Der neue "Peter & Paul"-Wirtschaftstalk dreht sich dieses Mal rund um das Thema 125 Jahre Raiffeisenlandesbank Oberösterreich (RLB OÖ). Dazu spricht Paul Leitenmüller (CEO, Opinion Leaders Network) mit Reinhard Schwendtbauer (CEO RLB OÖ). Gedreht wurde die aktuelle Folge im OberÖsterreich.Haus Wien und somit beim Gast, der damit gleichzeitig zum Gastgeber wurde.
Seit 125 Jahren im Geschäft
Im heurigen Jahr feiert die Raiffeisenlandesbank Oberösterreich ihr 125-jähriges Bestehen: Bereits 1889 wurde die erste Raiffeisenbank in Oberösterreich gegründet, damals noch "um der ländlichen Bevölkerung das Saatgut vorzufinanzieren", wie Schwendtbauer erklärt. Seither sei die Bank durch zahlreiche Krisen gegangen, habe dabei "eine Resilienz entwickelt" und sich zu einer breit aufgestellten Bankengruppe entwickelt, die heute laut dem CEO von der Landwirtschaft über den Mittelstand bis hin zur Industrie alle Bereiche abdecke.
So gilt die RLB OÖ inzwischen als fünftgrößte Bank des Landes und zugleich größte österreichische Bank in heimischem Besitz. Mit ihren Tochterfirmen umfasst sie bis zu 12.000 Mitarbeitende. Seit 1976 beteiligt sie sich zudem gezielt an Unternehmen zur Stärkung des Wirtschaftsstandorts, darunter FACC, voestalpine, Salinen Austria, AMAG und zuletzt Rosenbauer.
Durch Innovation zukunftsfähig bleiben
Um auch nach über einem Jahrhundert zukunftsfähig bleiben zu können, brauche es laut Schwendtbauer vor allem zusätzliche digitale Angebote. Hier sei man zwar Vorreiter gewesen – "Mein Elba" galt damals immerhin als eines der ersten großen digitalen Banking-Services des Landes –, doch die "Halbwertszeit solcher Weiterentwicklungen wird immer geringer", erklärt der CEO. Gleichzeitig entstehe durch Neobanken und Trading-Plattformen zunehmender Wettbewerb. "Deswegen entwickeln wir österreichweit mit unseren Freunden von den anderen Raiffeisenlandesbanken stetig neue Ideen und Produkte – insbesondere für die junge Generation, die das sehr stark nutzt."
Daran anschließend betont Schwendtbauer, dass sich der Kernauftrag der Bank aber bis heute nicht verändert habe: "Die klassische Aufgabe ist, die Wirtschaft mit dem Blutkreislauf zu versorgen – und das Blut ist das Kapital." Zwar hätten sich die Anforderungen und Kanäle deutlich erweitert, doch bleibe die flächendeckende Versorgung der ländlichen Regionen ebenso zentral wie die Verbindung von Sparer:innen und mittelständischer Wirtschaft. Insgesamt seien Dienstleistungen und Angebote "viel breiter geworden", nicht zuletzt, weil "die Gesellschaft breiter geworden ist" und heute weit mehr Menschen etwa auch mit Aktien handeln als noch vor Jahrzehnten.
Mit Schulterschluss aus der Wirtschaftsflaute
Wie nahezu alle Branchen beschäftigt die aktuell angespannte Wirtschaftslage auch die RLB OÖ – laut Schwendtbauer könne Stabilität nur durch ein gemeinsames Vorgehen gelingen: "Ganz wichtig ist hier, einen Schulterschluss zu schaffen." Während internationale Faktoren wie Zölle, der Ukrainekrieg oder die deutsche Konjunkturpolitik Österreichs Handlungsspielraum begrenzen, liege "im Inland sehr viel in der Hand". Dennoch gelte es auch hierzulande einige Herausforderungen zu bewältigen, darunter steigende Energie- und Lohnkosten sowie eine "Regulatorik, bei der wir immer noch eine Schaufel drauflegen".
Mit Blick auf mögliche Entregulierungen zeigte sich der RLB OÖ-CEO skeptisch: Man stecke hier "sehr, sehr tief drinnen", was komplexe und langwierige Verfahren begünstige – etwa wenn "Sachverständige sich die Klinke in die Hand geben und unterschiedliche Meinungen zum selben Thema haben". Umso wichtiger sei es jetzt, Mut zu Entscheidungen zu zeigen, ist sich Schwendtbauer sicher und appelliert zu einem Schulterschluss zwischen Wirtschaft und Politik – denn nur so könne man Reformen wirklich anpacken.
Fehlerkultur
Auf die Frage, wie Schwendtbauer zum Mut zu Fehlentscheidungen stehe, betont er unmissverständlich: "Ganz klar, das gehört dazu." Mut zu Fehlentscheidungen sei für ihn ein wesentlicher Bestandteil verantwortungsvoller Führung. Er führte aus, dass mehr und entschiedener gehandelt werden müsse, selbst wenn dabei zwangsläufig Fehler entstünden. "Der größte Fehler besteht darin, nicht zu entscheiden", so der RLB-OÖ-Chef. Moderner Führungsstil sei untrennbar damit verbunden, Fehlentwicklungen zuzulassen und sie als Teil des Lernprozesses zu akzeptieren – beim zweiten Mal allerdings schon deutlich weniger, wie er einschränkend anmerkte.
Weitere Themen
Was Reinhard Schwendtbauer zu Themen wie der Zusammenarbeit mit den anderen Raiffeisenlandesbanken, dem strategischen Beteiligungsportfolio der RLB OÖ, der zunehmenden Bedeutung überregionaler Vernetzung, den Veränderungen der modernen Arbeitswelt sowie seinem Ausblick auf die kommenden Jahre noch sagt, sehen Sie in unserem Video und hören Sie in unserem Podcast. Zwischen den Themenblöcken gibt es im Video wie gewohnt ein Business-Event, dieses Mal vom "Salon der Wirtschaft" der RLB OÖ.
Alle "Peter & Paul"-Folgen zum Nachschauen finden Sie hier.
Fotos vom Dreh sehen Sie in der Galerie.
www.raiffeisen.at/ooe
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