Steuerliche Quick Wins
Welche Investitionen sich bis Jahresende noch lohnen

| Tobias Seifried 
| 06.08.2025

Da sich die Wirtschaft nur langsam und die Insolvenzen weiterhin hoch bleiben, ist es für heimische Betriebe derzeit umso wichtiger, Spielräume zu nutzen. Ein Steuerexperte zeigt, welche steuerlichen Quick Wins es gibt.

Angesichts anhaltender wirtschaftlicher Unsicherheiten sehen sich viele Unternehmen in Österreich mit erheblichen Herausforderungen konfrontiert. Zwar zeigt sich 2025 eine leichte wirtschaftliche Erholung, doch bleibt die Zahl der Insolvenzen hoch: Laut KSV1870 mussten im ersten Halbjahr 3.491 Firmen Insolvenz anmelden – das entspricht rund 19 Pleiten pro Tag (LEADERSNET berichtete). Besonders betroffen sind der Handel, die Bauwirtschaft sowie Gastronomie und Beherbergung.

"Diese Branchen spüren wirtschaftliche Zurückhaltung besonders schnell", sagt Steuerexperte Edin Salihodzic von Team23. Er rät dazu, aktiv zu handeln, statt nur zu reagieren. "Viele Unternehmer unterschätzen, wie viel Spielraum sie im zweiten Halbjahr noch haben." Wer jetzt die richtigen Maßnahmen ergreife, könne nicht nur die Steuerlast für 2025 senken, sondern auch strategisch investieren.

Unsicherheit durch Steuerreform

Mit Juli trat eine neue Steuerreform in Kraft. Doch wie sich diese ab 2026 konkret auswirken wird, sei in vielen Bereichen noch unklar. "Es steht völlig offen, welche Begünstigungen weiterhin gelten und welche plötzlich wegfallen", so Salihodzic. Deshalb sei 2025 vermutlich das letzte Jahr, in dem klassische steuerliche Optimierungen sicher nutzbar seien. Erste Einschränkungen zeigen sich etwa bei steuerfreien Mitarbeiter-Benefits, deren Bedingungen teilweise verschärft wurden – bei gleichbleibenden Beträgen und steigender Inflation.

Maßnahmen mit Wirkung

Unternehmen sollten dem Experten zufolge die verbleibende Zeit bis Jahresende nutzen, um gezielt zu investieren. Eine Möglichkeit sei etwa die Nutzung von Genussrechten, mit denen Kapital aufgenommen werden kann, ohne Stimmrechte abzugeben. Die Ausschüttungen könnten zudem steuerlich als Betriebsausgabe geltend gemacht werden.

Auch Umstrukturierungen seien weiterhin attraktiv: Die Überführung eines Einzelunternehmens in eine GmbH sei 2025 noch steuerneutral möglich – inklusive der Übertragung von Vermögenswerten mit "stillen Reserven". Zudem könne sich ein Wechsel von der Pauschalierung zur freiwilligen Bilanzierung lohnen, insbesondere bei höheren Investitionen.

Ein weiterer Hebel sei der investitionsbedingte Gewinnfreibetrag, der bereits ab einem Netto-Investitionsbetrag von 1.000 Euro greift. Salihodzic verweist auch auf die freiwillige Pensionsvorsorge: "Bis zu 300 Euro monatlich können als Betriebsausgabe abgesetzt werden – und stärken gleichzeitig die Arbeitgebermarke."

Strategisches Vorgehen statt Routinen

Ein häufiger Fehler sei das Festhalten an bestehenden Abläufen. "'So haben wir das immer schon gemacht' ist in dieser Zeit keine gute Strategie", warnt Salihodzic. Ohne konkrete Berechnungen und Gespräche mit dem:r Steuerberater:in würden viele Unternehmen Einsparpotenziale verschenken. Für Betriebe mit Liquiditätsengpässen empfiehlt er eine konsequente Verfolgung offener Forderungen – etwa durch Inkasso oder Factoring.

Appell an die Politik

Salihodzic fordert auch klare Schritte von der Politik: Neben einer Neuauflage der steuerfreien Mitarbeiterprämie in Höhe von 3.000 Euro plädiert er für verpflichtende e-Rechnungen und schärfere Kontrollen ausländischer Betriebe. "Es kann nicht sein, dass manche Unternehmen jahrelang unter dem Radar fliegen, während heimische Betriebe laufend kontrolliert werden." Wichtig seien gleiche Spielregeln für alle – sowie mehr Handlungsspielraum für jene, die aktiv gestalten wollen.

www.team23tax.at

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