Radiotest: Wir konsumieren länger, aber weniger

| 24.01.2019

5,9 Millionen Österreicher hören täglich Radio – die Gesamthördauer steigt, aber Reichweiten sinken und das besonders in der Werbezielgruppe.

Die Ergebnisse des aktuellen Radiotests sind da und sie zeichnen ein recht klares, wenn auch wenig überraschendes Bild zur Lage am heimischen Radiomarkt. Signifikante Reichweitenverluste stehen einem erfreulichen Anstieg in Hörminuten gegenüber. Besonders der unter allen Anbietern weiter unangefochtene Reichweitenkaiser ORF muss trotz einer Steigerung seines Marktanteils von 71 auf 74 Prozent besonders bei der jungen Zielgruppe signifikante Rückgange verbuchen, von denen auch die Privatsender nicht verschont bleiben. 

Die Reaktionen der Radiosender auf die Testergebnisse sind jedoch durchwegs positiv, und das auch nicht unbegründet. Allgemein hörten die Österreicherinnen und Österreicher mit durchschnittlich 183 Minuten im Gesamtjahr 2018 wieder mehr Radio, im Vergleichszeitraum 2017 lag die Hördauer knapp unter drei Stunden. Auch bei den jüngeren Hörern in der Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen ist sie mit 171 Minuten (minus eine Minute) weiter hoch.

Diese Zahlen – mit einer Tagesreichweite von 71,6 Prozent in der "werberelevanten" Zielgruppe sowie von 75,5 Prozent bei der Gesamtbevölkerung ab zehn Jahren – machen das Radio nach Konsummenge zwar zum nach wie vor "beliebtesten" Medium der Österreicher. Die symbolische Regenwolke legt sich jedoch über die Reichweite von Radio gesamt, denn im Vergleich sank diese in beiden Zielgruppen im Vorjahresvergleich signifikant – bundesweit in der Werbezielgruppe von 73,8 auf 71,6 Prozent.

Das Radio bleibt trotz digitaler Konkurrenz beliebt © skitterphoto

ORF Radiosender 

Die öffentlich-rechtlichen Radiosender führen das Gesamtranking mit einer Tagesreichweite von 60,5 Prozent weiterhin klar an. Unangefochtener Quotenkönig bleibt Ö3 mit 31,7 Prozent Tagesreichweite in der Gesamtbevölkerung und 36,7 Prozent in der jüngeren Zielgruppe. Den höchsten Marktanteil aller Bundesländerradios des ORF kann Radio Kärnten mit einem Anteil von 45 Prozent in der Gesamtbevölkerung ab 10 Jahren (Mo-Fr) und in der Hauptzielgruppe der über 35-Jährigen von sogar 54 Prozent (Mo-Fr) für sich verbuchen. Auch Radio Salzburg und Radio Vorarlberg konnten im Vergleich zum Vorjahr zulegen. Die Radios Niederösterreich, Burgenland, Oberösterreich und Styria halten ihre Positionen stabil bei insignifikanten Schwankungen.

Kulturradio Ö1 kann seine Reichweiten (Tagesreichweite 8,5 Prozent in der Hauptzielgruppe) und seinen Marktanteil (7 Prozent) ausbauen. Auch das alternative Jugend-Kulturradio FM4, das mehrheitlich auf fremdsprachige Berichterstattung setzt und Musik abseits des Mainstreams eine Plattform bietet, kann sich über positive Entwicklungen freuen. Der Marktanteil in der Gesamtbevölkerung steigt von zwei auf drei Prozent, in der Hauptzielgruppe sogar von 3 auf 5 Prozent. Mit einer Tagesreichweite von 5,2 Prozent bei dieser Hörergruppe kann auch hier ein Plus verbucht werden.

"Ich freue mich sehr über die Ergebnisse dieses Radiotests. Der Marktanteil von 74 Prozent zeigt deutlich, wie sehr die Hörerinnen und Hörer die vielfältigen Angebote der ORF-Radios schätzen", sagt ORF-Radiodirektorin Monika Eigensperger zu den Ergebnissen.© RMS Austria

Rückschläge für Ö3 

Ö3 bleibt das meistgehörte Radio der Österreicherinnen und Österreicher. Dennoch musste der Reichweitenkaiser im Vergleich zum Vorjahr signifikante Verluste in seiner Tagesreichweite hinnehmen. So verlor der Sender bundesweit von 33,3 auf 31,7 Prozent und in Wien weiter von 23,9 auf 21,5 Prozent, in der umkämpften Bundeshauptstadt liegt Ö3 somit hinter der RMS Top Kombi. In der Kernzielgruppe der 14- bis 49-jährigen verlor Ö3 bundesweit von 39,5 auf 36,7 Prozent Reichweite.

