Mario Frühauf im Interview
"Privatradios zeigen flächendeckende Stärke – jetzt müssen die Werbebudgets nachziehen"

| Tobias Seifried 
| 19.11.2025

Im LEADERSNET-Interview spricht Mario Frühauf, Geschäftsführer von RMS Austria, über die wachsende Bedeutung der Privatradios, den Wettbewerb mit internationalen Plattformen und dem Platzhirschen Ö3 sowie strategische Chancen im Audiomarkt. Zudem erklärt der ehemalige kronehit-Chef, was ihn an seiner neuen Aufgabe besonders reizt.

LEADERSNET: Sehr geehrter Herr Frühauf, nach mehr als 20 Jahren bei kronehit sind Sie Mitte September zur RMS Austria gewechselt. Was hat Sie an dieser neuen Aufgabe am meisten gereizt?

Mario Frühauf: Die RMS Austria ist ein zentraler Motor für Vielfalt und Qualität im österreichischen Medienmarkt. Als Vermarkter bündeln wir die Kräfte der heimischen Privatradios, verstärken damit ihre Relevanz am nationalen Werbemarkt und ermöglichen Auftraggebern einen einfachen Zugang zu beeindruckender Reichweite. Gerade vor dem Hintergrund der vielfältigen Herausforderungen, denen Privatsender derzeit begegnen, ist die Rolle der RMS wichtiger denn je. Diese Aufgabe mitgestalten zu können und dazu beizutragen, die Stärke der Privatradios bestmöglich im Markt zu positionieren und zu vermarkten, hat mich besonders gereizt.

LEADERSNET: Sie verfügen über umfassende Erfahrung aus der Sender- und Verbandsarbeit. Wie wollen Sie diese Perspektive nun auf die Rolle als Vermarkter übertragen?

Frühauf: Es ist immer ein Vorteil, wenn man die unterschiedlichen Perspektiven kennt. Ein vielfältiger Medienmarkt finanziert sich durch Werbung, da gibt es keine Alternative. Doch genau hier stehen wir vor einer großen Herausforderung, weil zunehmend Werbegeld zu internationalen Tech-Plattformen abfließt. Meine Erfahrungen aus Sender- und Verbandsicht möchte ich unmittelbar in meine Rolle bei der RMS einbringen. Ein zentraler Punkt auf meiner Agenda ist die Zusammenarbeit zwischen Privatsendern, ORF und den Auftraggebern. Analog zu meiner Funktion als VÖP-Präsident – Stichwort "Made in Austria ... made for Austria" – möchte ich die kooperative Weiterentwicklung der gesamten Gattung stärken, etwa durch gemeinsame Studien oder Initiativen. Gleichzeitig ist es entscheidend, die starken Hörermarktanteile der Privatradios künftig noch schneller in entsprechende Werbemarktanteile zu überführen. Die Ausgangslage ist klar: Während sich Privatsender zu rund 95 Prozent aus Werbung finanzieren, erhält der ORF jährlich etwa 710 Millionen Euro aus der Haushaltsabgabe. Wenn wir langfristig einen vielfältigen Medienmarkt erhalten wollen, muss sich die Realität am Hörermarkt noch stärker im Buchungsverhalten widerspiegeln.

LEADERSNET: Die aktuellen Radiotest-Zahlen zeigen eine Marktführerschaft der "RMS Top Kombi" in der werberelevanten Zielgruppe. Ist es aus Ihrer Sicht möglich, diese Position weiter auszubauen?

Frühauf: Lassen Sie mich kurz auf die Zahlen eingehen: Mit einer Tagesreichweite von 46,2 Prozent gegenüber 32,9 Prozent bei Ö3 sowie einem Marktanteil von 54 Prozent im Vergleich zu 28 Prozent (Ö3) liegt die RMS Top Kombi deutlich vor allen anderen Audio-Angeboten. Das sind beeindruckende Ergebnisse und eine starke Bestätigung für die Leistung der Privatradios, die sich in einem herausfordernden Marktumfeld nicht nur behaupten, sondern ihre Position Schritt für Schritt weiter ausbauen. Diese Entwicklung zeigt klar, die Kombination aus regionaler Nähe, vielfältigen Programmen und der kommerziellen Bündelung der Kräfte wird sehr gut angenommen.

