Ermittlungen wegen Betrugsvorwürfen
Millionenpleite einer Solar-Gruppe ruft die WKStA auf den Plan

| Tobias Seifried 
| 02.11.2025

Die Sun-Contracting-Gruppe hat Insolvenz über fünf Tochtergesellschaften angemeldet. Mit rund 47 Millionen Euro Schulden und hunderten betroffenen Investor:innen gerät das Unternehmen zunehmend in den Fokus von Ermittlungen.

Die Sun-Contracting-Gruppe, ein in Linz ansässiges Solarenergie-Unternehmen mit Muttergesellschaft in Liechtenstein, hat Insolvenz angemeldet. Am Landesgericht Linz wurden am 31. Oktober Konkursverfahren über fünf österreichische Tochtergesellschaften beantragt: die Sun Contracting Austria GmbH, Norica Plus GmbH, Engineering GmbH, Projekt GmbH und Solutions GmbH. Eine Fortführung oder Sanierung der Unternehmen ist nach Angaben der Gläubigerschützer:innen nicht vorgesehen.

Die Verbindlichkeiten der österreichischen Gesellschaften belaufen sich demnach auf rund 47 Millionen Euro, denen Aktiva von 16,65 Millionen Euro gegenüberstehen. Am stärksten betroffen ist die Sun Contracting Projekt GmbH mit Passiva von 18,03 Millionen Euro, gefolgt von der Engineering GmbH (12,09 Millionen Euro) und der Austria GmbH (10,56 Millionen Euro). Die insolventen Gesellschaften beschäftigen insgesamt 33 Mitarbeiter:innen.

Gründe für die Pleite

Die Sun-Contracting-Gruppe war auf die Pacht und Vermietung von Photovoltaikanlagen spezialisiert und finanzierte einen Teil ihrer Projekte über Nachrangdarlehen und Crowdfunding. Laut KSV1870 sind rund 1.550 Crowdfunding-Gläubiger:innen betroffen, haben aber keinen Teilnahmeanspruch am Insolvenzverfahren, da es sich um nachrangige Forderungen handelt.

Als Gründe für die Insolvenz werden von der Unternehmensgruppe ein Preisverfall am Energiemarkt, gestiegene Errichtungskosten, hohe Zinsen, Inflation und die wirtschaftliche Verschlechterung im Energiesektor genannt. Teilweise führten negative Strompreise zu Abschaltungen von Photovoltaikanlagen.

WKStA ermittelt

Parallel zu den wirtschaftlichen Problemen laufen Ermittlungen der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA). Wie die Oberösterreichischen Nachrichten (OÖN) berichten, stehen seit 2024 rund 20 Beschuldigte, darunter auch Verbände, im Fokus der Ermittlungen wegen Betrugs, Untreue und Bilanzfälschung. Im Dezember 2024 sei es zu Hausdurchsuchungen in Linz gekommen. Der vermutete Schaden wird auf mehr als 20 Millionen Euro geschätzt.

Die Sun-Contracting-Gruppe war zudem enger Partner der Green Finance Broker AG, die in Ungarn beim Vertrieb von Anleihen der Sun Contracting AG gegen Vorschriften der Aufsichtsbehörde MNB verstieß und dafür im Juni 2024 eine Strafe von rund einer Million Euro erhielt. Aufgrund der Verflechtungen stehen dem Bericht zufolge auch gegen Green Finance Ermittlungen der WKStA im Raum.

Unterschiedliche Betroffene

Die Insolvenzen betreffen sowohl industrielle, gewerbliche und private Photovoltaik-Kund:innen als auch zahlreiche Anleihe- und Crowdfunding-Investor:innen. Angaben zur erwartbaren Quote für Gläubiger:innen liegen derzeit nicht vor.

www.sun-contracting.com

wohl einiges mehr an Schulden - und zehntausende Geschädigte Investoren. Auch in Liechtenstein Insolvenz.

Kommentar veröffentlichen

* Pflichtfelder.

leadersnet.TV