Summit Industrie 4.0 Österreich
Schlüsseltechnologien und Fachkräfte als Basis für einen zukunftsfitten Industriestandort

Die Plattform Industrie 4.0 stellte beim Summit in Klagenfurt zentrale Entwicklungen für die österreichische Industrie vor. Der Fokus lag auf moderner Automatisierung, digital getriebenen Innovationsansätzen und qualifizierten Fachkräften, die den Wirtschaftsstandort im internationalen Wettbewerb stärken sollen.

Österreichs Industrie steht zunehmend vor strukturellen Veränderungen, die entscheidend für ihre langfristige Stärke sind. Seit zehn Jahren setzt die Plattform Industrie 4.0 deshalb gezielte Aktivitäten, um diesen Wandel zu begleiten und praktikable Lösungen aufzuzeigen. Automatisierung und zentrale Schlüsseltechnologien, darunter KI, moderne Produktionstechnologien, Mikroelektronik, Photonik und Quantenforschung, gelten als zentrale Treiber, um Produktionsprozesse effizienter zu gestalten, Kosten zu senken und Wertschöpfungsketten stärker zu vernetzen. Gleichzeitig gewinnt die Vielfalt in der Fertigung und die Fähigkeit, Prozesse flexibel auszurichten, weiter an Bedeutung.

Eine wesentliche Rolle spielt dabei die Qualifizierung der Mitarbeiter:innen. Nur wenn das bestehende Fachwissen laufend erweitert wird, können neue Technologien in der Praxis erfolgreich genutzt werden, sind sich die Expert:innen der Plattform Industrie 4.0 sicher. Die Sicherung von Industriearbeitsplätzen und der Erhalt der Produktion in Österreich hängen damit eng von der Fähigkeit ab, Mitarbeitende auf neue Anforderungen vorzubereiten.

Aktuelle Lage und zentrale Trends

Die produzierende Industrie bildet eine wichtige wirtschaftliche Basis. Über 32.000 Unternehmen erwirtschafteten 2023 einen Umsatz von mehr als 272 Milliarden Euro und beschäftigen fast 734.000 Menschen. Gefordert wird die Branche durch geopolitische Unsicherheiten und Veränderungen in globalen Lieferketten. Laut der Studie "Made in Austria: Produktionsarbeit in Österreich 2025" schätzen mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen die aktuelle Geschäftslage und Wettbewerbsfähigkeit skeptisch ein. Parallel dazu wird auch die Beschäftigungsdynamik verhaltener beurteilt. Dennoch zeigen einige Entwicklungen nach oben. Die Roboterdichte steigt deutlich, Lieferzeiten verkürzen sich und KI hält in immer mehr Anwendungsbereichen Einzug. Gleichzeitig würden Unternehmen vermehrt auf Kreislaufwirtschaft setzen, um Ressourcen effizienter und nachhaltiger zu nutzen.

Triple Transformation als Leitprinzip für das Jubiläumsjahr

Vor diesem Hintergrund rückt zum zehnjährigen Bestehen die Plattform, das Konzept der "Triple Transformation" ins Zentrum. Dieses Modell soll digitale, ökologische und soziale Weiterentwicklung zu einem gemeinsamen Transformationsansatz verbinden. Konkret bedeutet das, digitale Technologien und datenbasierte Kreislaufwirtschaftskonzepte mit einer klaren Orientierung am Menschen zu kombinieren.

In der Praxis reiche das Spektrum von der technologischen Trendanalyse und dem Test industrieller Use Cases über die Weiterentwicklung der nachhaltigen Produktion bis hin zur Einführung des Digitalen Produktpasses. Dieser soll Transparenz entlang der gesamten Lieferkette schaffen und ermöglicht gleichzeitig Potenziale zur Optimierung von Wertschöpfungsketten.

Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf Arbeit 5.0 – der Schnittstelle zwischen Mensch, Organisation und Technik. Projekte wie "Digital Pioneers", "Mission: Futurejob" oder das internationale Projekt "Bridges 5.0"sollen junge Menschen, insbesondere Frauen, für technische Berufe begeistern und die dringend benötigten Qualifikationen für eine moderne Industrie stärken.

Erfolgreiche Plattformarbeit und große Netzwerkeffekte

Die Plattform Industrie 4.0 hat rückblickend in den vergangenen zehn Jahren ein breites Netzwerk aufgebaut und verbindet heute mehrere hundert Expert:innen aus Wirtschaft, Wissenschaft, Sozialpartnerschaft und Politik. Die Anfangsjahre waren laut der Plattform vor allem von Positionspapieren, dem Aufbau von Expert:innengruppen und der Einrichtung von Pilotfabriken geprägt. Das seien alles wichtige Schritte gewesen, um Industrie 4.0 in Österreich sichtbar und anwendbar zu machen.

"Die Plattform Industrie 4.0 steht seit zehn Jahren für Zusammenarbeit, Innovation und den Brückenbau zwischen Industrie, Forschung, Sozialpartnern und Ministerien. Wir setzen uns mit voller Überzeugung dafür ein, eine echte, digitale Transformation in Österreich aktiv zu begleiten und gemeinsam nachhaltige Lösungen zu entwickeln. Besonders stolz bin ich auf die Erfolge, die wir als Plattform erreicht haben: Über 700 Expert:innen, mehr als 50 Events pro Jahr und zahlreiche Leitprojekte auf nationaler und europäischer Ebene zeigen, wie stark unser Netzwerk ist. Unsere bisherigen Leistungen sind ein wichtiger Schritt, um Österreich wie-der wettbewerbs- und zukunftsfähig zu machen. Denn die digitale Transformation gelingt nur mit einer klaren Vision, gemeinsamem Engagement und einem positiven, mutigen Mindset", sagte Thomas Welser, Vorstandsvorsitzender der Plattform Industrie 4.0 Österreich.

