Wundermittel für übergewichtige Stubentiger?
US-Forscher arbeiten an "Abnehmspritze" für Katzen

Das US-amerikanische Pharmaunternehmen Okava Pharmaceuticals entwickelt derzeit ein Medikament, das den Appetit von Stubentigern zügeln und ihnen so zu einem gesünderen Körpergewicht verhelfen soll. 

Viele Tierbesitzer:innen kennen das Dilemma: Man möchte seinem Haustier etwas Gutes tun – und greift dabei schnell zu Leckerlis oder Snacks. Was Hund oder Katze einen kurzen Glücksmoment bescheren mag, kann ihrem Wohlbefinden langfristig jedoch massiv schaden. Denn Übergewicht bei Haustieren kann zu schweren Folgeerkrankungen wie Diabetes, Gelenk- und Herzproblemen, eingeschränkter Beweglichkeit, verminderter Lebensqualität und einer verkürzten Lebenserwartung führen. Dies ist hierzulande jedoch längst kein Randphänomen mehr, sondern nimmt seit Jahren deutlich zu. Eine Umfrage unter Wiener Tierärztinnen zeigt zudem, dass viele Halter:innen das Problem gar nicht erkennen oder schlichtweg nicht einsehen wollen, dass ihr Liebling ein paar Kilo zu viel auf die Waage bringt. Und so wird aus gut gemeinter Tierliebe schnell Tierquälerei.

Doch selbst wenn sich Halter:innen dem Problem bewusst sind, gestaltet sich der Weg zu einem gesünderen Gewicht oft mühsam und langwierig. Während übergewichtige Menschen inzwischen auf Wirkstoffe wie Ozempic oder Wegovy – besser bekannt als sogenannte "Abnehmspritzen" – zurückgreifen können, bleibt Tierhalter:innen bislang nur der klassische Weg: mehr Bewegung und konsequent angepasste Futterrationen. Zumindest bis jetzt – denn das US-amerikanische Pharmaunternehmen Okava Pharmaceuticals hat nun verkündet, derzeit an einem innovativen Abnehmmedikament für Katzen zu arbeiten. Im Rahmen der Studie "MEOW-1" ("ManagEment of OverWeight") habe man das Präparat bereits erstmals einem Stubentiger verabreicht – bis zur Marktreife dürfte es jedoch noch dauern.

Mikrochip statt Injektion

Das Katzenmedikament unterscheidet sich deutlich von den bekannten Präparaten für Menschen. Während Ozempic und Wegovy auf dem Wirkstoff GLP-1 ("Glucagon-like Peptide-1") basieren – einem natürlichen Darmhormon, das die Insulinproduktion bei Mahlzeiten stimuliert, den Blutzuckerspiegel senkt, das Sättigungsgefühl verstärkt und somit letztlich die Gewichtsabnahme unterstützt –, geht Okava einen völlig neuen Weg. Mit "OKV-119" hat das Unternehmen eine speziell auf Katzen abgestimmte Wirkstoffvariante entwickelt, die ähnliche Effekte erzielen soll, allerdings anders verabreicht wird: Statt einer wöchentlichen Injektion wie beim menschlichen Pendant erhalten Katzen einen Mikrochip, der unter die Haut eingesetzt wird und das Tier über einen Zeitraum von bis zu sechs Monaten kontinuierlich mit dem Abnehmmedikament versorgen soll.

"Kalorienrestriktion bzw. Fasten ist eine der etabliertesten Maßnahmen zur Verlängerung der Lebensspanne und Verbesserung der Stoffwechselgesundheit bei Katzen, aber auch eine der am schwierigsten durchzuhaltenden", meint Michael Klotsman, CEO von Okava. "OKV-119 ist so konzipiert, dass es viele der physiologischen Effekte des Fastens nachahmt, ohne dass wesentliche Änderungen der Fütterungsgewohnheiten erforderlich sind oder die Mensch-Tier-Bindung gestört wird, die sich oft um die Nahrung dreht."

Großangelegte Studie geplant

Ob sich Fettleibigkeit bei Katzen damit tatsächlich behandeln lässt, wird sich zeigen. Geplant ist, dass an der "MEOW-1"-Studie mehr als 50 Katzen teilnehmen, wobei zwei Drittel davon den Mikrochip erhalten sollen. Anschließend wolle man das Gewicht der Katzen über einen Zeitraum von drei Monaten beobachten. Zudem hätten die Halter:innen die Möglichkeit, drei weitere Monate dranzuhängen. 

Sollte sich dabei wahrhaftig ein Erfolg abzeichnen, will Okava im kommenden Jahr eine noch größere Studie ins Rollen bringen, um anschließend eine Zulassung bei der US-amerikanischen Lebensmittel- und Arzneimittelbehörde (FDA) beantragen zu können. Verläuft alles nach Plan, könnte das Medikament 2028 oder 2029 auf den Markt kommen. 

Pendant für Hunde scheiterte bereits 2007

Doch sollte es tatsächlich zur Markteinführung kommen, sollten sich Katzenhalter:innen genausten überlegen, ob sie diesen Weg einschlagen wollen. Denn unerwartete Nebenwirkungen seien laut Alex German, einem Experten für Fettleibigkeit bei Hunden von der Universität Liverpool, nicht abwegig. In einem Interview mit der Daily Mail erinnerte er daran, dass bereits 2007 ein vergleichbares Medikament zur Gewichtsreduktion für Hunde auf den Markt kam – und letztlich kläglich scheiterte. Grund dafür seien teils deutliche Verhaltensänderungen der Tiere gewesen.

"Normalerweise würde der Hund schon an der Tür warten, um seine Besitzer:innen glücklich und mit wedelndem Schwanz zu begrüßen. Doch durch den fehlenden Hunger veränderten sich Verhalten und Interaktion mit dem:der Besitzer:in – die Unterdrückung des Appetits wurde von vielen Halter:innen somit als etwas Negatives wahrgenommen", erklärte German. Vor einer möglichen Anwendung solcher Präparate brauche es daher umfassende Beratung und begleitende Unterstützung, um Tierhalter:innen auf mögliche Veränderungen vorzubereiten und diese richtig einzuordnen.

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