Video vom Wirtschaftstalk
"Das Auto ist kein Feind, aber man muss in der Stadt nicht unbedingt eines besitzen"

Im Wirtschaftstalk erklärt Alexandra Reinagl (Geschäftsführerin der Wiener Linien), wie sich der öffentliche Verkehr in einer wachsenden Stadt weiterentwickelt, welche Rolle Digitalisierung, Diversität und Nachhaltigkeit für die Zukunft der Mobilität spielen, warum Baustellen zwar herausfordernd, aber notwendig sind, was hinter dem Motto "Team Öffi Liebe" steckt, wie es mit der U2 & U5 weitergeht – und warum sie trotz Bauverzögerungen und steigender Anforderungen überzeugt ist, dass es mit den Wiener Linien auch künftig "heiter weiter" gehen wird.

Im neuen "Peter & Paul"-Wirtschaftstalk steht die Mobilität in Wien im Fokus. Dazu spricht Paul Leitenmüller (CEO, Opinion Leaders Network) mit Alexandra Reinagl (Geschäftsführerin der Wiener Linien). Gedreht wurde die aktuelle Folge am Firmensitz der Wiener Linien in Erdberg. Im Talk spricht Reinagl über ihren Werdegang, die Verantwortung eines der größten Nahverkehrsbetriebe Europas und die Zukunft einer klimafreundlichen Mobilität.

Schon früh habe Alexandra Reinagl eine enge Verbindung zum öffentlichen Verkehr gespürt. Aufgewachsen in einem Wiener Randbezirk sei die Einführung des Nachtbusses in den 1980er-Jahren für sie "ein Stück Freiheit" gewesen, wie sie erzählt. Als Juristin habe sie ursprünglich nicht geplant, eines Tages an der Spitze der Wiener Linien zu stehen. "Aber Karriere hat auch mit Mut und Neugier zu tun", erklärt sie, und mit der Bereitschaft, Chancen zu ergreifen, wenn sie sich bieten. Fördernde Menschen im Hintergrund und der eigene Wille, Verantwortung zu übernehmen, hätten ihren Weg geprägt.

Diversität als Vorteil

Unter dem Motto "Team Öffi Liebe" versteht Reinagl den öffentlichen Verkehr als Gemeinschaftsleistung: "Was wir leisten, machen nicht ich oder meine beiden Kolleginnen, sondern über 9.500 Mitarbeiter:innen." Diversität sei dabei ein besonderer Erfolgsfaktor – mehr als 60 Nationen und über 300 Lehrlinge arbeiten bei den Wiener Linien. Rund 40 Prozent der Führungspositionen sind weiblich besetzt. "Wir müssen niemanden mehr überzeugen, dass diverse Teams erfolgreicher sind – es müssen sich nur noch mehr Frauen bewerben", sagt Reinagl.

Öffi-Ausbau, Baustellen und Autobesitz

Auch die Leistungsdaten des Unternehmens beeindrucken: 878 Millionen Fahrgäste wurden im Vorjahr befördert, das entspricht täglich rund 2,4 Millionen Fahrten. Das Netz umfasst fünf U-Bahn-Linien, 28 Straßenbahnlinien – darunter zwei neue – und über 130 Buslinien. Gleichzeitig investiert man massiv in Ausbau und Modernisierung. Dass Baustellen unvermeidlich sind, verschweigt Reinagl nicht: "Das ist wie bei einer Wohnung – irgendwann müssen die Installationen erneuert werden. Baustellen sind unangenehm, aber danach ist immer alles besser als vorher." Im Hinblick auf die Öffi-Investitionen betont Reinagl zudem, dass es nicht nur um Wachstum, sondern auch um konsequente Modernisierung gehe. Wien wachse stetig, und damit müsse auch das Öffi-System mitwachsen, "wenn wir weiterhin eine Smart City bleiben wollen". Gleichzeitig sei die Erneuerung der bestehenden Infrastruktur unverzichtbar. Besonders stolz zeigt sich Reinagl über die Dimension des Straßenbahnnetzes: "Wir haben das sechstgrößte Straßenbahnnetz der Welt – vergleichbar mit Melbourne, Sankt Petersburg, Moskau oder Berlin. Das ist eine enorme Verantwortung, und solche Netze müssen regelmäßig erneuert werden." Der Verzicht auf das private Auto sei dabei keine Ideologie, sondern eine Frage urbaner Lebensqualität. Unsere Botschaft lautet: "Verzichtet auf den eigenen Autobesitz – das Auto ist kein Feind, aber man muss in der Stadt nicht unbedingt eines besitzen, wenn das Mobilitätssystem so gut funktioniert." Dabei verweist sie u.a. auf das eigene Carsharing-Angebot.