Die Plattform ist heute mit 65 Mitgliedern breit aufgestellt und begleitet österreichische und europäische Leitprojekte, von KI über Datenräume bis zu Cyber-Resilienz und Industrie 5.0.

Schlüsseltechnologien als Grundlage industrieller Wettbewerbsfähigkeit

Die Expert:innen sind sich sicher, dass digitale Schlüsseltechnologien in Zukunft das Fundament für eine moderne und resiliente Industrie bilden werden. Ihr Einsatz reiche von intelligenten Produkten und effizienter Produktion über datenbasierte Geschäftsmodelle bis hin zu transparenten Lieferketten und Energieoptimierung.

"Digitalisierung ist kein Trend, sondern ein fortlaufender Transformationsprozess, der die Industrie, die Gesellschaft und den zukünftigen Wohlstand Österreichs und Europas nachhaltig beeinflusst. Mit Schlüsseltechnologien wie der Mikroelektronik und dem Know-how der Fachkräfte können wir digitale und grüne Innovationen entscheidend voranbringen. Diese Förderung der 'Triple Transformation' im Sinne einer digitalen, nachhaltigen und sozialen Weiter-entwicklung ist ein entscheidender Zukunftsfaktor. Die Plattform Industrie 4.0 ist seit zehn Jahren ein wirksamer Taktgeber, um die moderne Produktions- und Arbeitswelt auf breiter Ebene zu gestalten. Durch den aktiven Wissens- und Erfahrungsaustausch haben die Mitglieder aus Wirtschaft, Forschung und Sozialpartnerschaft einen wirksamen Hebel, um gemein-sam an Themen und Projekten am Puls der Zeit zu arbeiten und sie auch umzusetzen. Das ist ein unverzichtbarer Schulterschluss für einen zukunftsfitten Standort im globalen Digitalisie-rungs- und Innovationswettlauf", so Sabine Herlitschka, Obmann-Stellvertreterin im FEEI, Vizepräsidentin IV und Vorstandsvorsitzende der Infineon Technologies Austria.

Qualifizierung als Erfolgsfaktor für KI

Der Einsatz von KI verändert Produktionsprozesse grundlegend. Um diese Technologien sinnvoll einzusetzen, brauchen Unternehmen gut ausgebildete Mitarbeiter:innen. "Künstliche Intelligenz bietet Möglichkeiten für uns alle – richtig eingesetzt, kann sie zur Stärkung unserer Produktivität und Innovationskraft beitragen. Schlüssel dafür sind gut ausgebildete Fachkräfte, der Fokus muss daher auf Aus- und Weiterbildung liegen", so Reinhold Binder, Vorsitzender der PRO-GE Produktionsgewerkschaft.

Er fordert zudem, dass Unternehmen Beschäftigte und Betriebsräte frühzeitig einbinden und umfassend informieren, um Unsicherheiten zu begegnen.

Kärnten als Standort für Zukunftstechnologien

Kärnten positioniere sich zunehmend als Hotspot für Innovation. Mit dem Lakeside Science & Technology Park, dem High Tech Campus Villach und dem entstehenden Technologiepark St. Paul im Lavanttal schaffe das Bundesland ideale Rahmenbedingungen für Forschung, Wirtschaft und Technologieentwicklung. "Kärnten ist heute dort stark, wo Zukunft gemacht wird: an der Schnittstelle von Technologie, Forschung und Wirtschaft", betont Ruth Feistritzer, Abgeordnete zum Kärntner Landtag.

Beispielunternehmen sind laut Feistritzer etwa Infineon Austria, die mit Technologien auf Basis von Siliziumkarbid und Galliumnitrid oder bei der Forschung zu Quantenprozessoren, internationale Maßstäbe setzen würden. Silicon Austria Labs erweitert in Villach seine Kompetenzen im Bereich elektronik- und softwarebasierter Systeme. Gleichzeitig entstehen durch Einrichtungen wie Lakeside Labs und universitäre Drohnenforschung dynamische Innovationsfelder.

Transformation und Schlüsseltechnologien

Das Bundesministerium für Innovation, Mobilität und Infrastruktur (BMIMI) arbeitet an Rahmenbedingungen für Forschung und Innovation. Mit einem jährlichen Budget von mehr als 600 Millionen Euro fördert es industrielle Zukunftstechnologien, unterstützt Unternehmen beim Wandel und stärkt industrienahe Forschungseinrichtungen.

"Zehn Jahre Plattform Industrie 4.0 sind ein Anlass zu feiern und sich auf die Stärken Österreichs zu besinnen. Als Innovationsministerium und Gründungsmitglied der Plattform wollen wir einen wichtigen Beitrag für die Arbeitsplätze, den Wohlstand und die Lebensqualität von morgen leisten", betont Beate El-Chichakli, Leiterin Abteilung III/1 – Grundsatzangelegenheiten und Forschungseinrichtungen im BMIMI, die langfristige Bedeutung dieser Maßnahmen.

plattformindustrie40.at

Kommentar veröffentlichen

* Pflichtfelder.

leadersnet.TV