Interview mit Andreas Mimm
"Wir bieten mobile Roboter als schlüsselfertige Lösung an"

| Tobias Seifried 
| 16.11.2025

Im LEADERSNET-Interview spricht Andreas Mimm, Founder und Geschäftsführer der Mimm engineers GmbH, über die Zukunft der mobilen Robotik in der Intralogistik, die Herausforderungen bei der Automatisierung innerbetrieblicher Prozesse und die Chancen, die sich durch intelligente Transportlösungen ergeben. Außerdem erklärt er, warum Europa beim technologischen Fortschritt aufholen muss und weshalb Nachhaltigkeit und Effizienz für ihn untrennbar zusammengehören.

LEADERSNET: Sehr geehrter Herr Mimm, wenn von mobiler Robotik die Rede ist – was versteht man konkret darunter? Und welche Rolle spielt diese Technologie heute schon in der modernen Intralogistik?

Andreas Mimm: Unter mobiler Robotik versteht man den Transport von Waren. Wir haben den Kernfokus auf Intralogistik, somit den Transport innerhalb von Produktionsfirmen/Lagern. Ein typisches Beispiel: Roboter fährt ins Lager, holt eine Palette und bringt diese an die Produktionslinie. Unsere Systeme benötigen WLAN und können sich ohne Linien vollautonom durch die Produktion bewegen. In den USA und China ist mobile Robotik kaum wegzudenken. Europa startet so langsam, hat aber etwas Startschwierigkeiten. Um kompetitiv zu bleiben, muss auch die Intralogistik automatisiert werden. Wir automatisieren von unter 100 Kilogramm bis 500 Tonnen. 500 Tonnen hat z. B. eine Windkraftturbine, Wasserturbine. Wir sind ein klassischer Systemintegrator und beschaffen die passenden Roboter. Unser Portfolio reicht von kompakten Gabelstaplern über flexible Europaletten-Stapler bis zu leistungsstarken autonomen Transportplattformen. Als softwareorientiertes Maschinenbauunternehmen realisieren wir schlüsselfertige Gesamtlösungen, die höchste technische Präzision mit digitaler Intelligenz verbinden.

Wir bieten mobile Roboter als schlüsselfertige Lösung an. Unsere Leistungen umfassen die komplette Prozessplanung sowie die nahtlose Integration von Schnittstellen zu ERP-Systemen, Türen, SPS-Steuerungen und Brandschutzmeldeanlagen. Auch die Durchführung detaillierter Risikobeurteilungen ist Teil unseres Qualitätsanspruchs. Ein besonderes Augenmerk legen wir auf Service und Wartung: Mit proaktiven Instandhaltungskonzepten, schneller Fehlerdiagnose und nachhaltiger Anlagenoptimierung sichern wir langfristig die Verfügbarkeit und Effizienz der Systeme unserer Kund:innen. Darüber hinaus schulen wir Mitarbeiter:innen gezielt und praxisnah, damit sie die Technologie souverän beherrschen und im Arbeitsalltag optimal einsetzen können.

LEADERSNET: Ihre Lösungen richten sich an Unternehmen, die innerbetriebliche Logistikprozesse automatisieren möchten. Welche Herausforderungen sehen Sie in diesem Bereich aktuell am häufigsten – und wie können mobile Roboter dabei unterstützen, diese zu bewältigen?

Mimm: Eine große Herausforderung besteht im Eingriff von bestehenden Prozessen. Diese müssen von Kundenseite oftmals angepasst oder auch bautechnisch behoben werden. Im Speziellen die Bodenqualität muss für mobile Roboterprojekte sehr gut sein. Auch die Gebinde, sowie Paletten oder Boxen müssen gewisse Qualitätsstandards aufweisen, damit wir automatisieren können. Eine weitere sehr große Herausforderung ist die Einbindung von Mitarbeiter:innen in diese Projekte. Automatisierung führt oft zu Spannungen in der Belegschaft, da sie Angst um ihren Arbeitsplatz haben.

Im Speziellen monotone Arbeiten können mit Automatisierung sehr gut abgebildet werden, etwa eine Palette den ganzen Tag von A nach B bringen. Wir setzten auf Aufklärung und Gespräche in der Produktion/Lager, um eine Akzeptanz für die zusätzliche Arbeitskraft Roboter zu erhalten.

