LEADERSNET: Sehr geehrte Frau Hacker-Halmetschlager, Stutzig & Hacker blickt auf eine lange Firmengeschichte zurück – wie hat alles begonnen?
Melanie Hacker-Halmetschlager: Alles hat 2012 angefangen, als mein Papa gemeinsam mit Herrn Edwin Stutzig den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt hatten. Die beiden waren schon jahrzehntelang in der Branche tätig und wollten einfach "ihr eigenes Ding" machen. Ein paar Monate später bin auch ich dazugestoßen und habe bereits neben dem Studium mitgearbeitet. 2024 habe ich dann meinen Meister in der Gebäudereinigung absolviert.
2016 kam mein Cousin Dominic dazu – er leitet heute das operative Geschäft in Wien. 2021 haben wir uns dann vergrößert und gemeinsam mit unserem Partner Gernot Spuller die Stutzig & Hacker West gegründet. 2022 folgte die Stutzig & Hacker Nord und 2024 die Stutzig & Hacker Süd mit unserem Partner Valentin Sicher. 2025 sind schließlich auch mein Mann, Michael Halmetschlager, und meine Mama, Gerti Hacker, ins Unternehmen eingestiegen. Michael kümmert sich um die Bereiche IT und Digitalisierung, und meine Mama leitet den Bereich Marketing und SH for Art.
Damit sind wir heute mehr denn je ein echtes Familienunternehmen – und das macht uns wirklich stolz.
LEADERSNET: Welche Werte oder Arbeitsweisen Ihrer Eltern prägen das Unternehmen bis heute – und was wollten oder mussten Sie nach der Übernahme verändern, um Stutzig & Hacker in die nächste Generation zu führen?
Hacker-Halmetschlager: Mein Vater, als Visionär, schaut immer nach vorne, hat ständig neue Ideen und scheut keine Risiken – das prägt unser Unternehmen bis heute. Von ihm habe ich vor allem gelernt, Verantwortung zu übernehmen, Aufgaben abzugeben und meinen Kolleg:innen zu vertrauen. Meine Mama ist zwar erst ein paar Monate im Unternehmen, aber auch sie bringt Werte mit, die wichtig sind: Dankbarkeit, eine positive Einstellung und den Blick für die kleinen Dinge im Alltag.
Die Übernahme steht bei mir noch bevor, mein Vater ist weiterhin voll im Einsatz – und das ist für mich super, weil ich mich noch beraten lassen kann, wenn ich unsicher bin. Gleichzeitig möchte ich das Unternehmen Schritt für Schritt noch digitaler machen, Prozesse vereinfachen und das Team entlasten. So gewinnen wir mehr Zeit für die wichtigen Punkte: zufriedene Mitarbeitende und höchste Qualität. Dabei geht es nicht darum, alles zu verändern, sondern die Stärken unseres Familienunternehmens weiterzutragen und gleichzeitig fit für die Zukunft zu bleiben.
LEADERSNET: Familienunternehmen gelten als besonders werteorientiert. Sie verbinden diesen Ansatz mit einem starken Engagement für mehr Anerkennung in der Reinigungsbranche. Warum ist Ihnen das Thema Wertschätzung so wichtig – und wie spiegelt sich das in Ihrer täglichen Arbeit bei Stutzig & Hacker wider?
Hacker-Halmetschlager: Mir ist echt wichtig, unserer Gesellschaft zu zeigen, wie wichtig unsere Branche ist. Unsere Kolleg:innen in der Reinigung erleben leider oft negative Begegnungen mit Bewohner:innen – und das schlägt natürlich auch auf die Motivation nieder. Ich möchte, dass die Mitarbeitenden glücklich und motiviert sind, und versuche das über Wertschätzung auf gesellschaftlicher Ebene zu erreichen.