Sparstift trifft U-Bahn-Ausbau

Im Zusammenhang mit dem Großprojekt U2 und U5 räumte Reinagl ein, dass es zu Verzögerungen gekommen ist. Die Bauarbeiten seien technisch komplex und beträfen teils sehr alte Infrastrukturen. "Wir setzen alles daran, die neuen Linien so rasch wie möglich in Betrieb zu nehmen – aber wir wollen sie vor allem sicher, nachhaltig und zukunftsfähig fertigstellen", betont sie. "Auch bei uns wird der Sparstift angesetzt. Niemand kommt umhin." Die Eröffnung der U5 von Karlsplatz bis Frankhplatz wird um vier Jahre verschoben. "Vielleicht bauen wir etwas langsamer, aber wir bauen weiter. Es wird nichts gestoppt", betont Reinagl und verweist auf das starke Bekenntnis der Stadtpolitik zum öffentlichen Verkehr. Wichtig sei, dass Wien damit das modernste U-Bahn-System Mitteleuropas erhalte.

Nachhaltigkeit, App und Visionen

Ein Schwerpunkt liegt auf nachhaltiger Mobilität. Die Wiener Linien testen sowohl batteriebetriebene als auch wasserstoffbetriebene Busse. Neben Großprojekten spielt auch die Digitalisierung eine zentrale Rolle. Die "WienMobil"-App gilt international als Vorzeigelösung, weil sie Echtzeitinformationen, Ticketkauf und Sharing-Angebote in einer Plattform bündelt. "Die App kann fast alles", sagt Reinagl stolz, "und sie steht für ein ganzes Mobilitätsökosystem – von U-Bahn über Carsharing bis zum Fahrrad."

Mit Blick auf die kommenden Jahre wolle sie noch stärker in Unternehmen gehen, um nachhaltige Mobilität auch im betrieblichen Umfeld zu fördern. Dienstautos sollen langfristig durch Jahreskarten, Fahrräder oder Mobilitätsstationen ersetzt werden. Ihr Ziel für 2035 sei klar: "Mehr umgestaltete Straßenräume und absoluten Vorrang für Bus und Bim."

Auf die Frage, ob man der Zukunft mit Zuversicht begegnen dürfe, antwortet Reinagl mit einem Lächeln und ihrem persönlichen Motto: "Mit den Wiener Linien – und in so einer Stadt – wird immer 'heiter weiter' gelten."

Was Alexandra Reinagl zu Themen wie Digitalisierung, Diversität, Straßenbahn-EM, U-Bahn-Ausbau, Elektroflotte, Nachhaltigkeit und ihre "Vision 2035" noch sagt, sehen Sie in unserem Video und hören Sie in unserem Podcast.

 

Alle "Peter & Paul"-Folgen zum Nachschauen finden Sie hier.

Fotos vom Dreh sehen Sie in der Galerie.

www.wienerlinien.at

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Ob ich ein Auto besitze oder nicht braucht niemand von den WL interessieren, das ist MEINE Angelegenheit! MEIN Gefühl der Unabhängigkeit und Freiheit! Ich nutz Öffis dann wenn ich es will, nicht weil es mir die Stadt Wien oder sonst wer aufs Aug drücken will!!

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