Notenbank-Prognose
OeNB sieht gut kapitalisierte Banken als Stütze des Wirtschaftsaufschwungs

Die Nationalbank sieht Österreichs Wirtschaft nach fast zweijähriger Rezession wieder auf (leichtem) Wachstumskurs. Trotz schwacher Industrie und Baukonjunktur zeigt sich der Bankensektor robust. Letzterer erzielte das drittbeste Halbjahresergebnis seiner Geschichte.

Bei der Präsentation ihres 50. Financial Stability Report am Dienstag zeigte sich die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) rund um Gouverneur Martin Kocher vorsichtig optimistisch: Die heimische Konjunktur habe sich seit dem Jahreswechsel 2024/25 besser entwickelt als erwartet und sei auf einen moderaten Wachstumspfad eingeschwenkt. Damit sei eine knapp zweijährige Rezession zu Ende gegangen. Industrie, Bau und Konsum blieben jedoch verhalten, und auch die weiterhin hohe Sparquote signalisiere anhaltende Unsicherheit.

Wie die Analyse zeigt, haben Österreichs Banken trotz rückläufiger Betriebserträge im ersten Halbjahr 2025 erneut einen hohen Gewinn erzielt. Durch die Einbehaltung eines Großteils des Gewinns von 2024 stieg die Kapitalquote auf 18,6 Prozent. Das habe die Finanzmarktstabilität weiter gestärkt. Die Kreditvergabe für privaten Wohnbau nahm weiter zu, während die Nachfrage nach Unternehmensfinanzierungen angesichts verhaltener Wachstumsaussichten schwach blieb. Zwar schwächte sich die negative Dynamik bei den Kreditausfällen ab, jedoch sei aufgrund europäischer Vorschriften zur Risikovorsorge mit einem deutlichen Anstieg des Wertberichtigungsbedarfs für bereits notleidende Kredite zu rechnen – was die Profitabilität und Kapitalbasis der Banken künftig belasten könnte, so die Notenbank.

Verhaltener Aufschwung

Laut OeNB hat Österreich die längste, wenn auch nicht tiefste, Rezession seit 1945 überwunden. Die Erholung werde jedoch vor allem vom öffentlichen Konsum getragen, während zentrale Branchen wie Industrie, Bauwirtschaft und konsumnahe Dienstleistungen weiterhin schwach blieben. Das spiegle sich auch in steigenden Unternehmensinsolvenzen wider. Trotz stabilen Arbeitsmarkts und höherer Realeinkommen sei der Konsum verhalten geblieben. Die hohe Sparquote der Haushalte deute auf anhaltende Vorsicht hin. In Zentral-, Ost- und Südosteuropa wachse die Wirtschaft dagegen stärker als im Euroraum, was sich stabilisierend auf den österreichischen Finanzsektor auswirke.

Deutlicher Kapitalaufbau stärkt Banken

Trotz des schwierigen Umfelds zeigte sich der österreichische Bankensektor widerstandsfähig. Mit einem Nettogewinn von fünf Milliarden Euro erzielten die Banken das drittbeste Halbjahresergebnis ihrer Geschichte. Durch Gewinnthesaurierung verbesserte sich die Kapitalausstattung demnach deutlich: Das harte Kernkapital (CET1) stieg um rund acht Milliarden Euro, die CET1-Quote erreichte 18,6 Prozent, und die Verschuldungsquote lag mit neun Prozent beim Dreifachen des Mindestwerts. Ein aktueller Stresstest der OeNB bestätigte die hohe Resilienz des Sektors.

Eine solide Eigenkapitalausstattung erhöhe nicht nur die Widerstandsfähigkeit, sondern erweitere auch den Spielraum für Kreditvergaben. Die Kreditnachfrage zeigte im ersten Halbjahr 2025 Anzeichen einer Erholung – insbesondere bei privaten Wohnbaufinanzierungen. Bei Unternehmensfinanzierungen blieb sie dagegen gedämpft. Unsicherheiten und Insolvenzen, vor allem in der Bau- und Immobilienbranche, belasteten die Kreditqualität. Der Anteil notleidender Kredite stagnierte bei rund drei Prozent, im Bereich der gewerblichen Immobilienfinanzierung (CRE) jedoch deutlich darüber. Für diesen Bereich wurde bereits ein sektoraler Systemrisikopuffer von einem Prozent eingeführt, über dessen mögliche Anpassung das Finanzstabilitätsgremium im Dezember entscheiden wird.

Das Basel-III-Regelwerk, das seit 2025 schrittweise umgesetzt wird, habe bislang nur geringe Auswirkungen auf das Eigenkapital gezeigt. Allerdings sei mit höheren Wertberichtigungen für notleidende Kredite zu rechnen, was künftig auf Gewinne und Kapital drücken könnte.

Empfehlungen der OeNB

Zur weiteren Stärkung der Finanzstabilität empfiehlt die OeNB den Banken, sich auf strengere aufsichtliche Anforderungen bei Gewerbeimmobilienkrediten vorzubereiten und nachhaltige Vergabestandards sicherzustellen. Zudem sollen Institute eine adäquate Kreditrisikosteuerung betreiben, notleidende Kredite aktiv managen, höhere Wertberichtigungen – insbesondere für unbesicherte Kredite – bilden und Sicherheiten konservativ bewerten. Darüber hinaus rät die OeNB, die Kapitalbasis durch zurückhaltende Gewinnausschüttungen zu sichern sowie die Profitabilität nachhaltig zu stärken, etwa durch Kostendisziplin und Investitionen in Digitalisierung und Cybersicherheit.

www.oenb.at

Über den Report

Der halbjährlich in englischer Sprache erscheinende Financial Stability Report analysiert finanzstabilitätsrelevante Entwicklungen in Österreich und im internationalen Umfeld sowie Spezialthemen zur Finanzstabilität.

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