UniCredit Bank Austria Einkaufsmanagerindex
Produktionsanstieg und vorsichtiger Optimismus in der Industrie

| Redaktion 
| 29.10.2025

Trotz anhaltender Herausforderungen wie hohen Kosten, Lieferkettenproblemen und Beschäftigungsabbau sind die Erwartungen für 2026 so positiv wie seit fast vier Jahren nicht mehr.

Am Mittwoch veröffentlichte die UniCredit Bank Austria ihren "Einkaufsmanagerindex" für Oktober. Dieser zeigt, dass nach dem Rückschlag des Vormonats sich zu Beginn des Schlussquartals der vorsichtige Aufwärtstrend des Sommers in der österreichischen Industrie wieder fortgesetzt hat.

"Der UniCredit Bank Austria Einkaufsmanagerindex stieg im Oktober auf 48,8 Punkte. Der Indikator verfehlte zwar damit weiterhin die Neutralitätslinie von 50 Punkten, ab der Wachstum in der verarbeitenden Industrie signalisiert wird, doch zumindest konnte der zweithöchste Wert der vergangenen drei Jahre verzeichnet werden", sagt UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer und fügte hinzu: "Die Konjunkturlage in der heimischen Industrie war im Oktober weiter sehr fragil, belastet von Sorgen der Betriebe wegen schwächelnder Nachfrage, geopolitischer Spannungen, hoher Kosten und nachlassender Wettbewerbsfähigkeit. Aber die Anzeichen für eine Stabilisierung haben sich verfestigt und geben Hoffnung auf eine Verbesserung der Industriekonjunktur 2026."

UniCredit Bank Austria Einkaufsmanagerindex © S&P Global/UniCredit

Produktion und Auftragslage

Der Anstieg des Index um 1,2 Punkte gegenüber dem Vormonat wurde von fast allen Komponenten getragen. "Im Oktober haben die heimischen Industriebetriebe ihre Produktion leicht ausgeweitet, gestützt auf eine deutlich günstigere Auftragslage. Dennoch wurde der Personalstand mit höherem Tempo verringert, um den steigenden Kosten etwas entgegenzusetzen", fasst Bruckbauer die wichtigsten Ergebnisse der monatlichen Umfrage zusammen.

Der Produktionsindex stieg auf 50,7 Punkte, während der Index für das Neugeschäft mit 49,0 Punkten den besten Wert seit dreieinhalb Jahren erreichte. "Der Rückgang der Neu- und Folgeaufträge setzte sich im Oktober zwar fort, allerdings zeigte sich eine klare Stabilisierungstendenz", ergänzt UniCredit Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl. Diese Entwicklung sei sowohl in der Binnen- als auch in der Auslandsnachfrage erkennbar.

Lieferkettenprobleme bremsen

Trotz des stabileren Nachfrageumfelds verringerten die Industriebetriebe ihre Einkaufsmenge erneut deutlich. "Aufgrund der geringeren Einkaufsmengen bei gleichzeitig leicht steigender Produktion nahmen im Oktober die Lagerbestände an Vormaterialien und Rohstoffen mit hohem Tempo ab. Geringere Einkaufsmengen, der Abbau der Vormateriallager und längere Lieferzeiten auf Lieferantenseite dürften in Zusammenhang mit der Lieferkettenproblematik bei Halbleitern stehen", so Pudschedl.

Der inverse Lieferzeitindex sank auf 46,1 Punkte. Das sei ein Hinweis auf die stärkste Verlängerung der Lieferzeiten seit drei Jahren.

Jobabbau setzt sich fort

Die aktuellen Zahlen zeigen, dass sich im Oktober trotz der leichten Ausweitung der Produktion und der Stabilisierung der Auftragsentwicklung der Abbau des Personalstands in der heimischen Industrie fortgesetzt hat. Was Sorge bereiten sollte, ist das aktuelle Tempo. Dieses beschleunigte sich laut den Experten der UniCredit Bank Austria deutlich. Der Beschäftigtenindex mit 43,7 Punkten ist der niedrigste Stand seit März 2025. Seit Jahresbeginn gingen in der österreichischen Sachgütererzeugung mehr als 10.000 Arbeitsplätze verloren. Das ist ein Minus von rund 1,5 Prozent. Besonders betroffen waren Oberösterreich und die Steiermark, während der relativ stärkste Rückgang im Burgenland verzeichnet wurde.

UniCredit Bank Austria Einkaufsmanagerindex und Teilindizes © S&P Global/UniCredit

"Das Verhältnis des gesunkenen Beschäftigtenindex zum deutlich höheren und leicht gestiegenen Outputindex lässt im Oktober erneut auf eine Erhöhung der Arbeitsproduktivität in der heimischen Industrie schließen. Die Bestrebungen zur Steigerung der Produktivität im Sektor werden angesichts der durch hohe Kostenanstiege verschlechterten internationalen Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Industrie in den kommenden Monaten weiter anhalten", meint Pudschedl. Laut dem Experten soll nach durchschnittlich 3,8 Prozent im Jahr 2024 die Arbeitslosenquote in der heimischen Industrie im Jahr 2025 auf durchschnittlich 4,3 Prozent steigen, bleibe damit aber deutlich unter dem gesamtwirtschaftlichen Wert von 7,5 Prozent.

Kosten steigen

Außerdem sind die hohen Energiepreise sowie Personalkosten weiterhin sehr große Probleme und stellen die heimische Industrie vor große Herausforderungen. Die Kostenbelastung durch Energie und Personal bleibt also erheblich. "Obwohl sich der Kostenanstieg verlangsamte, kam es im Oktober zu keiner Entspannung der Ertragslage der heimischen Industriebetriebe, da im Verkauf aufgrund der schwachen Nachfrage und des daraus resultierenden Wettbewerbsdrucks noch höhere Rabatte als im Vormonat eingeräumt wurden," so Pudschedl.

Optimismus für 2026

Trotz der aktuell schwierigen Lage zeigen sich die Industriebetriebe aber zuversichtlicher. Der Erwartungsindex für die Produktion auf Jahressicht stieg im Oktober auf 59,7 Punkte – den höchsten Wert seit Februar 2022.

"Angesichts des herausfordernden internationalen Umfelds und der weiterhin zurückhaltenden Nachfrage wird die Industriekonjunktur in Österreich in den kommenden Monaten vorerst nicht in Schwung kommen", sagt Bruckbauer und ergänzt abschließend: "Allerdings ist der Optimismus unter den heimischen Industriebetrieben für 2026 deutlich gestiegen. Zwar sind die Aussichten weiterhin durch wirtschaftspolitische Unsicherheiten belastet, doch die Hoffnung auf einsetzenden Rückenwind durch Investitionsprogramme in Europa, insbesondere in Deutschland, hat zugenommen."

www.bankaustria.at

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