Das Jahr neigt sich dem Ende – Zeit, einen Blick auf die Trends des kommenden Jahres zu werfen, um sich rechtzeitig mit neuen Entwicklungen befassen zu können. Welche dies im HR-Bereich sind, hat der österreichische Anbieter für Personalmanagement-Software Sage DPW bereits ermittelt (LEADERSNET berichtete). Nun folgen die Gamechanger im Marketing. Bei der jüngsten Digital Innovation Session von der Cope Content Performance Group bekamen die mehr als 120 Zuseher:innen die neuesten Trends aus Markenführung, Social Media, KI & Co präsentiert.
Unter der Moderation von Nicola Dietrich (Chief Strategy Officer, Cope) beleuchteten Hana Greiner (Creative Director) und Georg Reimond (Head of Digital Performance) aktuelle Trends und ordneten deren Relevanz ein.
Markenattraktivität als strategischer Kern
Einen zentralen Stellenwert misst Hana Greiner dem Konzept der Markenattraktivität bei. "Was wir brauchen, ist 'Brand Fuckability', also Markenattraktivität auf Steroiden. Dafür braucht es einen stabilen Markenkern und Mut zur Flexibilität", so Greiner. Laut ihr entstehen Vorteile vor allem durch wiederkehrende, flexible Design-Elemente, einen klar definierten thematischen Schwerpunkt sowie ein kanaloptimiertes Storytelling.
Von Social Media zu Interest Media
Greiner machte zudem einen Wandel in der Nutzung sozialer Plattformen aus. "Social Media geht Richtung 'Interest Media'. Das heißt, der soziale Aspekt verliere an Bedeutung, der Mehrwert wird wichtiger. Laut der Expertin arbeiten Plattformen wie TikTok, Instagram oder YouTube immer stärker mit Verhaltenssignalen. Entscheidender als Followerzahlen seien Nutzungsdauer und Inhalt. "Jetzt belohnen Algorithmen wirklich gutes Content Marketing", erklärte Greiner.
Attention Measurement rückt in den Fokus
Ein weiterer relevanter Trend betrifft die Messung von Werbewirkung. Qualität und Intensität der Aufmerksamkeit würden an Bedeutung gewinnen. "Guter Content braucht heute einen starken Stop-Effekt, zeichnet sich durch frühes Visual Branding, gute Lesbarkeit, Bewegung und vor allem auch durch Relevanz für Nutzer:innen aus", sagte Greiner.
LinkedIn setzt auf ein neues KI-Modell
Georg Reimond, Head of Digital Performance bei Cope, sieht vor allem bei LinkedIn wesentliche Veränderungen. Das Netzwerk erhält ein neues KI-Modell, das zahlreiche Prognoseaufgaben gleichzeitig steuern und stärker auf Interessen als auf bestehende Kontakte setzen soll. "Es zählt nicht mehr, wen jemand kennt, sondern was jemanden interessiert. Wir können nicht mehr mit der Wirkung des ersten Kommentars rechnen, sondern müssen relevanten Mehrwert bieten", so der Experte. Für Unternehmen bedeute dies, klarer, fokussierter und authentischer zu kommunizieren.
Mitarbeitende als zentrale Reichweitenfaktoren
Reimond hob die zunehmende Rolle von Corporate Influencer:innen hervor: "63 Prozent aller organischen Posts auf LinkedIn kommen von Menschen, nur 1,8 Prozent von Unternehmensseiten", zeigte Reimond auf, wie wichtig Mitarbeitende für das Marketing sein können. "Unternehmensseiten sind heute die Bühne, aber die Menschen darauf machen die Show", erklärt er.
Automatisierung und KI-Agenten
Chancen und Herausforderungen sieht Reimond auch beim Einsatz von KI-Agenten. Beispiele wie automatisierte Preisanpassungen bei Zalando oder Chatbots im Kundendienst der Otto Group zeigten das Potenzial. Gleichzeitig warnte er vor unkontrollierten Abläufen. "Man muss die Autonomie der Tools kontrollieren und Feedbackschleifen einbauen. Ein schlechter Prozess wird auch KI-bearbeitet nicht besser", betonte der Experte.
Entwicklungen in SEO, GEO und AEO
Laut Reimond bleibt hochwertiger Content entscheidend – unabhängig davon, ob von SEO, GEO oder AEO die Rede ist. "Wer jetzt schon gute SEO macht, wird auch weiter zufrieden mit Ergebnissen sein", sagt Reimond. Auch die klassische Google-Suche spiele weiterhin eine große Rolle, obwohl KI-Suchen zunehmen. Das Querchecken von Ergebnissen könnte dabei eine wachsende Bedeutung haben.
KI-Commerce und Social Commerce
Greiner berichtete von Tests auf KI-basierten Shoppingplattformen. Während konkrete Kaufabschlüsse noch ausblieben, funktionierten Produktempfehlungen und Weiterleitungen gut. Besonders großes Potenzial sieht sie im Social Commerce:
"Es gibt Potenzial, wie beispielsweise den TikTok-Shop, den es in Deutschland bereits gibt. In Österreich gibt es den zwar noch nicht, aber auch ohne werden Livestreams für Social Commerce ein zentraler Bestandteil."
Offline-Erlebnisse als Wettbewerbsvorteil
Zum Abschluss unterstrich Greiner die steigende Bedeutung analoger Begegnungen und authentischer Markenerlebnisse. Sie verwies auf die internationale "Pudding-mit-Gabel-essen-Bewegung", bei der Menschen bewusst gemeinsame Momente teilten. "Können echte Verbindungen Vertrauen schaffen und im KI-Zeitalter zum stärksten Wettbewerbsvorteil werden", so die Expertin abschließend.
Die nächste Digital Innovation Session soll voraussichtlich im März 2026 stattfinden.
www.copegroup.com
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