen bekommen. Das war natürlich eine extreme Verkürzung beziehungsweise "Auslassung" – dieses Beispiel lässt einen sehr gut erkennen, wie einfach Manipulation funktionieren kann. In den sieben Stunden relativiert sich dann schon sehr viel.

Wir wollen aber ganz klar keine politische Meinungsbildung forcieren. Jeder soll sich selber überlegen, wie er einen Sachverhalt einordnet – also selber denken.

LEADERSNET: Viele sagen provokant "ein schmittiges Medium". Wie sind Sie personell aufgestellt, welche Kapazunder sind neben Richard Schmitt noch an Bord?

Schütz: Wir sind ein bürgerlich wirtschaftsliberales Medium und haben neben Richard Schmitt auch Anna Dobler und Stefan Beig im Team. Beide haben bereits in der Vergangenheit bewiesen, dass sie ganz genau diese Linie vertreten. Das ist mir sehr wichtig.

Richard Schmitt ist Medienmacher und Vollprofi auf der ganzen Linie und hat das sowohl mit Krone als auch mit heute immer wieder unter Beweis gestellt. Wenn man ein so großes Projekt neu aufzieht, dann braucht man eine Person, die die Möglichkeit hat, eine große Anzahl an Leser:innen zu erreichen.

Mir ist es wichtig, dass Wirtschaftsthemen nicht zu kurz kommen. Die Redaktion versucht im Spannungsfeld Boulevard und Wirtschaft ausgewogen zu berichten und schafft diesen Balanceakt hervorragend.

Viel zu oft werden schlicht keine sachlichen Diskussionen mehr geführt, sondern Personen attackiert, wenn sie eine Meinung äußern und diese auch vertreten. Unsere Zielgruppe sind urbane, moderne, liberale und weltoffene Leser:innen, mit einem bürgerlich konservativem Background.

LEADERSNET: Wie ist das Verhältnis Online zu TV. Was soll mehr Gewicht bekommen?

Schütz: Ich glaube, dass Bewegtbild in Zukunft noch mehr an Gewicht bekommen wird. Man kann sich der Realität nicht verschließen, für die meisten ist es halt einfacher, wenn sie den Content in Bild und Ton dargeboten bekommen.

Aktuell ist exxpressTV online zu sehen und in unserer TVthek on demand verfügbar, ab Oktober gibt es uns dann im "richtigen Fernsehen". Wir befinden uns diesbezüglich gerade in Verhandlungen mit verschiedenen Kabelanbietern.

LEADERSNET: Ist oe24.at ein Vorbild?

Schütz: Nein, obwohl Wolfgang Fellner seine Sache gut macht. Bei uns soll der Fokus nicht auf Diskussionen und non-stop-news liegen, wir wollen auch in Richtung "Wissensvermittlung" gehen: So haben wird beispielsweise eine History-Sendung im Programm und mit einer Kochsendungen geben wir Tipps und Tricks für eine gute Küche.

Es gibt auch ein Society Magazin, in dem der neueste Klatsch und Tratsch von Stars aber auch gesellschaftliche Themen, die auf Instagram aktuell sind, aufbereitet werden. Wir beleuchten im Zuge dessen auch, welche gesellschaftlichen Probleme es aktuell gibt, wie derzeit Bodyshaming am Beispiel Heidi Klum, die mit 48 Jahren und einem perfekten Körper im Bikini posiert und dafür zahlreiche negative Kommentare einstecken muss.

LEADERSNET: Apropos negative Kommentare. Auch Sie wurden jüngst medial mit unschönen Phrasen betitelt und ihre berufliche Laufbahn verunglimpft. Wie gestaltete sich Ihr Werdegang wirklich? Was hat Sie schlussendlich dazu bewogen, ein eigenes Medium zu gründen?

Schütz: Ich habe Jus studiert, ein Sport Stipendium bekommen und in den USA ein Wirtschaftsstudium absolviert. Danach habe ich für eine große Consulting Firma in New York gearbeitet, mein Jus Studium abgeschlossen und die Anwaltsprüfung mit Auszeichnung bestanden. Nach der Gründung meiner eigenen Kanzlei mit Schwerpunkt strittiges Zivilrecht, Scheidungen und Wertpapierrecht, habe ich zwei Kinder bekommen. Ich konnte die Anwaltei und Kindererziehung gut vereinbaren.

Später war ich bei den Regierungsverhandlungen im Justizbereich involviert. Man gibt die Richtung vor, in die es gehen soll, das war extrem spannend. Hier habe ich auch Thomas Schmid kennengelernt, der dann Kabinettschef von Hartwig Löger geworden ist.

Sie brauchten damals einen Juristen, der über praktische Erfahrung verfügt, weiß wie ein Gerichtssaal funktioniert und welche Problemstellungen es da wirklich gibt: So bin ich ins Kabinett gekommen.

LEADERSNET: Und hier reifte der Gedanke, ein Medium zu gründen?

