Astrazeneca stößt Milliarden-Beteiligung ab

Kaum jemand wusste bisher von der großangelegten Partnerschaft der beiden bekannten Covid-19-Impfstoffhersteller.

Der britisch-schwedische Pharmakonzern AstraZeneca hat, nachdem die Aktien des US-Pharmaherstellers Moderna aufgrund des Durchbruchs beim Coronavirus-Impfstoff in die Höhe geschnellt sind, die Anteile an Moderna (154,81 US-Dollar, +6,43; 1. März 2021; 6 Uhr) verkauft. Medienberichten zufolge wurden 7,7 Prozent für mehr als eine Milliarde Dollar (rund 830 Millionen Euro) abgestoßen.

Das Geld aus dem Verkauf der Moderna-Aktien, die Times beziffert die Summe mit 1,2 Milliarden Dollar, solle die Finanzen von Astra Zeneca stärken. Das Unternehmen will damit einerseits Alexion, einen amerikanischen Spezialisten für seltene Krankheiten, übernehmen. Der Zukauf schlägt mit 39 Milliarden Dollar zu Buche. Andererseits soll eine eigene Medikamenten-Pipeline ausgebaut werden.

Moderna, dessen Impfstoff in den USA für den Notfall zugelassen ist, erwartet heuer aufgrund dessen einen Umsatz von 18,4 Milliarden Dollar. Die Erlöse haben sich in den drei Monaten bis Ende Dezember 2020 von 14,1 Millionen auf 570,7 Millionen Dollar verfielfacht. In diesem Jahr dürfte das Wachstum Insidern zufolge erst richtig abheben. "Dies ist nur der Anfang", sagte Modernas Vorstandschef Stéphane Bancel bei der Bilanzvorlage. Sollte die Rechnung aufgehen, würde Moderna über dem US-Pharmariesen Pfizer stehen, der bei seinem mit der deutschen Biontech entwickelten Vakzin von einem jährlichen Umsatz von rund 15 Milliarden Dollar rechnet. In den USA sind drei CoV-Impfstoffe zugelassen: Moderna, Biontech/Pfizer sowie Johnson & Johnson. In der EU sind die Vakzine von Biontech/ Pfizer, Moderna und AstraZeneca auf dem Markt.

Eine Partnerschaft der beiden Biotechnologie-Riesen AstraZeneca und Moderna, vielen blieb es im Verborgenen, dass die beiden Unternehmen schon seit vielen Jahren zusammenarbeiten, soll für andere Behandlungsmethoden aufrecht erhalten werden.

Welche Rolle spielen die Impfstoffpatente?

Die guten Gewinnaussichten treiben die Aktienkurse in die Höhe und bringen Großaktionäre zum Strahlen – unter ihnen Moderna-Chef Stéphane Bancel oder Biontech-CEO Ugur Sahin, aber auch große Vermögensverwalter wie The Vanguard Group, Blackrock oder die Genfer Privatbank Pictet. Der Impfstoff-Boom hat die Moderna Aktie in den vergangenen zwölf Monaten um über 450 Prozent steigen lassen. Der Markt sollte dem Aktionär zufolge den Verkauf der Beteiligung an Moderna positiv aufnehmen.

Dennoch zeige sich aus charttechnischer Sicht insgesamt ein angeschlagener Pharma-Wert. Dies gibt Insidern zu denken: Ist die Spitze des Eisberges schon erreicht? Hat AstraZeneca deshalb gerade jetzt die Anteile verkauft? Wie weit sind denn die Forderungen von internationalen Organisationen wie der WHO, die Impfstoffpatente freizugeben, um die globale Impfstoffproduktion anzukurbeln, schon fortgeschritten?

Der Impfstoff von Moderna basiert auf der mRNA-Technologie, deren Erforschung  hauptsächlich an öffentlichen Einrichtungen stattfand. Unternehmen wie Biontech und Moderna konnten die Ergebnisse der öffentlichen Forschung einfach übernehmen, da es keine Patente dafür gab. Laut Jorge Contreras, Patentspezialist und Professor an der Universität Utah, musste man nur drei Patente für die Entwicklung der mRNA-Impfstoffe zukaufen. Der Preis sei im tiefen einstelligen Prozentsatz der Verkäufe der Pharmaunternehmen gelegen. (jw)

www.astrazeneca.at

www.modernatx.com

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