Interview mit Michael Kubischik
"Mit KI wollen wir die Erfolgswahrscheinlichkeit in der Forschung verdreifachen"

Im LEADERSNET-Interview spricht Sanofi Österreich-Chef Michael Kubischik u.a. über den Einsatz von Künstlicher Intelligenz zur Beschleunigung der Forschung, die strategische Positionierung als "Immunology Powerhouse" und die Bedeutung eines tieferen Verständnisses des Immunsystems für neue Therapien. Zudem betont er die gesellschaftliche Verantwortung des Unternehmens auf mehreren Ebenen.

LEADERSNET: Sehr geehrter Herr Kubischik, Sie haben Anfang des Jahres die Geschäftsführung von Sanofi Österreich übernommen. Wofür genau steht Sanofi? 

Michael Kubischik: Sanofi ist ein forschendes Biopharma-Unternehmen. Wir wenden zunehmend KI in der innovativen Forschung an und verbinden sie mit leidenschaftlichem Einsatz, um Medikamente und Impfstoffe zu entwickeln, die wirklich einen Unterschied im Leben der Menschen machen. Was mich persönlich an Sanofi seit mittlerweile fast 25 Jahren fasziniert, ist genau diese Verbindung aus wissenschaftlicher Exzellenz und dem aufrichtigen Wunsch, zu einer besseren Gesundheit weltweit, vor allem aber auch im deutschsprachigen Raum, beizutragen.

LEADERSNET: Neben Österreich verantworten Sie auch den Schweizer Markt und bringen zudem Erfahrungen aus Deutschland in Ihre neue Position mit. Welche Learnings aus diesen Märkten möchten Sie gezielt nach Österreich übertragen, und wie wollen Sie künftig die länderübergreifende Zusammenarbeit gestalten?

Kubischik: Der größte Unterschied der Schweiz gegenüber Österreich und Deutschland sind meiner Meinung nach die unterschiedlichen regulatorischen Systeme, die sich in wesentlichen Aspekten, vom Zeitpunkt der Zulassung bis zum zugelassenen Indikationsgebiet, von der EU unterscheiden können. Dieser Herausforderung zum Trotz ist es uns dennoch gelungen, die Zusammenarbeit zwischen Deutschland, Österreich und der Schweiz in den letzten Jahren zu intensivieren. Ich bin ein Fan davon, dies pragmatisch anzugehen und sich anzuschauen, wie am besten von den Stärken der anderen profitiert werden kann und wo es hingegen individuelle Lösungen braucht. Konkret haben wir mit länderübergreifenden Projekten, z. B. für die Interaktionen mit Meinungsbildnern oder zur Konzeption von Fortbildungsformaten sehr gute Erfahrungen gemacht. Dabei haben wir voneinander gelernt, Synergien genutzt und gleichzeitig die Besonderheiten jedes Marktes berücksichtigt.

LEADERSNET: Laut eigenen Angaben wollen Sie sich künftig als "Immunology Powerhouse" positionieren – was genau steckt hinter diesem Anspruch?

Kubischik: Wir gehören schon jetzt zu den führenden Unternehmen im Bereich Immunologie. Im Zuge einer strategischen Neupositionierung haben wir uns dazu committet, diesen Weg noch intensiver zu verfolgen. Bei Sanofi sind wir nämlich der Meinung, dass ein tiefgreifendes Verständnis des menschlichen Immunsystems einer der größten Hebel ist, der uns derzeit bei der Therapie vieler (chronischer) Erkrankungen zur Verfügung steht.

Unser Ansatz ist es, die immunologischen Prinzipien von noch mehr Erkrankungen zu verstehen und in weiterer Folge entsprechende Therapien zu entwickeln. Hier muss man unterscheiden zwischen Erkrankungen, die eindeutig einen immunologischen Ursprung haben. Dazu zählen zum Beispiel Autoimmunerkrankungen wie Multiple Sklerose. Bei anderen Erkrankungen, zum Beispiel bei Alzheimer, gilt es erst herauszufinden, ob und wie immunologische Prinzipien in deren Entstehung und Therapie eine Rolle spielen.

