Kunst als Überlebensstrategie
Slice of Life im Museum der Moderne Salzburg

| Gerhard Krispl / LEADERSNET-ART Herausgeber 
| 19.08.2025

Wie Kunst zum Rettungsanker wird, wenn das Leben aus den Fugen gerät, zeigt die hochkarätige bestückte Ausstellung Slice of Life.

In einer Zeit globaler Krisen und gesellschaftlicher Umbrüche zeigt das Museum der Moderne Salzburg mit "Slice of Life. Von Beckmann bis Jungwirth" eine bemerkenswerte Ausstellung, die aktueller nicht sein könnte. Bis zum 19. Oktober 2025 präsentiert das Museum im Rupertinum Werke aus den eigenen Sammlungen, die alle eines gemeinsam haben: Sie entstanden als Reaktion auf existentielle Bedrohungen, persönliche Krisen und gesellschaftliche Ausnahmesituationen.

Wenn Kunst zum Zufluchtsort wird

Die von Barbara Herzog kuratierte Ausstellung versammelt Gemälde, Grafiken, Fotografien und Objekte von Künstler:innen unterschiedlicher Generationen – von Max Beckmann bis Martha Jungwirth. Der verbindende Faden: Kunst als Überlebensstrategie, als Ventil zur psychischen Entlastung, als Möglichkeit, das Unbegreifliche fassbar zu machen. Gezeigt werden Werke von Max Beckmann, Margret Bilger, Lyonel Feininger, Greta Freist, Adolf Frohner, Richard Gerstl, Friedensreich Hundertwasser, Martha Jungwirth, Ernst Ludwig Kirchner, Oskar Kokoschka, Alfred Kubin, Elsa Lasker-Schüler, Maria Lassnig, Marino Marini, Max Oppenheimer, Madame d'Ora, Florentina Pakosta, Arnulf Rainer, Rudolf Schönwald, Zbyněk Sekal, Sophia Süßmilch und Wilhelm Thöny.

Max Beckmann, der als Sanitätsoffizier die Schrecken des Ersten Weltkrieges erlebte und einen Nervenzusammenbruch erlitt, schuf inmitten der Nachkriegszeit sein druckgrafisches Hauptwerk. Seine Zyklen, darunter "Der Jahrmarkt" (1921), verwandeln den Zirkus und Jahrmarkt zu Sinnbildern des Lebens – in der Maskerade offenbart sich das gesellschaftliche Rollenspiel.

Slice of Life
Ernst Ludwig Kirchner, Landschaft, 1916, Öl auf Leinwand, Museum der Moderne Salzburg © Andrew Phelps

Exil, Verfolgung und der Kampf ums Überleben

Besonders eindringlich zeigt sich die existentielle Dimension der Kunst an den Werken jener Künstler:innen, die unter der NS-Herrschaft litten. Lyonel Feininger musste 1937 gemeinsam mit seiner jüdischen Frau in die USA emigrieren. Die Faszination für die Wolkenkratzer New Yorks veranlasste ihn, wieder zu malen – seine "New York Buildings" entstanden als Ausdruck der schwierigen Anpassung an eine neue Heimat.

Wilhelm Thöny schuf mit "Paris Gambetta" ein Werk, das auf historische Fluchtgeschichten anspielt: Der französische Staatsmann Léon Gambetta war 1870 mit einem Heißluftballon aus dem belagerten Paris geflohen. Ein Bild, das wenige Monate vor Thönys eigener Flucht nach New York entstand. Die jüdische Modefotografin Madame d'Ora überlebte versteckt in einem französischen Bergdorf, während ihre Schwester in einem Vernichtungslager umkam. Ihre späteren Fotografien in Pariser Schlachthöfen verglich sie mit dem Schicksal der jüdischen Bevölkerung – eine verstörende, aber eindringliche Parallelisierung von Leiden.

Slice of Life
Slice of Life. Von Beckmann bis Jungwirth, Ausstellungsansicht, Museum der Moderne Salzburg, 2025 © Museum der Moderne Salzburg, Foto: wildbild, Herbert Rohrer

Künstlerinnen im Kampf um Sichtbarkeit

Einen besonderen Schwerpunkt legt die Ausstellung auf Künstlerinnen, die nicht nur unter äußeren Umständen, sondern auch unter der männlichen Dominanz im Kunstbetrieb litten. Maria Lassnig wagte den Sprung in die USA, wo ihre Körpergefühlszeichnungen jedoch nicht verstanden wurden. Martha Jungwirth wurde trotz ihrer Teilnahme an der documenta 6 in Kassel oft nur als "Direktorengattin" wahrgenommen, die "nebenher ein wenig malte".

Florentina Pakosta, eine Pionierin der feministischen Avantgarde, wurde 1971 als erstes weibliches Vorstandsmitglied der Secession und kuratierte 1978 die erste rein weiblich besetzte Ausstellung der Künstlervereinigung. Ihre fotorealistischen Kreidezeichnungen mächtiger Männerporträts spiegeln Machtverhältnisse wider und hinterfragen subtil patriarchale Strukturen.

Slice of Life. Von Beckmann bis Jungwirth
Museum der Moderne Salzburg, Rupertinum
Bis 19. Oktober 2025

www.museumdermoderne.at

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Herausgeber von LEADERSNET-ART ist Gerhard Krispl.

 

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