Fotos von der Bilanz-PK
dm-Chef: "Preiswürdigkeit ist kein Marketing-Trick, sondern eine Haltung"

KEYaccount/LEADERSNET sprach im Rahmen der Jahrespresskonferenz von dm Österreich & Verbundene Länder mit Harald Bauer, der seit Anfang 2025 Vorsitzender der Geschäftsführung ist. In einem wirtschaftlich angespannten Jahr zog Bauer eine bemerkenswert positive Bilanz. Und er erklärte, wie der Drogerie-Marktführer eine Inflation von nur 0,28 Prozent im eigenen Warenkorb geschafft hat.

Schon in seinem PK-Statement betonte Bauer, wie stark sich das Konsumverhalten verändert hat. Die hohe Teuerung habe eine "Erweckungsphase" ausgelöst: Kund:innen hinterfragten mehr, vergleichen stärker und suchen bewusst nach dauerhaft günstigen Einkaufsorten. "Der Gesamtmarkt stagniert, aber wir wachsen bei Menge und Umsatz parallel um über fünf Prozent. Das zeigt, dass die Menschen erkennen, wo sie zuverlässig günstig einkaufen können", sagte Bauer.

Im zurückliegenden Geschäftsjahr besuchten täglich im Schnitt 231.486 Kund:innen die 381 österreichischen dm-Märkte. Das sind 9.000 mehr als in der Vorjahresperiode, und zwar pro Tag. Der Umsatz stieg auf 1,374 Milliarden Euro, die Ländergruppe Österreich & Verbundene Länder erzielte sogar 5,851 Milliarden Euro. Das entspricht einem Plus von 11,5 Prozent. Insgesamt wurden in den zwölf Ländern 385 Millionen Einkäufe getätigt.

"Dauerpreise sind eine Frage des Menschenbildes"

Im Gespräch mit KEYaccount/LEADERSNET führt Bauer aus, was dm aus seiner Sicht grundlegend vom Mitbewerb unterscheidet. "Unser Menschenbild prägt alles. Wir glauben daran, dass Kund:innen freiheitsfähige Menschen sind. Sie wollen kaufen, wenn es zu ihrem Leben passt und nicht, wenn ein rotes Preisschild blinkt." Die branchenübliche Aktionitis lehnt er daher konsequent ab. Seit rund 30 Jahren setze dm auf stabile Dauerpreise statt zeitlich befristeter Rabattschübe, betont Bauer. Das schaffe Transparenz und Vertrauen. "Unsere Mitarbeiter erleben täglich, ob man Menschen etwas vormacht oder nicht. Aktionitis erzeugt künstliche Preissprünge. Das prägt die Kultur und am Ende auch den Umgang miteinander. Dauerpreise wirken beruhigend."

Ein wichtiger Baustein dieser Stabilität sind die 31 dm-Eigenmarken, die auch in spezialisierten Segmenten – von Gesichtspflege bis Nahrungsergänzung – preisstarke Alternativen bieten. Parallel dazu arbeitet dm seit Jahren an Prozessoptimierungen, Automatisierung und internationalen Synergien, wodurch Stückkosten sinken. "Produktivität bedeutet nicht schneller arbeiten, sondern klüger. Diese Effizienzgewinne geben wir vollständig an unsere Kunden weiter."

dm bremste Preissteigerungen stärker als der Gesamtmarkt

Nachdem die Inflation im österreichischen dm-Warenkorb 2023/24 bei 1,8 Prozent lag (verglichen mit 3,8 Prozent allgemeiner Inflation), konnte das Unternehmen seine Preiswürdigkeit im aktuellen Geschäftsjahr weiter verbessern. Im Zeitraum des jüngsten dm-Geschäftsjahres (Oktober 2024 bis September 2025) verzeichnet der Drogerie-Marktführer eine interne Inflation von lediglich 0,28 Prozent. Damit hat dm laut eigenen Angaben das Preisniveau für Kund:innen praktisch konstant. Zum Vergleich: Die allgemeine Inflation in Österreich betrug im selben Zeitraum 3,0 Prozent. Sie war damit mehr als zehnmal so hoch wie jene im dm-Warenkorb. Bauer führt das auf drei Faktoren zurück: stark wachsende Eigenmarken, Prozessoptimierungen entlang der Wertschöpfungskette und Synergien in mehreren Ländern.

Politische Brisanz: Der Arznei-Markt wandert ins Ausland

Ein zentraler Punkt in Bauers Ausführungen betrifft rezeptfreie Medikamente – ein Bereich, den dm seit Jahren politisch eröffnet sehen möchte. Sein Argument: Der Markt bewegt sich ohnehin, nur ohne österreichische Anbieter. "Im Vorjahr wurden in Österreich rezeptfreie Medikamente im Wert von 246 Millionen Euro über Online-Apotheken bestellt. 75 Prozent davon sind an ausländische Anbieter geflossen", betont Bauer im Interview. Während der stationäre Handel strengen nationalen Regeln unterliegt, wachse der digitale Markt für rezeptfreie Arzneimittel längst über die Grenzen hinweg. dm sieht sich hier als kompetenter Anbieter, der Verbrauchern Wahlfreiheit und faire Preise ermöglichen will. "Wir sind seit fast 50 Jahren ein Nahversorger für Gesundheit und Schönheit. Es ist logisch, dass Kund:innen rezeptfreie Produkte auch bei uns erwarten."

Persönliches Fazit nach dem ersten Jahr an der Spitze

2025 war für Bauer das erste Jahr als Vorsitzender – und es war turbulent. Ungarische Markteingriffe, Inflationsthemen in mehreren Ländern, Handels-Bashing in Österreich: "Natürlich fragt man sich da, ob das Geschäft unter diesen Bedingungen irgendwann abreißt", sagt Bauer offen. Dass dm dennoch stark gewachsen ist und auch das neue Geschäftsjahr gut angelaufen ist, habe ihn persönlich entlastet. "Ja, das nimmt Spannung raus." Sein Fazit fällt klar aus: "Unser Erfolgsrezept ist und bleibt das Menschenbild. Wir wollen nicht nur die Dinge richtig tun, sondern die richtigen Dinge tun – für unsere Kund:innen, für die Mitarbeitenden und für die Zukunft unserer Märkte."

KEYaccount/LEADERSNET war auch mit einem Fotografen bei der Presseveranstaltung dabei. Alle Fotos finden Sie hier

www.dm.at

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