Nachdem bereits Wifo und IHS in ihren jüngsten Konjunkturprognosen von einer Überwindung der Rezession und leichtem Wachstum für die kommenden Jahre ausgehen (LEADERSNET berichtete) deutet auch die aktuelle Prognose der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) für die Jahre 2025 bis 2028 auf eine langsame konjunkturelle Erholung in einem weiterhin herausfordernden Umfeld hin. Nach zwei Jahren der Rezession wird für 2025 ein reales Wirtschaftswachstum von 0,6 Prozent erwartet. In den Folgejahren soll sich die Dynamik moderat erhöhen: Für 2026 prognostiziert die OeNB ein Plus von 0,8 Prozent, für 2027 von 1,1 Prozent.
Am Arbeitsmarkt mache sich die schwache Entwicklung der vergangenen Jahre zunehmend bemerkbar. Laut Analyse steigt die Arbeitslosenquote 2025 auf 7,5 Prozent und dürfte erst ab 2027 wieder sinken. Die Inflation liegt im Gesamtjahr 2025 laut Prognose bei 3,6 Prozent, was vor allem auf das Auslaufen von Energiepreishilfen zurückzuführen ist. In Verbindung mit einem schwächeren Lohnwachstum wird für 2026 ein Rückgang auf 2,4 Prozent und für 2027 auf 2,1 Prozent erwartet.
"Österreichs Wirtschaft tastet sich nach zwei Jahren der Rezession behutsam zurück auf einen Pfad der Erholung", erklärte OeNB-Gouverneur Martin Kocher anlässlich der Präsentation. Für 2025 sehe man eine Rückkehr zu verhaltenem Wachstum, das sich in den Folgejahren schrittweise beschleunigen sollte. Zugleich bleibe das Umfeld anspruchsvoll: Verluste an preislicher Wettbewerbsfähigkeit, Zölle sowie anhaltende Handelskonflikte stellten das exportorientierte Wachstumsmodell vor zusätzliche Belastungen, so Kocher.
Exportwirtschaft unter Druck
Besonders die Exportwirtschaft sieht sich laut Prognose mit vielfältigen Belastungsfaktoren konfrontiert. Neben der schwachen deutschen Industriekonjunktur wirken sich unter anderem US-Zölle, hohe Lohn- und Energiekosten, die Aufwertung des Euro sowie die wachsende Konkurrenz aus China dämpfend aus. Trotz einer leichten Erholung im Jahr 2025 beurteilt die exportorientierte Industrie ihre Lage mehrheitlich pessimistisch.
Von der Bauwirtschaft seien in den kommenden Jahren nur begrenzte Impulse zu erwarten. Die Wohnbauinvestitionen sind seit 2022 deutlich gesunken und dürften sich lediglich langsam erholen. Ein moderater Rückgang der hohen Sparquote ermöglicht zwar ein Wachstum des privaten Konsums, dieses bleibt jedoch verhalten.
Nachlassender Inflationsdruck
Weiters wird geht aus der Analyse hervor, dass sich die am Harmonisierten Verbraucherpreisindex gemessene Inflation zuletzt bei rund vier Prozent stabilisiert hat. Für die kommenden Jahre rechnet die OeNB mit einem weiteren Rückgang. Haupttreiber seien auslaufende Energiepreis-Maßnahmen, geringerer Lohndruck, sinkende Rohstoffpreise sowie die Euro-Aufwertung. Auch mehrjährige Lohnabschlüsse, die teils unter der rollierenden Inflation liegen, hätten zu einer Entlastung auf der Kostenseite beigetragen.
Analysen zeigen zudem unterschiedliche Inflationsbelastungen je nach Haushaltsstruktur. Zwischen 2023 und dem dritten Quartal 2025 verzeichneten untere Einkommensdezile höhere Teuerungsraten als obere. Gemessen an der kumulierten Inflation seit 2021 waren unter anderem Pensionist:innen, Pflichtschulabgänger:innen und Haushalte im ländlichen Raum besonders betroffen.
Angespannte Budgetlage
Beim Budgetsaldo soll es 2025 eine Verbesserung auf minus 4,5 Prozent des BIP. Ohne zusätzliche Maßnahmen wird für 2026 und 2027 lediglich eine leichte Verbesserung auf minus 4,2 Prozent erwartet. Kocher betonte, dass trotz dieser Entwicklung die Budgetlage angespannt bleibe und zusätzliche Konsolidierungsmaßnahmen erforderlich seien. Die Schuldenquote dürfte von rund 81,9 Prozent des BIP im Jahr 2025 bis 2028 auf 86,8 Prozent steigen. Zuletzt hatte auch der Fiskalrat davor gewarnt, dass Österreichs Budgetdefizite bis 2027 deutlich über der Maastricht-Obergrenze von drei Prozent bleiben dürften (LEADERSNET berichtete).
Für die mittlere Frist sei es entscheidend, die europäische Wettbewerbsfähigkeit zu stärken, produktivitätsfördernde Maßnahmen zu setzen und strukturelle Reformen zu beschleunigen, sagte Kocher. Ein solches Maßnahmenbündel könne über mehr wirtschaftliche Zuversicht auch die heimische Nachfrage und den eingeschlagenen Erholungspfad nachhaltig absichern.
www.oenb.at
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