Deshalb fange ich auch gern bei den Kindern an. Sie haben noch keine Vorurteile und bilden sich ihre eigene Meinung. Diese soll möglichst positiv sein, damit sie später auch die Arbeit in der Reinigung wertschätzen. Neben Malbüchern haben wir deshalb ein Baustein-Set entwickelt, bei dem die Kinder mit Lego-Figuren ein Stiegenhaus reinigen oder den Rasen mähen können. So spielen sie – und lernen gleichzeitig, wie wichtig diese Arbeiten für unsere Gesellschaft sind.
Im Alltag spiegelt sich Wertschätzung für mich in allem, was ich tue, wider: Alle Kolleg:innen haben denselben Stellenwert – egal, ob Reiniger:in, Bereichsleiter:in oder Geschäftspartner:in. Jede:r ist wichtig, und ich versuche, ihnen das so oft wie möglich zu zeigen.
LEADERSNET: Wie schaffen Sie es, dass sich auch Mitarbeiter:innen, die nicht zur Familie gehören, als Teil dieses Gefüges fühlen?
Hacker-Halmetschlager: Für mich ist ganz klar: Alle Kolleg:innen sind gleich wichtig – egal, ob sie zur Familie gehören oder nicht. Ich versuche, von Anfang an zu zeigen, dass jede:r Teil des Teams ist und wirklich zählt. Ich schenke Vertrauen, binde sie in Entscheidungen ein und zeige, dass ihre Meinung Gewicht hat.
LEADERSNET: Was, glauben Sie, macht Familienunternehmen gerade in Zeiten von Wandel und Digitalisierung so widerstandsfähig?
Hacker-Halmetschlager: Eindeutig der Zusammenhalt. Als Familie hält man zusammen – in guten wie in schlechten Zeiten. Genau dieser Zusammenhalt macht uns von Haus aus widerstandsfähig. Außerdem haben wir klare Visionen und Werte, an denen wir uns orientieren, und das hilft uns, auch in Zeiten von Wandel den richtigen Kurs zu halten.
LEADERSNET: Wenn Familie und Beruf so eng miteinander verbunden sind, bleibt das Unternehmen oft auch nach Feierabend Thema. Gelingt es Ihnen, trotzdem einmal abzuschalten und gemeinsame Zeit zu verbringen – und wenn ja, wie?
Hacker-Halmetschlager: Ehrlich gesagt, bei Familienfeiern oder Ausflügen wird auch immer mal über das Unternehmen gesprochen – ich würde lügen, wenn ich sage, dass wir komplett abschalten können. Aber wir haben uns bewusst für diesen Weg entschieden und gehen ihn gemeinsam. Trotzdem achten wir darauf, dass das Thema nicht die ganze Feier dominiert. Familie ist uns auch abseits des Unternehmens wichtig. Wir verbringen viel Zeit miteinander, auch privat, und das ist wirklich schön – so hat man neben dem täglichen Zusammensein in der Firma einen engen und persönlichen Kontakt.
LEADERSNET: Ein zentrales Thema in Familienunternehmen ist immer auch die Nachfolge. Wie wichtig ist es Ihnen persönlich, dass Stutzig & Hacker auch in Zukunft in Familienhand bleibt – und was möchten Sie der nächsten Generation mitgeben, wenn sie vielleicht eines Tages das Unternehmen übernimmt?
Hacker-Halmetschlager: Mir ist es schon wichtig, dass die Nachfolge in der Familie bleibt, aber natürlich können wir unsere Kinder nicht dazu zwingen. Auch ich wurde nie gedrängt – ich wollte von Anfang an dabei sein. Meinem Sohn sage ich immer: Du kannst alles werden, was du möchtest. Er ist ja erst sechs, wir haben also noch viel Zeit, aber ich möchte, dass er von Anfang an weiß: Träume muss man verfolgen. Ich möchte, dass er seinen eigenen Weg geht und sich nicht verpflichtet fühlt, das Unternehmen zu übernehmen. Vielleicht entscheidet sich ja irgendwann einer unserer Kinder freiwillig dafür – und das wäre toll. Aber am wichtigsten ist, dass sie glücklich sind und ihre eigenen Träume leben.
LEADERSNET: Vielen Dank!
www.stutzig-hacker.at
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