LEADERSNET: Verspüren Sie eigentlich Druck, diese Spitzenposition in einem hart umkämpften Markt langfristig zu halten?

Frühauf: Der Druck in der gesamten Medienbranche ist hoch – das betrifft in erster Linie die Medienhäuser selbst, aber natürlich auch uns als Vermarkter. Bezüglich der Spitzenposition am Hörermarkt verspüre ich keinen direkten Druck, denn die Programmgestaltung liegt bei den Sendern und nicht bei uns. Unsere Aufgabe ist es, die Reichweiten der heimischen Privatradios bestmöglich zu vermarkten und ihren Wert für die Auftraggeber noch sichtbarer zu machen. Hohe Reichweiten und eine starke Marktposition sind dafür natürlich ein großer Vorteil.

LEADERSNET: Insgesamt haben die ORF-Angebote zwar nach wie vor die Nase vorn, doch Privatradios gewinnen stetig Hörer:innen und zeigen flächendeckende Stärke. Welche strategischen Chancen sehen Sie darin für Werbekund:innen und den gesamten Audiomarkt in Österreich?

Frühauf: Für den Markt insgesamt bedeutet dieser Trend ein stärkeres, ausgewogeneres und innovationsfreudigeres Audio-Ökosystem. Die Kombination aus einem weiterhin reichweitenstarken ORF-Gesamtangebot und immer stärker performenden Privatradios macht Audio als Medium attraktiver, stabiler und zukunftssicherer. In Summe entstehen mehr Möglichkeiten, mehr Impact und ein deutlich vielfältigerer Audiomarkt, von dem Werbetreibende und Hörer:innen gleichermaßen profitieren.

LEADERSNET: Radio wird täglich von über sechs Millionen Menschen in Österreich gehört, die Nutzungsdauer bleibt hoch. Welche Rolle wird klassisches Radio künftig im Wettbewerb mit Streaming und Podcasts spielen? Und braucht es Anpassungen, um relevant zu bleiben?

Frühauf: Radio bleibt auch im Wettbewerb mit Streaming und Podcasts ein zentraler Bestandteil des Audiokonsums in Österreich. Die täglich über sechs Millionen Hörer:innen zeigen, dass Radio Bedürfnisse erfüllt, die On-Demand-Formate nur teilweise abdecken: Es bietet Aktualität, Orientierung, regionale Nähe und ein gemeinsames Live-Erlebnis, das im digitalen Umfeld einzigartig ist. Gleichzeitig überzeugt Radio durch seine Einfachheit – einschalten und hören –, was insbesondere in Alltags- und Mobilitätssituationen ein großer Vorteil ist und bleibt. Um diese starke Position zu halten und weiter auszubauen, braucht es jedoch eine konsequente Weiterentwicklung. Die Branche ist hier bereits auf einem guten Weg, Linear und Digital wachsen immer stärker zusammen. Besonders wichtig bleibt aber die lokale Kompetenz der heimischen Privatradios, die kein globales Streaming-Angebot abbilden kann.

LEADERSNET: Abschließend: RMS Austria steht in einem dynamischen Marktumfeld. Welche Schwerpunkte wollen Sie im ersten Jahr setzen?

Frühauf: Im Mittelpunkt steht für mich der konsequente Ausbau unserer Marktposition. Dazu gehört die Steigerung der Umsätze sowie das Ziel, insgesamt mehr Werbegeld in den Audiomarkt zu lenken und die RMS Austria als führenden, innovativen Audiovermarkter weiterzuentwickeln.

LEADERSNET: Vielen Dank!

www.rms-austria.at

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