Eines von Wiens Kult-Lichtspielen, das 1911 gegründete Bellaria-Kino hinter dem Volkstheater, schließt seine Pforten für immer. Zu kostspielig, zu mühsam der Erhalt, zu groß der Druck von der großen Konkurrenz der Cinetempel – doch die Fans des Traditionsbetriebs wollen nicht aufgeben, und am Donnerstag flimmerte ein Hoffnungsschimmer auf: angeblich gibt es drei Interessenten.
"Eine Institution, die man nicht aufgeben darf"
"Wann, wenn nicht jetzt auf ein Weihnachtswunder hoffen?" – so dachten wohl viele Freunde und Stammkunden des Bellaria-Kinos undversammelten sich am Donnerstag, dem letzten regulären Spieltag, um ein Zeichen zu setzen. Wie wichtig der Erhalt des Traditionsbetriebs wäre bekundete auch Schauspielikone Waltraut Haas, die ebenfalls persönlich vor Ort war: sie sei schon als Kind hier ins Kino gegangen, wenn sie eigentlich lernen hätte sollen, erzählte die 92-Jährige vor etwa 50 Personen. Das Bellaria sei eine "Institution, die man nicht aufgeben dürfe", so die Schauspielerin.
Das Medieninteresse war groß, hatte es doch vorab geheißen, man wolle das Kino "in eine würdige Zukunft vertrauensvoll übergeben". Ein Hinweis auf den zukünftigen Retter des Bellaria? Mitnichten. Die Veranstaltung war von Fans des Kinos organisiert, nicht einmal der Betreiber Erich Hemmelmayer selbst war anwesend.
Hemmelmayer hatte vor wenigen Wochen angekündigt, den Betrieb einzustellen: Zu wenige Kinobesucher und zu hohe Mieten - für die Räumlichkeiten und die Filme - gab er als Grund dafür an. Das Kino spielte - neben aktuellen Produktionen am Abend - seit vielen Jahrzehnten am Nachmittag stets alte Filme aus den 1930ern bis 1950ern-Jahren: Eine Besonderheit, die es in Wien sonst in keinem anderen Lichtspieltheater gab. Das Bellaria, 1911 gegründet, ist eines der ältesten Kinos der Stadt, Hemmelmayer führte es in dritter Generation.
Rettung doch noch in Sicht?: Drei Interessenten aufgetaucht
Nach dem angekündigten Ende am 19.Dezember hatten sich mehrere Interessenten bei der zuständigen Hausverwaltung gemeldet, einige wollten dort weiter ein Kino führen, andere wollten die Räumlichkeiten eher als Ort für andere kulturelle Veranstaltungen nutzen. Auch André Heller hatte Interesse an den historischen Räumlichkeiten bekundet, winkte aber ab, da das Bellaria für seine Ideen nicht geeignet wäre.
Nach der Absage Hellers soll es angeblich noch drei Interessenten geben, wie man sich erzählt – bis dahin wird gehofft. Für den Fall der Fälle wurde am Donnerstag schon einmal "Sag zum Abschied leise Servus" gesungen.
Letztes Weihnachten für das Bellaria
Am 24.Dezember öffnet das Bellaria noch einmal in seiner alten Form und zeigt zwei Filme aus dem Jahr 1952: "Heidi" um 11 Uhr und "Hallo Dienstmann" um 13 Uhr. (red)
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