"Der stadtgestalterischen Phantasie sind kaum Grenzen gesetzt"

Der ÖGV wagte bei seinem Jahrescocktail gemeinsam mit Oliver Bertram einen Blick in die Zukunft des autonomen Fahrens und dessen Auswirkungen auf Wien.

Der Österreichische Gewerbeverein (ÖGV) lud mit seinen Foren "Frau im ÖGV", den "Jungunternehmern im ÖGV" und dem Entrepreneurs Club kürzlich zum gemeinsamen Neujahrscocktail in sein Palais Eschenbach. Zum Start in das 180. Vereinsjahr der Unternehmervereinigung wurde ein Blick in die Zukunft gewagt. "What if … Was wäre, wenn autonomes Fahren die Norm geworden ist?" lautete die Frage des Abends.

Man stelle sich vor, dass alle Autos und LKW autonom fahren und somit auch nicht mehr zum Stillstand verdammt sind. Anstatt zu parken transportieren sie andere Fahrgäste. Schätzungen zufolge sind dann weit mehr als 60 Prozent der Stellplätze in der Wiener Innenstadt nicht mehr nötig, womit eine frei verfügbare Fläche von bis zu 22 Millionen Quadratmeter, also rund fünf der Gesamtfläche des Wiener Stadtgebietes, entstünde. Wie würde sich Wien damit verändern?

Revolution auf vier Rädern aber ohne Fahrer

Oliver Bertram von der Wideshot GmbH und Mitglied im ÖGV führte mit seinem Vortrag in die beschriebene Zukunft Wiens.
Shared Cars, shared Cities: "Autonome Fahrzeuge werden nicht nur den Verkehr revolutionieren, sondern auch Stadt und Gesellschaft." Der Übergang von der Pferdekutsche zum Automobil habe die Materialität und Grundform der Stadt, aus steinernen Wohnbauten und Straßen zu bestehen, nicht wesentlich verändert.

Bertram: "Vergleicht man Fotografien des 19. und 20. Jahrhunderts, ist das Spalier der parkenden Autos neben der gestiegenen Dichte des Individualverkehrs die deutlichste Wandlung des Stadtbilds. Das kann, soll und wird sich schon in naher Zukunft ändern. Die Entwicklung selbstfahrender Automobile eröffnet die Möglichkeit der nahezu parkplatzfreien Stadt."

Urbanes Szenario wie im 19. Jahrhundert

Ohne parkende Fahrzeuge würde sich das urbane Szenario zwar dem des 19. Jahrhunderts wieder etwas annähern, mit einigen Unterschieden: Leise Elektroautos, die dank Konnektivität und Künstlicher Intelligenz ihre Bewegungen miteinander abstimmen, könnten unfallfrei den verfügbaren Gesamtraum optimal nutzen, sich abstandsfrei verketten und sich gemeinsam zu staufreiem Fahren organisieren. Im Idealfall gäbe es in Städten nur noch autonome Sammeltaxis, die rund um die Uhr in Bewegung sein können.

"Derzeit ist ein Auto im Durchschnitt nur eine Stunde täglich unterwegs, die restlichen 23 Stunden verbringt es auf einem Stellplatz. Nach offiziellen Schätzungen würden 60 bis 80 Prozent aller heutigen Parkplätze frei. Die beträchtlichen neu hinzugekommenen Flächen könnten für Agrikultur, Geh- und Radwege, Blumenbeete, Spiel- und Sportplätze, Gastronomie, Wiesen und Bäume nutzbar werden", prophezeit Bertram. Ebenso könnte die erwartete Zuwanderung in die Städte neue Formen der Nachverdichtung notwendig machen, für die der leer gewordene Stadtraum bereit stünde. "Der stadtgestalterischen Phantasie sind kaum Grenzen gesetzt."

© ÖGV

Mit diesem Hintergrundwissen und der Hilfe von Virtual Reality tauchte das Publikum gemeinsam in Bertrams "What if …" ein. Dabei wurde beispielsweise das Bild von einem Wien gezeichnet, in dem das Café Landtmann im Grünen steht und aus dem Raum vor der Wiener Börse ein Naherholungsgebiet geworden ist (siehe Foto).

Wer bei diesem spannenden Event alles mit dabei war, sehen Sie in unserer Galerie.

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