"Vorsorgen ist Vermeidung von Altersarmut"

Versicherungsmakler diskutierten in Alpbach über den Einfluss von Gesetzen auf Versicherungsprodukte sowie den Sinn der Vorsorge.

Beim 14. Alpbacher ExpertInnentreffen beschäftigten sich die Versicherungsmakler im Dorf der Denker mit zwei grundlegenden Fragen: Sind Gesetz und Recht "Produkt-Influencer"? Wie vielseitig, zukunftsreich und unterschätzt ist die Vorsorge?

Zunehmend wachsende Rolle

Fachverbandsobmann Christoph Berghammer konnte rund 250 Versicherungsmakler begrüßen und erklärte in seiner Einführung zum Thema Gesetz und Recht als Produkt-Influencer, dass "das international diskutierte Kuh-Urteil hauptverantwortlich dafür ist, dass wir dieses Thema in all seinen Facetten durchleuchten möchten". Was die Vorsorge betrifft, so ist Berghammer überzeugt, das allgemein aber im Besonderen auch in der Versicherungswirtschaft viel zu wenig über Vorsorge gesprochen werde. Dies sei speziell in Zeiten noch lange andauernder Nullzinspolitik immer wichtiger für den Konsumenten.

Forum Alpbach-Präsident Franz Fischler gab in seiner Begrüßungsrede zu bedenken, dass Versicherungen aufgrund des Sicherheitsgedankens – etwa durch Schäden bei Naturereignissen in Zusammenhang mit dem Klimawandel – eine zunehmend wachsende Rolle spielen werden. Dies treffe auch die persönliche Sicherheit und die Frage, wie man Risiken und Unfälle abdecken kann, zu.

Vorsorgen macht unabhängiger

Nationalrätin und Ex-Sportlerin Kira Grünberg erzählte von ihrer vielversprechenden Karriere als Stabhochspringerin und Leichtathletin, die durch einen Trainingsunfall abrupt zu Ende ging, und leitete sodann zum Leitgedanken der Vorsorge ein: "Jeden von uns betrifft das Thema, ob es nun um die Pension oder nur die Vorsorge bei Schicksalsschlägen wie meinem oder ähnlichem geht." Wer vorsorgt, könne unabhängiger und unbeschwerter in die Zukunft blicken und übernehme auch ein Stück weit Eigenverantwortung für die eigene Zukunft.

Dass es hier noch Nachholbedarf seitens der Österreicher gibt, zeigten die Ergebnisse zur Vorsorge-Umfrage von Telemark-Marketing-Geschäftsführer Robert Sobotka. So stellte sich heraus, dass 42 Prozent der Befragten im Alter von 18 bis 60 Jahre keine Lebensversicherung oder Pensionsvorsorge haben, obwohl für 89,2 Prozent eine private Vorsorge sehr wichtig bzw. wichtig ist.

Die drei wichtigsten Vorsorgeprodukte der Österreicher sind die klassische Lebensversicherung (50,2 Prozent), die staatlich geförderte Pensionsvorsorge (45,7 Prozent) und die fondsgebundene Lebensversicherung (31,4 Prozent). Etwas mehr als 40 Prozent gehen davon aus, dass sie aus heutiger Sicht nicht ausreichend vorgesorgt haben, wobei nur ein Drittel der Personen ohne Vorsorgeprodukt in den nächsten Jahren ein solches abschließen möchten. Grund für die fehlende Vorsorge sind laut Umfrageergebnissen in erster Linie fehlendes Interesse (27,8 Prozent) oder zu wenig finanzielle Mittel (25,9 Prozent).

Politik muss betriebliche und private Vorsorge fördern

Dass die staatliche Vorsorge den Wohlstand im Alter auf Dauer nicht sicherstellen kann, erklärte Versicherungsmakler Frederik Fokkink in seinem Vortrag. Die drei Säulen – staatliche, betriebliche und private Vorsorge – sind in Österreich wie auch in den Nachbarländern Deutschland oder Italien ungleich verteilt. Mehr als 80 Prozent des Pensionseinkommens in Österreich kommen aus der staatlichen Vorsorge, ein kleiner Teil kommt aus der privaten Vorsorge und kaum nennenswert sind die Beiträge aus der betrieblichen Vorsorge.

In den Niederlanden sei der Anteil von staatlicher Vorsorge und betrieblicher Vorsorge mit jeweils mehr als 40 Prozent sowie gut zehn Prozent privater Vorsorge "viel ausgeglichener", so Fokkink: "In Österreich ist die Abhängigkeit von der ersten Säule zu groß, was auch dazu führt, dass kaum Spielraum ist, budgetäre Anreize zu geben, die der betrieblichen oder privaten Vorsorge eine bedeutendere Rolle zu geben." (red)

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