LEADERSNET: Viele Unternehmen stehen derzeit unter hohem Kostendruck und suchen nach Wegen, ihre Intralogistik effizienter zu gestalten. Welche Rolle spielt aus Ihrer Sicht die Automatisierung in diesem Bereich – und welchen Beitrag können mobile Robotersysteme konkret leisten?

Mimm: Europäische Unternehmen müssen beginnen, ihre Intralogistik zu automatisieren, da die Inflation im Speziellen in Österreich sehr zu schaffen gemacht hat. Wir können dabei unterstützen, die Produktstückkosten zu reduzieren. Mobile Roboteranlagen amortisieren sich in zwei bis drei Jahren.

LEADERSNET: Sie betreiben Ihr Büro in Kematen als Co-Working-Space und bieten damit ein Umfeld, das den Austausch mit anderen Branchen fördert. Welche Vorteile bringt diese Struktur für Ihr Unternehmen – und wie reagieren Kund:innen auf dieses innovative Arbeitsumfeld?

Mimm: Wir sind als Zwei-Mann-Unternehmen gestartet und haben uns ein 180 Quadratmeter Neubaubüro mit Photovoltaik, Erdwärme und Bahnanschluss gemietet. Ziel war es, ein Umfeld mit vielen Pflanzen und modernem Ambiente zu schaffen, in dem wir sehr gerne sind. Nachdem in Innsbruck alle Co-Working-Spaces sehr voll waren, haben wir uns entschieden, unser eigenes Umfeld zu bauen. Das haben wir geschafft und der Input aus verschiedenen Branchen mit verschiedenen Leuten macht sehr viel Spaß.

LEADERSNET: Viele Ihrer Kunden stammen aus stark unterschiedlichen Branchen – von Automotive über Handel bis Logistikdienstleister. Welche Unterschiede in den Einsatzszenarien von mobilen Robotern beobachten Sie, und wie flexibel müssen Ihre Systeme sein?

Mimm: Produzierende Unternehmen haben in den letzten Jahren sehr viel in Automatisierung investiert. Im Speziellen die Logistikdienstleister, aber auch Lebensmittellager starten mit den ersten Automatisierungsprojekten. Hier sehen wir sehr großes Potenzial. Die Systeme müssen sehr flexibel sein, da wir mit ständig wechselnden Umgebungsbedingungen arbeiten müssen. Dies ist Teil der intelligenten Kartenoptimierung, um sich an diese verändernden Umgebungsbedingungen anzupassen. Wir transportieren Waren in unterschiedlich komplexen Abfolgen. Der Vorteil unseres Business ist, dass wir uns in vielen Branchen bewegen. Fertigungsindustrie, Lebensmittel, Holzindustrie, Automotive, Pharma, Stahlindustrie.

LEADERSNET: Welche strategischen Partnerschaften oder Kooperationen halten Sie für besonders entscheidend, um die Verbreitung Ihrer mobilen Roboter-Lösungen voranzutreiben?

Mimm: Wir haben vier strategische Partnerschaften zu Stäubli (3t-500t), K.Hartwall (Stapler 1t), Safelog (Plattformen bis 1,5t), Bosch Rexroth (Ministapler für KLT 280kg). Des Weiteren sind wir Mitglied beim VNL (Verein Netzwerk und Logistik). Strategische Partnerschaften sind die Quintessenz, um ein Unternehmen aufzubauen. Zwischen meinen Jobs im Angestelltenverhältnis war ich immer bei den Bundesforsten und habe kleine Bäume ausgemäht. Damit ein kleiner Baum wachsen kann, braucht es jemanden, der ihn unterstützt. So sehe ich meine Partnerschaften. Wir benötigen diese Partnerschaften, um groß zu werden. Im Gegenzug bekommen diese Firmen Zugriff auf eine erweiterte Werkbank, welche flexibel Arbeitspakete und Projekte übernehmen können.

LEADERSNET: Wie schätzen Sie die Marktentwicklung für automatisierte Logistiklösungen in den kommenden fünf bis zehn Jahren ein – und welche Trends sollten Unternehmen unbedingt im Blick haben?

