Grünes Licht von der BWB
Christoph Dichand darf die Funke-Anteile an der "Krone" übernehmen

| Tobias Seifried 
| 03.11.2025

Der Herausgeber erhält grünes Licht für die Übernahme und sichert sich damit die alleinige wirtschaftliche Verantwortung von Österreichs reichweitenstärkster Tageszeitung.

Christoph Dichand ist seinem Langzeitziel, wirtschaftlicher "Allein-Herrscher" der Kronen Zeitung zu werden, einen Schritt näher gekommen. Der Herausgeber erhält grünes Licht für die Übernahme der 50-Prozent-Anteile der deutschen Funke Mediengruppe an Österreichs größter Tageszeitung. Die Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) und der Bundeskartellanwalt verzichten auf eine Prüfung des Deals, womit das Durchführungsverbot laut Mitteilung auf der BWB-Homepage am 1. November aufgehoben wurde. Zunächst hatte der Standard darüber berichtet.

Der Signa Insolvenzverwalter hatte dem geplanten Deal bereits Anfang September zugestimmt (LEADERSNET berichtete). Da die Funke-Gruppe aufgrund des Verzichts für eine Prüfung ihre Beteiligung an der "Krone" an Dichand abgeben kann, gehört die Tageszeitung künftig wieder vollständig der Familie Dichand, die bereits die restlichen 50 Prozent hält. Details zur Verkaufssumme wurden nicht veröffentlicht.

Verteilung innerhalb der Familie

Unklar ist derzeit noch, wie die Anteile innerhalb der Familie verteilt werden. Vor der Vereinbarung hielten neben Christoph Dichand auch seine Geschwister Johanna und Michael Dichand jeweils 12,5 Prozent. Die 12,5 Prozent der 2024 verstorbenen Mutter Helga Dichand sollen laut Medienberichten für Christoph Dichand vorgesehen sein, die formale Regelung der Verlassenschaft sei aber noch offen.

Mit der Übernahme erlangt Christoph Dichand die alleinige wirtschaftliche Verantwortung für die "Krone" in einem von Krisen geprägten Medienumfeld. Gleichzeitig eröffnet die Transaktion Spielräume für mögliche personelle oder strukturelle Veränderungen, etwa im Management der Zeitung. 

Deutsche sind auch am Kurier beteiligt

Die Funke-Gruppe hält darüber hinaus fast 50 Prozent am Kurier. Raiffeisen besitzt bereits die Mehrheit an dieser Zeitung und hat Interesse an einer Übernahme der restlichen Anteile von Funke bekundet. Verhandlungen dazu wurden bis zum Abschluss des Deals rund um die Kronen Zeitung pausiert.

Die "Krone" ist zusammen mit dem Kurier Teil des Verlagskonzerns Mediaprint, der in Österreich zu den größten Mediengruppen zählt. In der Vergangenheit gab es bereits Diskussionen über eine stärker eigenständige Struktur der einzelnen Zeitungsmarken.

Vorgeschichte

Mit der Einigung zwischen der Funke Mediengruppe und der Familie Dichand geht einer der längsten und aufsehenerregendsten Konflikte der österreichischen Medienlandschaft zu Ende. Die Kronen Zeitung wurde 1959 von Hans Dichand neu gegründet und hatte im Laufe ihrer Geschichte mehrere Mitgesellschafter, darunter Ferdinand Karpik, Kurt Falk und schließlich die damalige WAZ-Gruppe (heute Funke Mediengruppe), die 1987 eingestiegen war. Funke verkündete im Juni, sich aus Österreich zurückzuziehen, um sich laut eigenen Angaben strategisch auf den deutschen Markt zu konzentrieren.

Trotz der teils angespannten Vergangenheit betonten beide Seiten damals den versöhnlichen Charakter des Abschlusses (LEADERSNET berichtete). Funke-Verlegerin Julia Becker sprach von einer "freundschaftlichen Rückführung" der Krone in die Hände der Familie Dichand, während Herausgeber Christoph Dichand den Blick nach vorne richtete: "Wir schauen nicht zurück, wir machen einen Neuanfang." Eine künftige Zusammenarbeit der beiden Verlegerfamilien ist laut einer Grundsatzvereinbarung nicht ausgeschlossen.

www.krone.at

www.funkemedien.de

www.bwb.gv.at

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