LEADERSNET: Die Gesundheitsbranche steht unter großem Innovationsdruck. Wie begegnet Sanofi dieser Dynamik (etwa im Bereich Digitalisierung oder personalisierte Medizin)?

Kubischik: Unser Anspruch ist es, Medikamente auf den Markt zu bringen, die entweder die ersten oder besten ihrer Therapieklasse sind. Im Bereich der Forschung und Entwicklung hilft KI uns dabei, die Entwicklungszyklen von Medikamenten deutlich zu beschleunigen. Gerade in der ganz frühen Phase bei der Entwicklung neuer Medikamente nutzen wir KI-Systeme, um zu schneller schauen zu können, welche Wirkstoffkandidaten tatsächlich wirksam und sicher sind. Dazu verwenden wir sogenannte "virtuelle Patienten" in Form von Computermodellen. Durch die Nutzung dieser anonymisierten Patientendaten wird ermöglicht, die Anzahl der teilnehmenden Patient:innen zu reduzieren und die Wirksamkeit von Medikamenten schneller und präziser vorherzusagen.

Ein wichtiger Schritt, da es nur rund zehn Prozent der Wirkstoffe, die weltweit erforscht werden, zur Markreife schaffen. Mittelfristig glauben wir, dass wir mithilfe von KI diese Wahrscheinlichkeit auf 30 Prozent steigern können. Und das wäre ein maßgeblicher Erfolg für unser aller Gesundheit!

LEADERSNET: Wie geht Sanofi mit seiner gesellschaftlichen Verantwortung um – etwa im Hinblick auf Versorgungssicherheit und Prävention?

Kubischik: Wir sind uns unserer gesellschaftlichen Verantwortung definitiv bewusst. Umso wichtiger ist es uns, dass es dabei bei keinem bloßen Lippenbekenntnis bleibt. Dementsprechend basiert unser Engagement in diesem Bereich auf mehreren Säulen.

In puncto Versorgungssicherheit setzen wir uns für einen gerechten Zugang zur Gesundheitsversorgung ein. Ein Beispiel: Wir haben uns angeschaut, wie sich der Zugang zu erschwinglichen Medizinprodukten verbessern lässt. Mit der Sanofi Global Health Unit unterstützen wir über 40 einkommensschwache Länder wie Niger, Jemen oder Kambodscha. Wir stellen dort rund 30 Sanofi-Medikamente gegen nichtübertragbare Krankheiten (NCDs) wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und Krebs zur Verfügung.

Sie haben auch den Punkt Prävention angesprochen. Hier setzen wir bereits bei den eigenen Mitarbeiter:innen an: Unter den Initiativen "Move often, Eat well, Stay healthy" bündeln wir bei Sanofi vielfältige Maßnahmen zur Förderung von Gesundheit und Wohlbefinden. In Österreich reicht das Angebot von abwechslungsreichen Sportmöglichkeiten über gesunde Verpflegung im Büro bis zu regelmäßigen Vorsorge- und Impfprogrammen. Unser Ziel ist es, ein Arbeitsumfeld zu schaffen, das einen gesunden und aktiven Lebensstil unterstützt.

Zu gesellschaftlicher Verantwortung gehört natürlich auch der Bereich Umwelt. Auch da sind wir erpicht darauf, unserer Verantwortung nachzukommen. Wir versuchen entlang der gesamten Wertschöpfungskette nachhaltiger zu werden, und das über den ganzen Lebenszyklus eines Produkts hinweg: beginnend bei seiner Entwicklung bis zu seiner Entsorgung. Klares Ziel ist es, bis 2045 Netto-Null-Treibhausgasemissionen zu erreichen. Das zeigt, dass wir nicht nur kurzfristig denken, sondern langfristig Verantwortung übernehmen wollen – für unsere Patient:innen, aber eben auch für die Gesellschaft und unseren Planeten.

Ich denke, allein diese Schwerpunkte zeigen, wie wir bei Sanofi unsere gesellschaftliche Verantwortung durch konkrete Maßnahmen und langfristige Verpflichtungen in die Praxis umsetzen. Und auch künftig wird das ein integraler Teil unserer Unternehmensstrategie bleiben.

www.sanofi.com/osterreich

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