Mimm: Der mobile Robotermarkt wird sich bis 2027 verdoppeln. Die meisten Anlagen stehen in China und den USA (ca. 75 % - 600.000 installierte Anlagen). Im Rest der Welt sind weitere Anlagen verbaut. Im Jahr 2027 sollen 1,2 Millionen installierte mobile Roboter auf der Welt in Betrieb sein. Wir möchten unser Unternehmen bis 2027 mindestens verdoppeln. Dies betrifft sowohl den Umsatz als auch die Mitarbeiteranzahl. Die Zahlen aus dem Markt zeigen uns, dass wir auf dem richtigen Dampfer unterwegs sind.

Unternehmen müssen im Blick haben, dass Automatisierung im ersten Schritt die Lohnstückkosten nach unten sowie die Wettbewerbsfähigkeit deutlich verbessern können. China und die USA investieren enorm in die Intralogistik mit mobilen Robotern. Wir als Europa dürfen hier den Anschluss nicht verlieren. Ich finde, dass KI derzeit extrem gehyped ist und absolut seine Berechtigung hat. Es darf aber nicht außer Acht gelassen werden, dass Automatisierung ein Schlüsselfaktor in der Produktion ist, um kompetitiv zu bleiben.

LEADERSNET: Nachhaltigkeit und Effizienz werden in der Logistik immer wichtiger. Inwiefern tragen Ihre mobilen Roboter-Systeme dazu bei, Ressourceneinsatz zu optimieren und Prozesse umweltfreundlicher zu gestalten?

Mimm: Wie auch in unserem Co-Working-Space sind wir sehr große Fans von Energieeinsparungen und Nachhaltigkeit. Unsere Systeme optimieren die Routenplanung. Leerfahrten werden minimiert und auch die Masse von Fahrzeug zu transportierter Masse ist deutlich besser als bei manuellen Fahrzeugen (Staplern).

www.mimm-engineers.com

Über den Gesprächspartner

Andreas Mimm ist Innungsmeister für Mechatronik in Tirol und engagiert sich auf Bundesebene im Ausbildungsausschuss für Mechatronik. Darüber hinaus ist er Mitglied des Tiroler Wirtschaftsparlaments und bringt sich aktiv in wirtschaftliche und berufspolitische Entscheidungen ein.

Privat ist er sportlich unterwegs und verbringt seine Freizeit bevorzugt in den Bergen – beim Skitourengehen, Radfahren, Klettern und Bergsteigen. Neben seiner Leidenschaft für den Sport teilt er auch eine große Begeisterung für das Reisen und verfolgt das Ziel, internationale Projekte zu initiieren und umzusetzen.

Zu Mimm engineers GmbH

• Gegründet 2021 von Andreas Mimm & Thomas Kreuzberger
• Systemintegrator für mobile Roboter – Schlüsselfertige Lösungen für Endkunden
- Prozessentwicklung
- Systems Design
- Umsetzung und Inbetriebnahme
- Steuerung – ERP System, Tablet, Tasten
- Risikobeurteilung
- Service und Wartung
• Stäubli, K.Hartwall, Safelog, Bosch Rexroth
• Unternehmensstandort: Kematen bei Innsbruck

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Andreas Mimm ist Innungsmeister für Mechatronik in Tirol und engagiert sich auf Bundesebene im Ausbildungsausschuss für Mechatronik. Darüber hinaus ist er Mitglied des Tiroler Wirtschaftsparlaments und bringt sich aktiv in wirtschaftliche und berufspolitische Entscheidungen ein.

Privat ist er sportlich unterwegs und verbringt seine Freizeit bevorzugt in den Bergen – beim Skitourengehen, Radfahren, Klettern und Bergsteigen. Neben seiner Leidenschaft für den Sport teilt er auch eine große Begeisterung für das Reisen und verfolgt das Ziel, internationale Projekte zu initiieren und umzusetzen.

Zu Mimm engineers GmbH

• Gegründet 2021 von Andreas Mimm & Thomas Kreuzberger
• Systemintegrator für mobile Roboter – Schlüsselfertige Lösungen für Endkunden
- Prozessentwicklung
- Systems Design
- Umsetzung und Inbetriebnahme
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- Risikobeurteilung
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