Privatsender "gewinnen an Bedeutung"

Die privaten Radiosender Österreichs, welche größtenteils von der RMS vermarktet und in der RMS Top Kombi gelistet werden, erreichen 27,3 Prozent Marktanteil. Dieser Wert zeigt sich, ebenso wie der der öffentlich-rechtlichen Sender, in der Gesamtbevölkerung stabil, da die Veränderungen statistisch nicht signifikant ausfallen. Einzig bei der Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen werden auch hier ganzheitlich Verluste verbucht.  

Kronehit bleibt bundesweit als einziger privater, nationaler Radioveranstalter mit 11,1 Prozent Tagesreichweite in der Gesamtbevölkerung zweitstärkster Sender. "Wir haben im vergangenen Jahr viel Arbeit in die Optimierung unserer Angebote gesteckt – das zahlt sich jetzt offenbar aus! Ich freue mich sehr für das ganze kronehit-Team über diese Bestätigung unseres Weges", so Kronehit-Geschäftsführer Ernst Swoboda.

Die Privatradios der RMS Top Kombi erreichen über 2,1 Millionen Hörer täglich, in der werberelevanten Kern-Zielgruppe liegt die RMS Top Kombi bei 35,1 Prozent mit 36 Prozent Marktanteil. In vier Bundeländern erreicht sie sowohl bei der Tagesreichweite als auch beim Marktanteil vor Ö3. "Der neue Radiotest bestätigt eindrucksvoll die aktuellen Trends im Audiomarkt. Keine andere Mediengattung weist fast 100 Jahre nach ihrer Entstehung eine derartige Stabilität in der Nutzung und eine so hohe Beliebtheit auf. Radio vermittelt verlässlich immer und überall positive Lebensgefühle - genau darauf wollen Drei Viertel aller Österreicherinnen und Österreicher tagtäglich nicht verzichten. Privatradio gewinnt im mass market weiter an Bedeutung", freut sich Joachim Feher, Geschäftsführer RMS Austria.

Life Radio wächst bei der werberelevanten Zielgruppe zwischen 14 und 49 Jahren im Jahresvergleich um 15 Prozent. "Der Musikmix und unser punktgenauer Service stimmen. Wir sind Regionalradio zum Angreifen und über alle Kanäle bei den Hörern", kommentiert Life Radio Programmchef Steffen Schambach.

88.6 kann erneut die Tagesreichweite in der werberelevanten Zielgruppe (Mo-So, 14-49) ausbauen, diesmal um fast zehn Prozent. Im Vergleich zum Vorjahr hören nun täglich 12.000 Menschen mehr den Radiosender. "Wir nehmen das Ergebnis als Auftrag für die Zukunft, weiterhin unseren eingeschlagenen Weg fortzusetzen und jeden Tag aufs Neue noch besseres Radio machen", zeigt sich Ralph Meier-Tanos, Geschäftsführer radio 88.6 und RadioCom Wien motiviert.© RMS Austria

Blick auf den Wiener Markt

In der heiß umkämpften Bundeshauptstadt zeichnet sich womöglich ein Bild der Umkehr der Marktführerschaft zu den Privatradios. Die RMS Top Kombi erreicht bei Aufspaltung der zum ORF gehörigen Radiosender mit 45 Prozent Marktanteil in der Kernzielgruppe die Pole-Position, innerhalb eines Jahres konnte man hier den Marktanteil in der Kernzielgruppe um 6 Prozentpunkte ausbauen während Ö3 um 5 Prozentpunkte verliert. Ö3 hält in Wien den zweiten Platz sowohl in Sachen Tagesreichweite als auch beim Marktanteil. Ö1 konnte seine Reichweiten ausbauen und folgt hier auf dem dritten, beim Marktanteil auf dem vierten Platz.

Radio Wien hält in der Kernzielgruppe auf Platz Drei beim Marktanteil und Platz Vier in Sachen Tagesreichweite. "Ich freue mich mit meinem Team über die Bestätigung unserer Arbeit durch den jüngsten Radiotest. Er liefert den Beweis, dass sich der ständige Kontakt mit unseren Hörern auszahlt", so ORF Wien-Landesdirektorin Brigitte Wolf dazu. Auf dem fünften Platz in beiden Kategorien hält sich Indie-Radiosender FM4 mit 6 Prozent Tagesreichweite und 9 Prozent Marktanteil.

Bei den Privatradios einzeln schafft es Radio Arabella mit einem Anteil von 8 Prozent an die Spitze des Wiener Gesamtmarktes (Mo-So) und auch bei Marktanteil und Tagesreichweite kann der Privatsender seine Position ausbauen. "Unser klares Ziel ist es, die Hörerinnen und Hörer sowie den Werbemarkt mit neuen, innovativen Radioangeboten auf allen Plattformen zu begeistern", sagt Radio Arabella Geschäftsführer Wolfgang Struber.

Weitere Details zum aktuellen Radiotest der RMS Austria finden Sie hier.(rb)

www.rms-austria.at

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