LEADERSNET: Sehr geehrter Herr Hauke, ARA steht für Kreislaufwirtschaft und verkörpert zusätzlich Nachhaltigkeit. Was verbirgt sich hinter Ihrer Marke?
Harald Hauke: Die Altstoff Recycling Austria ist Österreichs erstes und führendes Recyclingsystem für Verpackungen. Seit über 30 Jahren engagieren wir uns für eine nachhaltige Ressourcennutzung und treiben die Kreislaufwirtschaft maßgeblich voran. Hinter der Marke ARA steht also nicht nur der Gedanke der Zirkularität, also der Einklang von Wirtschaft und Ökologie, sondern vor allem das Engagement unserer mehr als 15.000 Kund:innen, unserer Partner:innen in der Abfallwirtschaft, Gemeinden und Kommunen sowie jede:r einzelne:r unserer Mitarbeiter:innen. Gemeinsam sorgen wir dafür, dass Österreich eines der effizientesten und erfolgreichsten Sammelsysteme Europas aufgebaut hat und kontinuierlich weiterentwickelt.
LEADERSNET: ARA setzt auf branchenübergreifende Partnerschaften, welche Rolle spielen diese entlang der Wertschöpfungskette in der Kreislaufwirtschaft?
Hauke: Mit unseren über 100 Partner:innen aus Sammlung, Sortierung und Verwertung sind wir Impulsgeber wirtschaftlicher und umweltgerechter Wertschöpfung. Die Kreislaufwirtschaft ist heute nicht nur ein starker Wachstumsmarkt, sondern gilt auch als nachhaltiger Jobmotor, der in den letzten Jahren viele neue Tätigkeiten hervorbrachte – vom Stoffstrommanagement über Circular Design bis hin zur Digitalisierung von Sortieranlagen. Wir haben gemeinsam mit PwC 2024 die erste Studie zur Wertschöpfung der Kreislaufwirtschaft in Österreich durchgeführt; die Zahlen sprechen für sich: Die enorme Wertschöpfung der Circular Economy bringt mit mehr als vier Milliarden Euro, generiert von 13.000 Unternehmen und insgesamt rund 48.600 Beschäftigten.
LEADERSNET: Mit dem ARA Kreislaufwirtschaftssystem zeichnen Sie für 500.000 Tonnen CO₂-Ersparnis verantwortlich. Wie kommt das zustande?
Hauke: Durch die getrennte Verpackungssammlung können wir Verpackungen als Rohstoffe wiederverwerten und dem Kreislauf zurückführen. Das Recycling von Papier, Glas-, Leicht- und Metallverpackungen zu hochwertigen Sekundärrohstoffen führt zu einer signifikanten Reduktion der CO₂-Emissionen im Vergleich zur Neuproduktion. Diese Sekundärrohstoffe aus Österreich machen uns zudem unabhängig gegenüber ausländischen Importen. Gleichzeitig wird Abfall, der nicht mehr recycelt werden kann, der thermischen Verwertung zugeführt und für die Strom- oder Wärmeerzeugung genutzt – das reduziert ebenso die Verbrennung fossiler Rohstoffe. Unser Ziel ist die durchgängige Kreislaufwirtschaft in unserem gesamten Wirtschaftssystem – von Verpackungen über Batterien bis hin zu weiteren Sektoren wie Textilien. Die EU veröffentlichte erst kürzlich Zahlen, die den Österreichs Entwicklung in Richtung Zirkularität klar belegen: In Österreich ist der Circular Material Use Rate, also die Nutzungsrate von recycelten Rohstoffen, von 11,4 Prozent auf 15,2 Prozent gestiegen – und damit deutlich stärker als im EU-Durchschnitt.
LEADERSNET: Wie sieht der Rezyklat-Markt in Österreich aus?
Hauke: Der Rezyklat-Markt in Österreich entwickelt sich dynamisch und gewinnt zunehmend an Bedeutung. Die ARA setzt sich gezielt dafür ein, dass hochwertige Rezyklate aus heimischen Verpackungsrohstoffen verstärkt in den Kreislauf zurückgeführt werden. Es ist uns ein großes Anliegen, die Abhängigkeit von Primärmaterialien aus dem Ausland zu reduzieren. Denn Österreich verfügt sowohl über wertvolle Verpackungsrohstoffe als auch über die nötigen Kapazitäten für deren Aufbereitung.
Ein Meilenstein war 2024 die Inbetriebnahme der Hightech-Sortieranlage TriPlast in Oberösterreich. Die Anlage hat unsere Erwartungen deutlich übertroffen: Sie sortiert 24 verschiedene Abfallfraktionen, verarbeitet 20 Tonnen Leichtverpackungen pro Stunde und ermöglicht so die Sortierung von jährlich über 100.000 Tonnen Metall- und Kunststoffverpackungen mit einer Sortiertiefe von 85 Prozent. Die sortierten Materialien werden anschließend dem Recycling zugeführt und leisten einen wichtigen Beitrag zur österreichischen Produktion von Rezyklaten. Mit einer weiteren Anlage können wir im patentierten Upcycle-Verfahren zusätzlich 20.000 Tonnen Mischkunststoffe, die bisher thermisch verwertet wurden, hochwertig aufbereiten.
LEADERSNET: Die ARA ist ein zentraler Motor der nationalen Kreislaufwirtschaft. Mit wem kooperieren Sie konkret?
Hauke: Das Engagement der ARA reicht weit über die Sammlung, Sortierung und Verwertung von Verpackungen hinaus. Wir begleiten Politik, Wirtschaft und Gesellschaft auf dem Weg zur Kreislaufwirtschaft. Neben Bewusstseinsbildung bei Konsument:innen agieren wir dabei vor allem auch als Schnittstelle zwischen Politik und Wirtschaft. Ein Beispiel dafür ist der Senat der Kreislaufwirtschaft, gemeinsam mit sieben Senator:innen führender österreichischer Unternehmen setzten wir uns für eine praktikable Umsetzung der Kreislaufwirtschaft ein.
LEADERSNET: Sie haben den Senat der Kreislaufwirtschaft gegründet. Warum haben Sie das gemacht und was sind die Forderungen?
Hauke: Österreichs Unternehmen sind bereit für die Kreislaufwirtschaft: Neun von zehn Unternehmen setzen diese um oder planen Aktivitäten, das hat der ARA Circular Economy Barometer ergeben. Diese positive Entwicklung wird jedoch durch politische Rahmenbedingungen gebremst. Deshalb appelliert der Senat der Kreislaufwirtschaft an die Bundesregierung, diese industriepolitische Chance nicht ungenutzt zu lassen und fordert die rasche Umsetzung eines umfassenden Deregulierungs- und Entbürokratisierungspakets. Es braucht eine effiziente und planungssichere Umsetzung der PPWR. Ein weiterer wichtiger Schritt ist die erweiterte Herstellerverantwortung für Textilien – mit der überarbeiteten EU-Abfallrahmenrichtlinie sind die Weichen dafür gestellt, jetzt kommt es auf die rechtliche Ausgestaltung seitens der Regierung an.
LEADERSNET: Vielen Dank!
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