Konsumverhalten im Wandel
Secondhand wächst dreimal so schnell wie der Einzelhandel

Der Consumer Check des Handelsverbands zeigt: Gebrauchtwaren sind in Österreich endgültig im Mainstream angekommen. 73 Prozent der Menschen kaufen Sachen aus zweiter Hand, rund 60 Prozent davon regelmäßig.

Secondhand ist längst kein Nischenthema mehr. Der weltweite Gebrauchtmarkt wächst laut einer Analyse der Boston Consulting Group bis 2030 um rund zehn Prozent jährlich und damit dreimal schneller als der übrige Einzelhandel. Auch in Österreich hat sich der Trend fest etabliert. Das bestätigt auch der neue HV Consumer Check, durchgeführt von Repubblika Research im Auftrag des Handelsverbands. 73 Prozent der Österreicher:innen haben demnach bereits Gebrauchtwaren gekauft, 60 Prozent davon innerhalb der vergangenen zwölf Monate. 36 Prozent der Befragten wollen künftig noch häufiger Secondhand einkaufen.

"Secondhand ist kein Randphänomen mehr, sondern fester Bestandteil des modernen Konsumverhaltens", sagt Rainer Will, Geschäftsführer des Handelsverbands. Das Marktvolumen in Österreich liege bereits bei rund zwei Milliarden Euro jährlich, Tendenz steigend.

Online treibt den Trend

Den größten Anteil am Wachstum haben digitale Marktplätze wie willhaben, Vinted oder refurbed, die heute als wichtige Einkaufsquelle gelten. Mehr als die Hälfte der Befragten nutzt solche Plattformen regelmäßig, um Kleidung, Möbel, Elektronik oder Bücher zu kaufen. Doch auch klassische Flohmärkte und stationäre Secondhand-Läden bleiben relevant, vor allem in urbanen Regionen.

In Niederösterreich am meisten, in Wien am wenigsten 

Im Durchschnitt geben Konsument:innen 211 Euro pro Jahr für Gebrauchtwaren aus, deutlich mehr als im Vorjahr (195 Euro). Besonders beliebt sind Bekleidung, Bücher und Spielwaren. Nachhaltigkeit und Preisvorteile gelten als wichtigste Motive: 74 Prozent wollen Ressourcen schonen, 71 Prozent betonen den günstigeren Preis gegenüber Neuware. Im Bundesländervergleich zeigen sich regionale Unterschiede: In Niederösterreich und dem Burgenland liegen die jährlichen Ausgaben mit 242 Euro pro Kopf am höchsten, gefolgt von Kärnten und der Steiermark (219 Euro). In Wien geben Konsument:innen mit 190 Euro am wenigsten aus.

Neben dem Kauf gewinnt auch der Wiederverkauf an Bedeutung. Drei von vier Österreicher:innen haben bereits Produkte weiterverkauft, vor allem Kleidung, Bücher oder Haushaltswaren. Der durchschnittliche Erlös liegt bei 171 Euro pro Jahr, meist erzielt über Online-Plattformen.

Neue Chancen für den Handel

Der Secondhand-Boom eröffnet auch für den stationären Handel neue Perspektiven. 70 Prozent der Konsument:innen würden Resale-Angebote in Geschäften begrüßen, etwa eigene Gebrauchtzonen oder Rücknahmeprogramme. 72 Prozent zeigen Interesse an generalüberholten Produkten. "Der stationäre Einzelhandel hat hier enormes Potenzial – vom Rücknahmesystem bis zu integrierten Gebrauchtwarenzonen", betont Rainer Will. "Wer heute auf Wiederverwendung setzt, investiert in die Zukunft – für Kund:innen und Umwelt."

www.handelsverband.at

www.reppublikaresearch.com

www.bcg.com/austria

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