Schütz: Naja, ich habe dort jedenfalls gesehen, dass Medien enorm wichtig sind und eine große Verantwortung haben, wenn es darum geht, komplexe Sachverhalte für die Allgemeinheit herunterzubrechen. Es geht nicht darum, etwas ideologisch in eine gewisse Ecke zu drängen, sondern einfach verständlich darzustellen.

Man kann die Politiker:innen kritisieren wie man will, aber die meisten versuchen schon ihr Bestes, die meisten Kabinett-Mitarbeiter:innen und Beamt:innen in den Ministerien ebenso. Es steckt enorm viel Know-How dahinter, eine gute Lösung für alle zu finden.

LEADERSNET: Wie gehen Sie mit den Vorwürfen um, dass hinter all Ihrem Erfolg eigentlich Ihr vermögender Mann steht?

Schütz: Ich habe Alex zu einem Zeitpunkt kennengelernt, als er schon ambitioniert war, aber keineswegs so erfolgreich, wie er heute ist. Ich habe für mich schon immer in Anspruch genommen, selber was zu machen und immer sehr, sehr viel gearbeitet und bin sehr engagiert, in dem, was ich mache.

Auch nachdem ich zwei Kinder bekommen habe, habe ich immer versucht, weiterzumachen, um nie in eine Abhängigkeit zu geraten und plötzlich zu denken: Ich definiere mich jetzt ausschließlich über Alex.

Das Gerede über mich ist höchst unfair. Je mehr ich mich bemühe, hart arbeite und erfolgreich bin, desto mehr sagt man "das ist nur deshalb, weil sie diesen Mann hat". Wenn ich nichts arbeiten würde, würde man sagen "die bringt ja nichts zustande".

LEADERSNET: Es ist also eine Situation, in der "Frau nichts richtig machen kann"?

Schütz: Genau! Das ist wirklich unfair. Wir sind zwei ambitionierte Personen und bemühen uns beide sehr in unseren Jobs. Natürlich unterstützt mich mein Mann und kritisiert auch auf Augenhöhe, aber er mischt sich nie in meine Dinge ein und nimmt natürlich auch keinen Einfluss auf die Zeitung. Es muss mir auch niemand einen Job kaufen, ich krieg sicher immer einen.

Man kann eigentlich nie gewinnen. Wenn man selber etwas zustande bringt, heißt es gleich "das ist nicht deine Leistung", sondern entweder durch Mann, Geld oder politische Kontakte bedingt.

LEADERSNET: Hier liegen wohl auch die Wurzeln der Negativ-Kampagne gegen Ihre Person?

Schütz: Ich bin da wohl oder übel ein bisschen "mitgeschwommen", weil es ja ständig eine Kampagne gegen die ÖVP generell, gegen Sebastian Kurz und gegen Thomas Schmid gab. Hätte es diese nicht gegeben, hätte sich kein Mensch für mich interessiert.

exxpress.at polarisiert natürlich. Aber es ist doch ganz normal, dass einen manchmal die eine Seite mag und manchmal die andere.

Julia Emma Weninger und Eva Schütz © exxpress.at

LEADERSNET: Wie schaffen Sie es, das alles wegzustecken und Ihren Weg zielstrebig weiterzugehen?

Schütz: Ich kann gut damit leben, wenn man mich nicht mag. Es werden einen nie alle mögen. Ich versuche, an meinen Zielen dranzubleiben und nie den Spaß und die Freude zu verlieren.

LEADERSNET: Welche Tipps geben Sie karriereorientierten Frauen mit auf den Weg?

Schütz: Man sollte sich nicht davor fürchten, neue Sachen zu machen und ungewohnte Wege zu beschreiten. Man darf sich einfach nicht einschüchtern lassen. Man sollte das machen, was einem wichtig ist. Das, was einem Spaß macht und was man für sinnvoll erachtet und sich einfach nicht entmutigen lassen, ganz egal, was es für Kommentare gibt, und ob diese offline oder online fallen. Es wird immer und überall welche geben, die nicht besonders freundlich ausfallen.

Wichtig ist, sich selbst treu zu bleiben und authentisch aufzutreten.

Was ich zudem wirklich jeder Frau raten kann, ist, trotz Kindern im Job am Ball zu bleiben. Dass das oft nicht in ganzem Ausmaß geht und diese Zeit eine anstrengende ist, ist klar. Aber man muss hier einfach durchhalten.

LEADERSNET: Das liegt aber oft nicht im Gestaltungsbereich der Frau. Es muss ja auch der Arbeitgeber mitspielen ...

Schütz: Ja, er muss erkennen, dass es einen Mehrwert gibt, wenn die Mitarbeiterinnen wieder zurückkommen. Sie haben ein großes Know-How, eine hohe soziale Intelligenz und wertvolle Ressourcen, auf die nicht verzichtet werden sollte. Der Arbeitgeber muss ihnen auch in einem Teilzeitjob Perspektiven für einen Karriereweg bieten.

LEADERSNET: Braucht es dazu nicht noch ein großes Umdenken?

Schütz: Es braucht sicher ein Umdenken, aber viele sind schon auf dem richtigen Weg und setzen auf Diversität. Es geht in die richtige Richtung. (jw)

www.exxpress.at

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